40. Kapitel

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40. Kapitel

Elaisa von Craig Königin von Castle Island

Ich stand in der Bibliothek mit Dr. Hoffmann und einer Krankenschwester. Vor mir war ein großer Standspiegel aufgebaut. Immer wieder lugte ich unsicher zu meinem Arzt. Doch dieser sprach beruhigend auf mich ein. „Du brauchst keine Angst haben, Elaisa. Du kommst sehr gut mit deinen Übungen voran", lobte er mich. Als ich zum wiederholten Male die einfachsten Sätze wiederholte.

„Mein Name ist Elaisa, wie geht es Ihnen heute?" Meine eigene Stimme ließ mich noch immer zusammenzucken. In all den Jahren hatte ich vergessen, wie ich mich anhörte. Doch wieder zu sprechen, fühlte sich so natürlich an, als hätte ich nie aufgehört damit. Nun wusste ich was die Leute meinten mit Das war wie Fahrrad fahren, man verlernt es nicht.

Jedoch konnte ich kein Fahrrad fahren, also wusste ich nicht ob ich es überhaupt verlernen könnte. Mit einem kleinen Lächeln drehte ich mich zu den Medizinern. Dr. Hoffmann grinste mich spitzbübisch an und gestikulierte mit seiner Hand zu einer Sitzgruppe an der Tee serviert war. „Ich übe jeden Abend, zumindest probiere ich es. Manchmal ist es schwierig, dass Adam mich nicht ertappt." Gab ich zu und nahm mir eine Tasse Tee. Dr. Hoffmann und Schwester Leila lachten. „Bis zur Hochzeit sind es zum Glück nur noch ein paar Tage, ich glaube sonst würde unser König durchdrehen", witzelte der Arzt. Seine braunen Augen glänzten dabei schelmisch. Auch ich musste lachen. Denn es stimmte. Adam wurde langsam wirklich nervös. Er war fast aufgeregter als ich. Deswegen hoffte ich umso mehr, dass ihm mein Hochzeitsgeschenk gefallen würde. Adam war zum Glück so beschäftigt, dass er deswegen nicht merkte, wie ich mich jeden Tag für eine Stunde mit seinem Leibarzt in die Bibliothek zurückzog um dort Unterricht zu nehmen. „Aber ich freue mich sehr auf die Hochzeit, Elaisa. Noch einmal vielen Dank für die Einladung", bedankte sich nun Leila schüchtern. Ihre blauen Augen sahen überall hin, außer zu mir. Sie war in meiner Anwesenheit ziemlich aufgeregt und blickte immer wieder bewundernd zu mir. Das war mir des Öfteren ziemlich unangenehm, denn ich war immer noch ein Niemand. Ein Mensch, der gerade mal das Sprechen neu erlernte. Sie war eine Werwölfin, eine Delta. „Das ist mir eine Ehre, du hast mir ebenfalls bei diesem Schritt geholfen. Außerdem bereitet das niemanden Umstände." Versuchte ich sie zu beruhigen. Schließlich war es kein Problem noch jemanden auf die Gästeliste zu setzen. Ich hätte hunderte Leute auf die Gästeliste dazugesetzt, hätte ich schon früher die Möglichkeit gehabt, wieder sprechen zu können. Mein Magen zog sich bei dem Gedanken zusammen, dass Adam es vielleicht nicht gutheißen könnte, wenn ich mich dieser OP unterzogen habe und er nicht bei meinen ersten Sätzen bei mir war. Denn ich wusste, dass Adam bei so etwas unbedingt dabei sein wollte. Doch wenn ich den König der Wölfe heiraten würde, dann wollte ich ihn etwas schenken was noch keiner hatte. Ich wollte dass er mich ganz hatte. Wenn ich seine Frau werden würde, wollte ich, dass er eine ehrenbürdige Königin hatte, die sprechen konnte. „Trotzdem bedanke ich mich bei dir, Elaisa." Ließ die kleine Brünette nicht locker, doch sofort wurde sie rot und trank hastig von ihrem Tee. Ich kicherte. Gerade wollte ich etwas erwidern, als ein Klopfen uns unterbrach.

Panisch blickte ich zu Dr. Hoffmann, wer konnte das sein? Niemand wusste von diesen Unterrichtsstunden. Auch Dr. Hoffmann starrte verirrt zu der prunkvollen Holztür. Bevor jemand etwas erwidern konnte, wurde die Türe jedoch schon geöffnet. Und als ich da sah, wer da eintrat, gefror mir das Blut in den Adern. „Ich habe schon seit mehreren Tagen Stimmen gehört und habe mich gefragt wieso sich Dr. Hoffmann für mehrere Stunden immer hier her verschanzt. Da musste ich einmal nachsehen. Doch was ich ihr vorfinde verstehe ich nicht." Ihre Stimme war leicht säuerlich. Die perfekt gezupften Augenbrauen und der schneidende Blick waren auf mich gerichtet. Wie immer trug Adams Mutter ein eng anliegendes hellblaues Etuikleid. Ihre braunen Haare waren zu einem Knoten zusammengesteckt worden. Ich schluckte schwer. Was sollte ich nun sagen? Mit hocherhobenen Kopf trat sie von der Türschwelle zu unserer Sitzgruppe. Mein Arzt räusperte sich und stand auf, kurz verneigte er sich. Als mir einfiel, dass ich diese Etikette vergessen hatte, wollte ich schon Anstalten machen, mich ebenfalls zu verneigen. Jedoch schüttelten Dr. Hoffmann als auch Leila unauffällig den Kopf. „Meine Majestät, es ist schön Sie zu sehen. Sie brauchen sich jedoch keine Sorgen zu machen. Ich bin hier täglich mit der Luna, um sie für die bevorstehende Hochzeit vorzubereiten. All die Planung und das große Aufsehen, beunruhigt sie und ihr ungeborenes Kind." Luise hatte kurz kritisch den Arzt gemustert, ehe ihr Blick wieder auf mich fiel. Sofort fuhr es mir kalt den Rücken herunter und reflexartig legte ich zum Schutz meine Hände vor meinen Bauch. Auch wenn Luise seit meiner Entführung plötzlich ziemlich nett geworden war, traute ich ihr nicht. Sie hasste mich, weil ich ein Mensch war. „Wieso habe ich dann drei Stimmen gehört, die sich prächtig amüsiert hatten? Außerdem weiß Adam hierüber Bescheid? Ich glaube nicht, dass er je eine Untersuchung seines Kindes auslassen würde." Ich schluckte. Denn sie hatte Recht. Adam würde mir bei unserem Kind nie von der Seite weichen. Doch ihre schnippischen Antworten, ließen den Doktor nicht aus der Ruhe bringen. „Ich habe mit einer Kollegin noch eine Videokonferenz geführt, die spezialisiert ist auf die Präklinischen Untersuchungen, vor allem bei Menschen, vielleicht haben Sie diese Stimme gehört. Natürlich weiß der König Bescheid, jedoch sind diese Sitzungen hier eher...eine Art Sprechstunde, dass sich die Luna ihre Sorgen von der Seele reden kann. Deswegen ist der Alpha nicht anwesend." Immer noch kritisch trat Luise weitere Schritte zu uns, dann musterte sie den Raum. Registrierte jedes Bücherregal, die Fensterfront mit der Aussicht auf den Rosengarten und neben unserer Sitzgruppe den großen Spiegel. Dann legte sie den Kopf schief und blickte letztendlich wieder zu mir. „Mein Gefühl sagt mir hier ist etwas faul. Eine Videokonferenz Dr. Hoffmann? Dann hätte sich diese weibliche Stimme anders angehört, viel leiser, blechern, doch sie war melodisch und sehr nah." Ich presste die Lippen zusammen und versuchte ihrem Blick stand zu halten. Tausende Gedanken schossen mir durch den Kopf. Ws würde sie jetzt tun? Waren wir aufgeflogen? Sollte ich Luise mit in das Geheimnis einweihen? Es war gespenstisch still im Raum, keiner rührte sich. Ich hatte mich immer gefragt, wie die Herrschaft von Luise und Johann waren, wie die Leute unter ihrer Herrschaft lebten. Denn dies hatte ich nur in meiner Kindheit und Jugend erlebt. Doch jetzt wusste ich es. Dieser eiskalte schneidend Blick, Luise ließ nicht zu, dass man sich gegen die Krone stellte. Sie bestrafte hart. Und ich hatte das Gefühl, sie würde mich gerade gerne bestrafen. Schluckend wandte ich letztendlich meine Augen ab. Sie hatte diese Runde gewonnen. „Elaisa, kann es sein das du gerade gesprochen hast? Hast du uns alle nur zum Narren gehalten? Hast du meinen Sohn zum Narren gehalten?"

Kyrie Eleison - Nur der Glaube kann dich retten Onde histórias criam vida. Descubra agora