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Ich rang mir ein halbes Lächeln ab, während ich zu dem Fenster winkte. Geistig versuchte ich mich für das Kommende vorzubereiten. Natürlich war mir bewusst, wie wenig mir das nützen würde. Auf meinen Bruder konnte man sich beim besten Willen nicht vorbereiten. Auf keinen von ihnen.

Jungkook bemerkte den Einriss in meiner Laune und lehnte sich mit seinem Körper vor mich. Ich hatte kaum mitbekommen wie und wann er aufgesprungen war. Aber sowas war ich von ihm gewohnt.

„Tee?", rief der Mann mit dem dunkelbraunen Haar zu uns hinab. Ich kannte ihn, ich wusste es war keine Frage, der man zustimmen oder ablehnen könnte.

„Kamille", antwortete ich ihm möglichst ruhig, während ich meine Hand ausstreckte, um Jungkook auf mich aufmerksam zu machen.

„Du bist so vorhersehbar Bruder", leichter Hohn schwamm in seiner Stimme mit, aber ich ließ mich dessen Wirkung nicht anmerken. Nun wendete er seinen Blick von mir ab und fixierte den Dunkelhaarigen.

Meine Finger krallten sich an seiner Jacke fest. „Sag irgendeine andere Sorte als Kamille.", raunte ich ihm schnell zu. Er hinterfragte meine Worte keine Sekunde lang.

„Jasmin.", lautete seine Antwort. Des Prinzen Mundwinkel zuckten gefährlich, als hätte er den ersten Teil einer Prüfung bestanden.

„Lieber Bruder ich werde dir nun eine Frage stellen." Nervös zuckte mein kleiner Finger. Mindestens einer schien das bemerkt zu haben, aber mir wurde nicht bewusst, wer der beiden. „Schieß los."

Er lächelte verhalten, ein Trugbild von seinen eigentlichen Gefühlen.

Er war auf der Jagt. Ein Jäger. Keiner mit Pfeil und Bogen, keiner wie der kalte Prinz Evin. Einer mit einem lächelnden Gesicht und Zuwendung auf der Zunge.

Er spielte ein Spiel mit uns. Ein Schachliebhaber. Immer mit Strategien im Hinterkopf. Immer bereit jemanden in seine Falle zu locken und dabei auszusehen, als wäre es ein Witz unter Freunden.

Lass dich nicht trügen, verpflichtete ich mich.

Henry lehnte sich leicht auf das Fensterbrett. „Kannst du dir vorstellen, welche Wahl unser Bruder getroffen hat?" Er lachte, um zu offenbaren wie absurd er diese Entscheidung fand. Jungkook runzelte seine Stirn. „Sie müssen schon eine Weile hier sein, aber ich verstehe nicht - Wir hatten ausgemacht, davor zu warten.", flüsterte er zu sich selbst. Meine Hand löste sich von seinem Stoff und legte sich stattdessen auf seine Schultern. „Auf das Wort einer meiner drei Brüder kann man kein Wert legen.", hauchte ich ihm zu. Er schaute zu mir und schien meine Berührung wertzuschätzen.

„Ach kommt, das ist unfair! Lasst mich Teil eures Gespräches sein oder ich muss davon ausgehen, dass ihr mit Geheimnissen verhandelt." Listig, abwartend und vehement starrte er auf uns herab. Ich blickte erneut zu ihm hinauf und ging nicht auf seine Warnung ein.

„So wie ich Evin kenne", ich formulierte meine Worte nur aus Höflichkeit so, „gehe ich davon aus, dass er auf den Tee gerne verzichtet hätte." Ich war nah daran meine Augen zu schließen, um sein Urteil reuevoll abzuwarten, hielt mich aber gerade so zurück.

Unbewusst spannte ich meine Finger an seiner Schulter etwas an. Langsam wurde auch er nervös. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, wie er beinah erneut seine Knöchel knacken ließ, sich aber selbst stoppte.

„Korrekt!", Henry lachte wie man es von einem Prinzen erwarten würde. Erhaben elegant, missmutig.

„Nach all den Jahren", er betonte seine Worte, als beginne er eine Gesichte, eine Legende gar, „hat er es immer noch nicht verstanden. Oder vielleicht ist er auch lebensmüde. Wer weiß schon, was in dem Kopf des kalten Ritters vor sich geht?"

𝐅𝐨𝐮𝐫 𝐒𝐲𝐥𝐥𝐚𝐛𝐥𝐞𝐬 (𝖳𝖺𝖾𝗄𝗈𝗈𝗄)Όπου ζουν οι ιστορίες. Ανακάλυψε τώρα