𝐓𝐡𝐢𝐫𝐭𝐲 𝐞𝐢𝐠𝐡𝐭

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„Oi. Aufwachen! Genug geschlafen!"
Meine Sicht lichtete sich. Blinzelnd erwachte ich in der Realität. Ein Traum spielte in dem Hintergrund meines Gehirns und vermischte meine Wahrnehmung mit meiner Vorstellung.
Es roch nach Jungkook.
Ich setzte mich auf, um mich wieder in dieser Welt zurückzufinden. Sofort drehte sich der Raum. Gerade so erkannte ich die Person, die unweit von mir auf einem Regal saß. Es dauerte einige Sekunden, bis meine Erinnerungen zu mir zurückkehrten.
„Yoongi?"

Noch immer sah ich sein wutverzerrtes Gesicht vor mir, die trostlosen Augen, welche nach mir griffen. Zwischen diesen Moment und jetzt können nur wenige Stunden vergangen sein. Schlechtes Gewissen übernahm die Kontrolle in mir. Meine Augen rutschten auf die weiße Decke, die meine Beine bedeckte. Ich trug weder Schuhe noch meine alte Hose. „Ich-", begann ich meine Erklärung. Ich war mehr als gewillt, diesen Zwischenfall zu klären und die alten Zustände wiederherzustellen.
„Es tut mir leid."
„Huh?"

Meine Sicht sprang von der Decke hoch zu seinen Augen. Diesmal wich er meinem Blick aus. Seine Worte hatten mich sprachlos gemacht.
Vermutlich vergingen einige Minuten, in denen die Stille im Raum übermächtig wurde. Mit jeder Sekunde, welche verging, fraß sie sich mehr in mein Gehirn, sodass es mir bald unmöglich wäre, das Schweigen zu brechen.

„Du musst nichts erklären. Ich weiß, dass du nichts dafür konntest. Du kennst diese Welt einfach nicht - nicht so wie wir. Wie könnte ich dir das zum Vorwurf machen? Das weiß ich selbst. Schon Minuten danach ist mir bewusst geworden, dass ich im unrecht war." Er seufzte und löste jeweils die Beine und die Arme aus ihrer Verschränkung. Es machte ihn menschlicher. Etwas an ihm wirkte so müde. Seine Seele war ausgelaugt, doch meistens war sein Körper fähig diesen Umstand zu verbergen. Tiefes Mitgefühl schüttelte mich.

„Mit mir ist einfach etwas durchgegangen. Ich hoffe, du kannst mir das nachsehen."
Ich schätze, jeder hatte seine Geschichte. Diese Welt, in die wir hineingeboren wurden, hatte wohl auch ihm einiges genommen. Wie könnte ich ihm nicht verzeihen?
Abwartend sah er mich an. Seine Augen zeigten nichts der Gefühle, die in seinem Inneren festgewachsen seien mussten. Yoongi war äußerlich so kalt, dass einem die Finger einfrieren könnten, käme man zu nah. Und doch wartete er geduldig auf meine Antwort. Ihm lag etwas daran.

„Ich- ich war nie wütend.", meinte ich schließlich, als mir nichts besseres einfiel.
Er löste sich aus seiner Haltung. Kaum merklich veränderte er die Postion. Gerade als es so aussah, als würde er etwas sagen wollen, öffnete sich die Tür.
Zum Vorschein kam Jin. Kurz lächelte er mir zu, bevor er den Minthaarigen zunickte. Dieser setzte sich sofort in Bewegung. Mit seiner dünnen Figur lief er an meinem Bett vorbei, ohne mich noch einmal mit einem Blick zu begünstigen. Um ehrlich zu sein, hätte ich das auch nicht erwartet. Sie schlossen die Tür hinter sich.

Sobald ich allein war, ließ ich mich zurück in die Kissen sinken. Lange war es her, dass mich diese Weichheit empfing. Ich weiß noch, wie schwer es mir fiel, die ersten Nächte im Kerker zu schlafen. Der Boden hatte mich nur immer an meine klägliche Existenz erinnert. Doch mittlerweile störte mich die Härte nicht mehr. Denn solange jemand neben mir war, dem ich vertraute, war Schlaf eine Einfachheit.
Ich blickte zu dem Regal, auf dem kurz zuvor Yoongi gesessen hatte. Der Raum war nicht dunkel, trotzt des abgedichteten Fensters. Das war also ihr Versteck.

Ganz automatisch bewegten sich meine Lippen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass mir dieses Gespräch mit dem Minthaarigen viel mitgegeben hatte. Ich verstand endlich die Hintergründe seiner Charakterzüge, die für mich immer verschlossen waren. Dieser plötzliche Wandel, der immer in ihm vorging, sobald sich die Umstände ändern, war für mich immer erschreckend. Unverständlich, wie er die lockeren Situationen ernst nehmen konnte, doch in den ernsten nur noch Witze riss. Am Anfang kam es mir wie ein unlösbares Rätsel vor, wie Jungkook ihn als seinen ersten Mann sehen konnte, doch jetzt verstand ich es.

𝐅𝐨𝐮𝐫 𝐒𝐲𝐥𝐥𝐚𝐛𝐥𝐞𝐬 (𝖳𝖺𝖾𝗄𝗈𝗈𝗄)Waar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu