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Der König hatte sein Wort gehalten. Bereits am nächsten Morgen wurde ich über meinen neuen Tagesablauf aufgeklärt, den sie sofort in die Tat umsetzten. Neben der Kleiderstange für edle Outfits befand sich nun ebenfalls eine mit verschiedenen Trainings Klamotten. Ein weiterer Blick auf meinen Stundenplan ließ mich seufzen. Es war ein großer Kontrast zu den wenigen Aktivitäten der Tage zuvor.

Seufzend rieb ich mir die Augen, während ich diesmal in etwas Grünes schlüpfte. Hinter den jeweiligen Aktivitäten wurde sorgfältig die passende Garderobe festgehalten.

Anschließend verließ ich das Zimmer, auch diesmal ließ ich meine Waffe zurück, und brachte die ersten Tätigkeiten hinter mich.

Die Lehrerin war streng und hatte eine Menge an mir zu nörgeln. Am schlimmsten war bisher der Verhaltensunterricht bei Misses Dean. Alleine jetzt schon hatte sich ihre Stimme in mein Gehirn gebrannt. So ging der Vormittag und der Mittag vorüber.

Mit eiligen Schritten raste ich durch die Flure. Die Beschreibungen für die verwendeten Räume waren wage. 'Zweiter Speisesaal', was sollte ich mit dieser Information den anfangen? Damit brach ich bereits eine der Regeln die Misses Dean mir eingetrichtert hatte: Ein Mitglied der königlichen Familie ist immer pünktlich und sieht sich nicht in der Not, zu eilen. Nochmals schien ich zu seufzen und erinnerte mich daran, dass das hier meine Idee war. Anschließend bog ich um eine Ecke und stieß auf einen etwas älteren Mann. Würdevoll mit schlanker Figur stand er mir abgewandt, die Hände hinter seinen Rücken. Augenblicklich nahm ich ein normales Tempo an. Als er meine Schritte vernahm, blickte er sich um. Noch einer dieser strengen Mentoren, wie es aussah.

Er verbeugte sich leicht, während er das Glas vor seinem rechten Augen zurecht rutschte. Er lächelte. Seine Augen waren durch den Effekt des Monokels unterschiedlich groß. „Du bist sicher der Prinz!" Ich nickte, mein Gesicht mit einem kleinen freundlichen Lächeln versehen. In der Eile hatte ich nicht mal darauf geachtete, welche Klasse als nächstes kam. Zu beschäftigt war ich mit dem Beantworten der Wo-Frage.

Er reichte mir die Hand. Ich umgriff sie mit beiden Händen. Und wendete damit die erst kürzlich gelernten Verhaltenstechniken von Misses Dean an. „Ich bin Herr Justus. Ich bin die Vertretung für die Lehrkraft, die zurzeit nicht zur Verfügung steht. Ich bin ein Lehrer der lokalen Schule hier. Freut mich sehr, meine Hoheit." Unsicher was zu entgegnen, nickte ich nur mit einem bestätigenden Geräusch. Dann öffnete er die Tür zu dem Raum. Er war groß, aber nicht ganz so mächtig wie der Speisesaal, den ich bereits kannte. Doch es sah nicht aus wie ein Speisesaal. Nur wenige kleine Tische mit jeweils einen Stuhl befanden sich in dem Zimmer. Papier, Tinte und Feder standen neben einer Menge aufgestabelter Bücher. Gegenüber eine graue herausstechende Wand, die neulich erst festgemacht wurde.

Der Mann wieß mich an, mich nieder zu lassen, was ich sofort tat. Er dagegen lief auf die graue Wand zu und zückte ein Stück Kreide aus seiner Hosentasche. Mit schnellen Bewegungen schrieb er seinen Namen darauf. Später erfuhr ich, dass es sich bei dem grauen etwas, um eine so genannte Tafel handelte.

„Ich unterrichte dich fürs erste in Mathematik, Geografie und Wissenschaft." Herr Justus lächelte leicht, was mir Hoffnung darauf machte, nicht ganz verloren zu sein. „Was kannst du mir über die drei genannten Themen den schon sagen? Dann können wir da weitermachen, wo dein letzter Lehrer stehenbleiben ist." Beinah lachte ich. Ich hatte von den Begriffen kaum gehört, geschweige den konnte ich irgendwas darüber sagen. Offenbar hatte man ihn nicht recht über meine Situation aufgeklärt.

Ein weiteres Mal musste ich mich also bloßstellen. Auch bei Frau Dean zuvor, kam ich nicht darum herum.

„Entschuldigen Sie, dazu kann ich ihnen leider nichts sagen. Ich hatte noch nie Unterricht. Ich kann lesen und schreiben und weiß, wie man bis 100 zählt, aber dann hört mein Wissen wahrscheinlich auch auf." Ich war daran die Schultern zu zucken, als würde die Farbe meiner Wangen mich nicht verraten.

𝐅𝐨𝐮𝐫 𝐒𝐲𝐥𝐥𝐚𝐛𝐥𝐞𝐬 (𝖳𝖺𝖾𝗄𝗈𝗈𝗄)Where stories live. Discover now