17

33 5 0
                                    

Ein paar Tage vergingen und ein wiederkehrender Rhythmus legte sich über mich. Zuerst hatte ich Unterricht bei Misses Dean, die mich entweder für mein Verhalten rügte oder mir erklärte, worauf ich als zukünftiger König bei meiner Regentschaft zu beachten hatte. Anschließend widmete ich den Nachmittag Justus, meinen Lehrer für alles, was ich in der Schule verpasst hatte. Lange Zeit stolperte ich über die simpelsten Dinge, doch er wurde nie wütend oder ungeduldig. Irgendwann schien ich die grundlegende Struktur zu verstehen und von da an wurde jeder Tag einfacher.

Danach trainierte Jimin mit mir und nach dem Abendessen erwartete mich ein neuer Lehrer, Herr Robust, der mit Hilfe von Jac mir Wissen über meine Fähigkeiten einzuverleiben versuchte.

Stöhnend rieb ich mir übers Gesicht. Niemand, abgesehen von mir, befand sich in dem Raum. Missmutig blickte ich mich erneut im Saal um, in der Hoffnung auf irgendwas, das diese Leere an Beschäftigung füllen könnte. Die Nacht zog übers Schloss hinweg, dennoch war es recht früh. Die breiten Fenster ließen daran keine Zweifle. Gerade eben stand die Sonne noch hoch am Himmel. Dennoch fühlte es sich an, als würde die Zeiger der Uhr sich langsamer drehen.

Im Schneidersitz saß ich auf einen der Tische. Herr Robust hatte mich mir selbst überlassen. Ich sollte meditieren, meinte er. Für wenige Minuten hatte ich es auch ernsthaft probiert, aber meine Gedanken ließen mich nicht. Nun war ich einfach nur noch genervt. Er sollte mir beibringen, wie ich meine Fähigkeiten benutzen und kontrollieren konnte, doch stattdessen sollte ich 'inneren Frieden' finden. Jac hatte das ganze abgenickt, was mich in keinster Weise überrascht hatte.

Ein gewisser Alltag gliederte sich ein. Die Welt schien ein wenig normaler, bis auf diesen einen Teil meines Tagesablaufes, bei dem ich den Wachen befahl, ihre Position zu wahren und mir nicht zu folgen. Selbst nach Jimins Entdeckung schaffte ich es nicht, mich zurückzuhalten. Ich beobachtete mich selbst, wie meine Beine Nacht für Nacht in Richtung des Kerkers liefen. Ich kannte bereits die Namen der Wachen für den Bereich und Neil war nicht länger ein Unbekannter. Auch dieser war äußerst verwirrt, als ich ihm von der Identität seiner Schwester erzählte. Lucy hatte ihnen offenbar nie erzählt, dass sie die DNA eines Seratra hatten. Nun machte es Sinn, weswegen sie so unbekümmert über Hari Bescheid wusste.

Genervt vergriffen sich meine Hände in meinen Haaren. Schwarz, lockig und zu lang. Heute war der letzte Tag des Sommers. Der Herbst würde über uns herfallen und damit ein Kapitel meiner Erinnerungen abschließen. Es kam mir gleichzeitig viel länger vor, seit dem ich Jk das erste Mal gesehen habe und ebenfalls als hätte ich nur für eine Sekunde meine Augen geschlossen. Vielleicht war unser Verständnis für Zeit genauso wage wie das von unseren Gefühlen.

In der Entfernung hörte ich zwei Stiefelpaare. Sofort setzte ich mich aufrecht hin und formte Kreise mit meinem Zeigefinger und Daumen. Ebenfalls verriegelte ich meine Sicht und wartete auf ihr eintreffen. Es hörte sich an, als würden die Stiefel an der Tür vorbeilaufen. Für einige Sekunden hielt ich inne, bevor ich seufzend die Augen aufriss. Sofort erblickte ich zwei Männer, die mich mit abschätzenden Augen musterten. Ich hatte den Fehler bereits begangen, doch ich tat ahnungslos.

„Prinz Taehyung.", sagte ein jemand warnend. Ich fühlte mich hintergangen. Sie hatten mich ausgetrickst. Schuldig löste ich meine Haltung auf. „Ist ja gut.", murmelte ich ihn ihre Richtung. „Du musst das hier ernst nehmen. Meditation ist der Schlüssel zur Kontrolle und Kontrolle der Schlüssel zu deinen Fähigkeiten." Gedanklich sprach ich mit. Der Satz wurde mir in den letzten Tagen zu einem unglaublich anhänglichen Begleiter. Ich lächelte, doch es verriet meinen Unwillen.

Ich verstand es ja. Theoretisch kein Thema. Ich strauchelte nur an dem praktischen Teil. „Ich habs ja probiert! Immer und immer wieder, aber-" „Dann probiere es stärker!", beschimpfte mich der Lehrer. Beleidigt sah ich ihn an. Als er sich kurz umwandte, um Jac einen Blick zu schenken, streckte ich ihm die Zunge heraus. Jac quittierte dies mit einem warnenden Augenbrauen-Heben. Stattdessen starrte ich also aus dem Fenster.

𝐅𝐨𝐮𝐫 𝐒𝐲𝐥𝐥𝐚𝐛𝐥𝐞𝐬 (𝖳𝖺𝖾𝗄𝗈𝗈𝗄)Where stories live. Discover now