𝐓𝐰𝐞𝐧𝐭𝐲 𝐭𝐡𝐫𝐞𝐞

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„Sieh mal einer an."

Mit zitternden Händen bemerkte ich seine Augen, die sich nicht scheuten, meine vollständige Gestalt aufzunehmen. Es war kein Hass, der in ihnen lag, doch es schien in diese Richtung zu gehen. Eine ähnliche Art von Gefühl musste ihn erreichen, wenn er mich so begutachtete.
Doch ihn schenkte ich weniger Aufmerksamkeit als dem Jungen, der an seiner Seite stand. Noch unsicherer als ich, wirkte er wie ein Fleck auf den Klamotten des Königs: Fehl am Platz. Er hatte etwas an sich, dass mein Herz mitfühlend höher schlagen ließ.

„Was hast du mitbekommen?", fragte Nils, während er sich mir geschmeidig näherte. Wie ein Raubtier, das zum Sprung ansetzte, schliefen seine Füße über den hölzernen Boden. Ich konnte nicht anders, als zurück zu weichen.
„N-nichts." Skeptisch erhoben sich seine Augenbrauen würdevoll, was sicherstellte, dass er hier der Überlegene war. Mir fiel die Ironie vor die Füße. Ich, der Prinz eines Landes, der eigentlich mit dem Führen von Menschen vertraut seien sollte, ließ sich einschüchtern von jeder Rührung, die ein Unbekannter tätigte.

„Mitkommen." Seine Stimme klang fest. „Und glaub gar nicht erst, du könntest dich hier verstecken. Das hier ist ein Schiff, mein Schiff. Wegrennen, würde dir nur semi viel bringen."
Er griff nach nach meinem Arm, weshalb ich kurz zurücksteckte. Doch er hatte recht, logischerweise. Hier konnte ich nicht wegrennen.

Ohne vorhersehen zu können, überraschte mich ein Gedanke. Mein Verstand verschloss die Türen zu meinen Nerven, um mich so etwas vor dem Ansturm an Empfindungen zu schützen. Es war ein Satz voller Neid, denn ich nie auszusprechen vermochte. Nie mit meinem Mund bilden konnte, ohne in der Eifersucht zu ertrinken, die sowieso unentwegt an dem Saum meiner Kleidung riss:
Nils würde besser zu ihm passen.
Es lag so viel Wahrheit in diesen sechs zusammengewürfelten Worten, so viel, dass sie meinen Rachen mit Säure abfüllten. Ich fühlte sie, wie kleine Tiere über meine Haut wandern und sich hin und wieder in die Ritze meinen Muskeln eingraben. Mein Gehirn verlor die Kontrolle an die Eifersucht, die sich eigentlich zum Schlafen hatte hinlegen wollte. Nur eine Sekunde, doch fragte ich mich, zu was ich durch sie in Stande wäre. Was wäre ich im Stand zu tun für Jungkook?
„Nicht träumen."

Plötzlich kam ich wieder in dem Flur an. Meine Augen fanden seine und für den Bruchteil einer Zeit erkannte ich etwas wie Unsicherheit in ihnen. Es verwirrte mich. Er verwirrte mich.
Der andere Junge verschwand unbemerkt, während wir durch den langen Flur des großen Schiffes liefen und schlussendlich vor einer Tür endeten. Es schien, als würde er sich selbst gut zureden, bevor der seinen Arm erhob. Seine Hände gefroren in der Luft und ließen sich von dem Sauerstoff tragen.

Ich lauschte der Stimme hinter der Tür, die ganz leise bis hier hin vordrang. Zugegeben, ich hatte ausreichend Angst vor dem Mann hinter dieser Tür, genauso wie vor dem vor dieser. Den Gesprächen der Frauen in der Küche zufolge, kannten lediglich ein Bruchteil der Frauen den Kapitän. Er zeigte sich niemanden, kam nie hinter der Tür hervor und die, die diesen Raum je betreten hatten, schienen ihn nie wieder auf zwei Beinen verlassen zu haben.
Dementsprechend angespannt blickte ich zu Nils. Meine Fingerspitzen berührten immer wieder den Stoff meiner Hosen, wenn sie durch ihr Zittern die Kontrolle zu ihren Bewegungen verloren. Tief atmete ich ein, was Nils auf eine seltsame Art nachahmte, dann klopft er.
„Herein.", herrschte eine mächtige Stimme. Das Beben schlug Wellen von meinen Händen zu meinen Füßen und nahm meinen Beinen die Sicherheit. Doch ich folgte Nils, als er den Raum betrat.

Einen Stuhl unweit belegte ein Schatten, den ich nicht betrachten konnte, da er uns den Rücken zuwandte. Die Wände bekleideten Karten und Schriften. Es war aufgeräumt und keine einzige Bierflasche war zu finden. „Wer ist da?" Mir wurde schlagartig übel bei dem Klang der fremden Stimme. Sie war weich, doch überschattete die heraus-qualmende Autorität ihre Sanftheit.
„Kapitän. Ich bin es, mit einem Eindringling."
Ein seitlicher Blick verriet mir Nils starre Haltung. Er hatte Angst.
„Ein Eindringling?" Schlucken meinerseits.

𝐅𝐨𝐮𝐫 𝐒𝐲𝐥𝐥𝐚𝐛𝐥𝐞𝐬 (𝖳𝖺𝖾𝗄𝗈𝗈𝗄)Où les histoires vivent. Découvrez maintenant