58. Kapitel

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Victor Shawn Oberstleutnant von Castle Island

Als Dr. Hoffmann die erlösenden Worte sagte, dass wir das Gegengift hatten, konnte ich nicht schnell genug handeln. Ich hatte es dem Arzt nahezu in die Hände gedrückt und der Mann hatte es schnellstmöglich in eine Spritze aufgezogen und Elaisa injiziert. Das war nun Stunden her, langsam stand der Mond weit am Himmel und wir alle hofften auf eine Veränderung. Der Beta, seine Mate, Daniel, die Zofe, Estelle von Elaisa und ich waren um unsere Luna am Bett versammelt und warteten auf eine Veränderung. Dr. Hoffmann sagte uns, es gäbe keine Wunderheilung. Doch irgendwie hatte ich mir dies vorgestellt, wie in all den kitschigen Filmen die Daniel so liebte und mich zwang mit ihm anzusehen. Genau solch eine Heilung wünschte ich mir für meine Königin. Doch der Monitor zur Überwachung, zeigte gleichbleibende Vitalzeichen an, diese waren zwar niedrig, aber stabil. Außerdem benötigte Elaisa noch immer zusätzlichen Sauerstoff. Aber ich vertraute auf die Worte des Arztes. Elaisa würde überleben. Sie würde das schaffen. Und dann müsste man ihr schonend beibringen...das sie ihren Mate verloren hatte. Allein bei dieser Vorstellung stieg mir die Galle hoch. Sie liebte Adam so sehr, wie es Adam getan hatte. Sorgevoll blickte ich auf das blasse Gesicht meiner Luna. Nur langsam gewann sie an Gesichtsfarbe dazu, schließlich lief gerade einmal die weite Bluttransfusion und ihr Körper musste all diese Flüssigkeiten erst einmal verarbeiten. „Ich hoffe sie wacht bald auf", schniefte Millie, die Mate des Betas und nahm die Hand ihrer besten Freundin. „Das hoffe ich auch. Doch sie ist hier in besten Händen." Versuchte ich der Frau Mut zuzusprechen. Es musste einfach besser werden. Ich spürte eine Hand an meinem Rücken und den Geruch von Tanne, Daniel schmiegte sich an mich und vergrub seinen Kopf an meiner Schulter. „Es ist so schrecklich. Ich kann nicht...als ich ins Exil bin war noch alles gut. Und jetzt? Liegt Elaisa im sterben. Ich konnte mich nicht einmal richtig von ihr verabschieden."

„Sie wird nicht sterben, Daniel. Durch das Gegengift können wir sie retten." Protestierte ich sofort gegen seine Aussage. Der Gedanke, dass unsere Luna nicht mehr auf dem Planeten weilen würde, war unerträglich. Schweren Herzens löste ich mich von meinem Gefährten schließlich und trat von Elaisas Liege ein paar Schritte nach hinten. Alle Anwesenen starrten mich verwirrt an. „Es tut mir leid, ich muss jedoch mit den anderen Soldaten nun eine Besprechung halten, wie wir zur Sicherheit der Luna weiter vorgehen. Wenn der König Elaisa nun als Bedrohung hält und diese...Wölfin als eine Mate ansieht, dann muss für Elaisas Sicherheit gesorgt werden." Castiel nickte und trat neben mich. „Gib mir Bescheid, ich probiere...Adam auf den Zahn zu fühlen." Dabei blitzten seine Augen auf. Ich wusste was das hieß. Er würde nicht vor Gewalt gegen seinen Alpha und besten Freund zurückschrecken.

Mit einer letzten Verabschiedung zu Elaisa gewandt, verließ ich schließlich das Behandlungszimmer. Meine Füße trugen mich zu dem Nebentreppenhaus der Dienerschaft, dem Treppenhaus indem dieser schreckliche Vorfall passierte. Mein Magen begann Achterbahn zu fahren, jedoch war ich mir sicher, es hatte noch niemand Elaisas Blutspuren verschwinden lassen oder das allgemeine Chaos dort. Denn es war noch zu still im Schloss. Es konnten noch nicht viele Leute wissen, dass der Alpha seine Mate verstoßen hatte.

Mit verkrampften Fingern öffnete ich die verzierte Holztür. Nur langsam lief ich zu den Holztreppen, blieb jedoch abrupt auf der Stelle stehen, als meine müden Augen auf den untersten Treppenabsatz fielen. Denn dort lag Annabelle, die Wölfin die Adam markiert hatte. Jedoch war ihr Kopf von ihrem Körper getrennt, Blut rann langsam die dunklen Fliesen entlang. Ziemlich brutal musste ihr Kopf abgerissen worden sein. Und dann machte es Klick. Der Alpha hatte diese Wölfin nicht markiert. Er hatte ihr den Kopf abgerissen, deswegen klebte ihr Blut an ihm. Er war auch derjenige der das Gegengift nach oben in den Flur brachte. Doch wo war der König jetzt? Und die noch viel wichtigere Frage war, wo war die zweite Wölfin? Aber bevor ich mir darüber weiter Gedanken machen konnte und meinen Männern Bescheid geben konnte, riss mich ein ohrenbetäubendes Brüllen auf die Knie sinken. Reflexartig senkte ich den Blick, das Geräusch ging mir durch Mark und Glied. Auch wenn dieser Laut Meilenweit entfernt war, wusste ich genau von wem es stammte und weswegen: Der Alpha brüllte nach seinem Rudel.

Kyrie Eleison - Nur der Glaube kann dich retten Where stories live. Discover now