24. Kapitel

12K 356 99
                                    

Elaisa von Craig

Ich liebe dich.
Ich liebe dich.
Ich liebe dich.
Er liebte mich.

Mich.

Mich, das stumme Menschlein.

Lieben. War er dazu wirklich fähig?

Lieben, solch ein kleines Wort, was mich völlig aus der Bahn geworfen hatte.

Ich liebe dich.

Fassungslos starrte ich den Mann vor mir an. Auch Adam schien für einen Moment geschockt. Wie erstarrt musterte er meine Reaktion, ehe kurz so etwas wie Schmerz und Reue in seinen schönen Augen aufblitze. Dann räusperte er sich und starrte auf sein halbgegessenes Sorbet. „Es tut mir leid, dass war wohl für uns beide unerwartet. Aber es stimmt. Ich liebe dich. Und damit meine ich, dass ich nicht von der Matebindung abhängig bin. Ich liebe dich, weil ich deine Art liebe, dein Lächeln, dein Strahlen und deine Schüchternheit. Natürlich erwarte ich nicht, dass du es erwiderst, es ist mir nur wichtig, dass du über meine Gefühle Bescheid weißt. Solltest du je zweifeln, dann sollst du wenigstens wissen, dass ich dich liebe."
Er meinte das wirklich ernst. Der Alpha, der König der Welt liebte mich. Obwohl seine Mutter mich verabscheute, obwohl Teile des Rudels mich verabscheuten. Dieser Mann liebte mich, auch wenn ich zum Schweigen verdammt war und meine Gefühle und Gedanken wohl nie so zum Ausdruck bringen konnte, wie es für eine richtige Königin angemessen war. Mein Mund fühlte sich plötzlich trocken an und mein Kopf war wie leergefegt. Dieses Geständnis sollte mich nicht so schockieren, Adam war durchaus in der Lage solche Gefühle zu fühlen. Sicherlich. Irgendwo tief in seinem Herzen, liebte er mich tatsächlich. Er fraß sich wohl Tag täglich mehr aus der Dunkelheit und dem inneren Monster. Seine dunkle Seite war weniger groß, als zu Beginn unserer ersten Begegnung. Sein Hass und Wut schlug nicht mehr blindlings um sich. Dennoch war da diese tiefe Schwärze die ihm Umgab wie ein Heiligenschein eines Racheengels. Konnte er mich dennoch bedingungslos lieben? All die Jahre hatte ich mir von einem Mann genau diesen Satz erhofft. Dabei hatte ich kein einziges Mal an den Alpha gedacht. Für mich war Liebe ein Zuhause, ein unerreichbares Zuhause was mich rettete. Doch Adams Schloss und Liebe brachte mich in die Zwänge des Hofes und des Adels. In einer Hierarchie aus Wölfen die mich jederzeit zerfleischen konnte. Und dennoch stellte Adam sich immer vor mich und versuchte mich zu beschützen.

Unsicher richtete ich meinen Blick wieder auf die grauen Augen. Es war faszinierend die tausenden Gefühle die sich in seinem Gesicht abspielten zusehen. Schmerz, Hass, Angst, Verzweiflung, Scham. All das spielte sich so schnell ab, dass mir ganz schwindelig bei dem Anblick wurde. Das grau in seiner Iris tobte wie ein Sturm und zeigte perfekt den inneren Sturm den er mit sich selbst austrug. Zart nahm ich deswegen meine Hand in seine. Er schluckte, war wie paralysiert. Es war gut, dass wir beide in diesem Moment keinen Ton von uns gaben. Manchmal war es besser zu schweigen, weil kein Wort der Welt diesen Moment oder die Situation beschreiben konnte. Vorsichtig strich ich über seinen Handrücken mit leichtem Druck erwiderte Adam die Berührung.

Und dann wurde mir eines klar: Vielleicht liebte mich der Alpha tatsächlich. Vielleicht gab es nicht immer die Liebe die ich mir vorgestellt hatte. Manchmal war Liebe nicht sofort rein, sie war unperfekt, wie das Leben selbst. Sie formte sich mit den Menschen und des Paares selbst. Es gab nicht nur eine Art von Liebe. Und vielleicht war das genau unsere Liebe, umgeben von Dunkelheit, Hass und Angst, jeden Tag wurde sie etwas reiner, besser. Ein Zuhause für Adam und mich. Wahrscheinlich mussten wir uns dieses Zuhause ebenfalls erst formen, wie unsere Sprache oder Beziehung selbst. Bei dieser Erkenntnis wurde mir warm ums Herz und ein Lächeln zauberte sich auf mein Gesicht. Mit roten Wangen gab ich ihm zu verstehen.

Ich glaube dir. Und ich weiß wie schwer dir diese Worte gefallen sein müssen. Ich bin dir dankbar, du hast Recht, ich kann diese Worte noch nicht sagen. Dafür...dafür bedeutet Liebe etwas anderes für mich. Aber ich weiß was du meinst und bin dir unglaublich dankbar, dass du mich liebst und uns beide eine verkorkste Chance gibst. Von der wir beide wohl noch nichts wussten.

Kyrie Eleison - Nur der Glaube kann dich retten Tahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon