𝐓𝐰𝐞𝐧𝐭𝐲 𝐟𝐢𝐯𝐞

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Dieses Mal ging ich zuerst.
Dieses Mal ließ ich ihn sitzen, während ich mich in den Schlafsaal schlich.
Jimin wachte auf und schenkte mir einen fragenden Blick, doch ich ignorierte ihn. Momente seines Starrens verstrichen. Lediglich seine Augen, die nach einer Antwort auf seine ungestellten Fragen warteten. Irgendwann gab er auf und drehte sie wieder um.
Tief atmete ich. Ein und aus. Während die Beine, an meinen Hüften befestigt, mich zu dem letzten freien Schlafplatz begleiteten. Schnell schlüpfte ich unter die leichte Decke und schloss meine gereizten Augen.

Jeder Versuch, jede Hoffnung auf Schlaf, auf Ruhe in meinem Kopf, blieb unerfüllt. Jungkook kreiste durch meinen Verstand. Nicht nur er. Alles stahlt der Traumwelt die Gelegenheit nach mir zu greifen. Mir war zum Schreien zumute.
Während Jk bei mir war, schien mein Kopf leer zu sein. Er vertrieb mit seiner Anwesenheit jede Frage, jeden Zweifel, jede Angst und jede Wut, doch sobald ich seine Edelsteine nicht mir auf mir spüren konnte, verflog dieses Schutzschild. Gedanken, wie kleine Messerchen stürzen auf mich ein und verlangten nach meinem Blut.

Alles in mir richtete sich auf, kämpfte gegen meine inneren Waffen. Das Metall meiner Fragen, der Gedanken, lechzte nach dem Rot meiner Venen, stolzierte durch diese hindurch und ließ sie sich wellenartig verteilen.
Ich hasste dieses Unwissen. Diese fehlende Information, die mir hätte Sicherheit schenken können - in jede Richtung. Ich wusste nicht, wer der Dunkelhaarige und seine Mannschaft waren, wie das mit uns weitergehen sollte, warum Lucy und Nile seinen Vater kannten, warum er mir nichts sagen konnte, was da in diesem Hotel passiert war, was Damian versuchte, um mich zu finden und ganz wichtig - was waren das für Gefühle in mir?

Diese Empfindungen, die irgendwie brodelten und brodelten und sich so anfühlten, als würden sie jede Sekunde aus mir rausbrechen. Sie kratzen an meiner Seite, versetzten mein Herz in eine Art Krampf.
Die Gefühle überschütteten meinen Verstand mit einer Wucht, die ihn zum Sinken zwingen wollte. Wie lange er standhalten konnte?: Mein Kopf, der an seiner Standfestigkeit haderte.
Irgendwann hielt ich sie nicht mehr aus, die Flut an Überlegungen, die mich zu nichts brachten. Leise setzte ich mich in den kleinen Raum auf und verließ den Platz am Boden, der provisorisch errichtet wurde. Meine Füße, fanden wie von allein halt in den Schuhen unweit von mir. Zusammen trugen sie mich aus den Saal mit den schlafenden Jungen.

Ich rechnete damit, als ich die Tür öffnete, Jk anzutreffen. Die ganze Zeit hatte ich gewartete, auf die bekannten Laute seiner Stiefel, die in selbst zurück zu dem Schlafraum bringen sollten, doch sie blieben aus. Fortan musste er noch immer seine Edelsteine dem nächtlichen Sternenhimmel widmen.

Auch als ich das Holz leise hinter mir schloss, wachte niemand auf, weshalb ich erleichtert aufschnaufte. Eilig machte ich mich auf den Weg durch die Gänge der Lucy. Von außen wirkte das Schiff nicht so groß, wie es im Endeffekt war. Die Flure zogen sich, jeder Schritt durchbrach die Stille und ließ mein Herz zusammenschrecken. Holzboden löste Holzboden ab und verschaffte der Ambiente eine eintönige Note.

Wie ein Schatten huschte ich über die Stufen, bevor ich leise abermals eine Tür öffnete.
Die Messer funkelten und schienen einen gewissen Ruf auf mich auszuüben, denn ich erschrocken aus meinen Gedanken verbannte.
Nach kurzer Suche fand ich die Utensilien und begann mein Werk. Mit jedem Gedanken, der die Wellen in mir aufschlagen ließ, köpfte ich eine weitere Kartoffel. Ich beachtete den Schmerz in meinen Beinen nicht, der mir noch vom letzten Tag geblieben war. Die Erinnerung an Jk kam augenblicklich in meinen Gedächtnis zum Erklingen. Es hatte keinerlei Verbindung und doch schlich er sich erneut in meinen Verstand.

Gewaltsam zerteilte sich die Kartoffel vor mir. Es half nicht. Langsam ergriff mich die Panik. Sie kam überraschend, unvorhersehbar. Fesselte meine Hände ans Zittern, vereiste meine Gelenke. Abgehackt - bewegten sich meine Gedanken, genauso wie mein Körper.
Mein Kopf fing das Geräusch von dem Messer auf. Es klang unendlich lange in mir nach, während bereits der nächste Laut von dem Schnitt kam.

𝐅𝐨𝐮𝐫 𝐒𝐲𝐥𝐥𝐚𝐛𝐥𝐞𝐬 (𝖳𝖺𝖾𝗄𝗈𝗈𝗄)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt