31. Kapitel

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Elaisa von Craig Königin von Castle Island

Ich wusste nicht wie viele Tage oder Wochen ich mich schon in dieser Hölle befand. Aber einen weiteren Tag krümmte ich mich über meine primitive Toilette und gab meinen wenigen Mageninhalt von mir. Als das kleine Stück Brot und eine große Menge an Gallensaft aus mir heraus war. Setzte ich mich erschöpft auf meine Beine. Mein Kopf pochte und ich fühlte mich, als hätte man mein Inneres nach außen gekehrt. Tränen stiegen in mir auf und ich musste ein Schluchzen unterdrücken. Es war das vierte Mal in Folge dass ich mich die letzten Tage übergeben hatte. Und so langsam wusste ich, dass es nicht von dem schrecklichen Ort hier kam. Es war nicht das trockene Brot oder das abgestandene Wasser. Es war auch nicht die stundenlange Erniedrigung in Form einer Animationsshow für „Besucher". Ich hätte meine Periode schon vor einer Weile bekommen müssen. Abgezogen an den besonderen Umständen, war ich trotzdem überfällig. Der Gedanke dass ich schwanger war, ließ meinen Magen noch einmal gewaltig rebellieren. Nicht das ich keine Kinder wollte. Ich hatte mir immer Kinder gewünscht. Aber nicht hier, nicht jetzt an diesem schrecklichen Ort. Ich war schon froh, dass ich in den Craigminen nicht schwanger wurde, ein Vorteil dort war, dass ich mich von allen männlichen Wesen so weit wie möglich entfernt gehalten hatte. Aber mit Adam konnte ich mir mittlerweile eine Familie vorstellen, er wäre sicherlich ein guter Vater. Auch wenn ihn wohl sein Sturkopf oder sein Werwolf Dasein manchmal ins Gehege kam. Doch im Großen und Ganzen würde es unseren Kindern gut gehen. Und hier? Es war für mich schon kaum tragbar, wie sollte ich da noch ein Baby versorgen? Wie sollte ich die Schwangerschaft überstehen? Ein Stück Brot mit Butter und Wasser waren wohl nicht das, was ein Baby in diesem Stadion brauchte. Vorsichtig fuhr ich zu meinem flachen Bauch. Bitte lass es nicht wahr sein. Betete ich innerlich. Es war verdammt schwer meine kleine unfreiwillige Routine von meiner Morgenübelkeit vor den Pflegern geheim zu halten. Gestern wurde einer der Männer misstrauisch. Ich musst verhindern, dass sie Verdacht schöpften. Doch meine Hoffnung wurde zunichte gemacht, als ich ein leises quietschen der sich öffnenden Türen vernahm. Schnell sprang ich auf meine Beine, was mich taumeln ließ, weil mir kurz schwarz vor Augen wurde. Fahrig schlängelte ich mich aus dem kleinen Bad, der einzigen Privatsphäre die uns hier zugetan wurde. Der schwarzhaarige Pfleger von gestern stand missmutig vor mir. Er hatte eine seiner Augenbrauen hochgezogen. „Was hast du den im Bad getrieben, Weib? Hast du dich wieder übergeben? Glaubst du du kannst uns hier alle verseuchen? Ab zum Doc'! Du steckst uns hier sicherlich nicht mit deinen Viren an!" Damit riss er mich grob am Arm und raus aus meinem kleinen Gefängnis. Ich konnte die Umgebung kaum mustern, so sehr hetzte mich der schwarzhaarige durch unterirdische Gänge. Bis wir schließlich vor einer Eisentür stehen blieben. Mit einem Ruck riss der Mann die Tür auf und wir betraten einen weißen sterilen Raum. Es gab eine Untersuchungsliege, mehrere Untersuchungsgeräte und einen kleinen Schreibtisch neben einem Fenster. Drei Neonröhren ließen alles in ein grelles Licht tauchen.

Sofort kroch Panik in meinen Körper. Der einzige Doktor der mich je untersucht hatte, war Dr. Hoffmann gewesen und auch vor ihm hatte ich panische Angst gehabt. Wäre Adam nicht bei mir gewesen oder wäre ich von einem Schwächeanfall noch erschöpft gewesen. Aber der Doktor der in diesem sterilen Raum stand wirkte genauso kalt, wie sein dazugehöriger Raum. Kerzengerade stand der Arzt in einem weißen Kittel. Seine braunen Haare, mit grau melierten Strähnchen waren zur Seite gegeelt. Auf der Nase trug er eine Brille mit schwarzem dünnem Gestell. „Idinzky, was verschafft mir die Ehre, sie zu solch einer frühen Morgenstunde anzutreffen? Und dann noch mit Besuch." Der Pfleger, der meinen Arm noch immer in einem schraubstockartigen Griff hielt, grunzte „Die aus Zelle vier übergibt sich schon seit Tagen. Ich will nur sichergehen, dass sie uns nicht alle ansteckt mit ihrer menschlichen Mortalität." Kurz lachte der braunhaarige. „Nun Idinzky, auch wir Wölfe sind nicht unsterblich. Auch uns betrifft die Mortalität. Aber lass sie auf die Liege." Schwach versuchte ich mich zu wehren, doch dieser idinzky knurrte einmal kurz laut auf, was mich zusammenzucken ließ und schon hatte er mich auf die weiße Liege gedrückt. Mit seinen schwieligen Händen behielt er mich an Ort und Stelle. Hilflos versuchte ich mit meinen Beinen um mich zu schlagen, aber der Arzt machte kurzen Prozess und steckte meine Füße in Fußfesseln. Mit einem gekünstelten Lächeln zwinkerte er „Nur zu ihrer Sicherheit natürlich." Unfähig zu schreien, gab ich ein keuchen von mir. Ich war zwei Männern völlig ausgeliefert. Unschöne Erinnerungen kamen zurück in meinen Kopf. Stunden in denen ich in den Bestrafungsräumen verbringen musste. Die Demütigungen der Wächter. All die Beleidigungen und Schmerzen. „Ich werde zuerst den Bauchabtasten. Vielleicht ist es auch nur ein Menstruationsleiden." Unsanft wurde mir der Lumpen bis zur Brust gezogen, nun lag ich nur in einem schmutzigen weißen Slip vor den beiden. Mein Atem kam stoßweise, als wäre ich einen Marathon gelaufen. Kalte Hände berührten meine Haut und sofort hatte ich das Verlangen schützend meine Hände vor meinen Bauch zu halten. Doch diese wurden immer noch von Idinzky festgehalten, der die Lage ausreichend betrachtete. Seine dunklen Augen betrachteten einen Ticken zu lange meine nackte Haut. Was eine Gänsehaut auf mir verursachte, aber keine angenehme, wie bei Adam. Es war wie ein kalter Schauer der mir den Rücken entlang lief. Sein Atem traf mich, er roch nach kaltem Rauch. Als die Hände des Arztes an meinem Unterleib angelangten, zuckte ich zusammen. Die Kälte verschwand und der Arzt trat einen Schritt zurück und richtete seine Brille.

„Ich habe eine Befürchtung, aber dafür muss ich noch weitere Untersuchungen abschließen. Ich werde einen Ultraschall machen." Der Doktor sprach noch immer, als wäre ich nicht in alldem involviert. Angst machte sich in mir breit. Was ist wenn ich wirklich schwanger war? Sie würden sicherlich mein Baby töten. Wölfe wollten nie, dass sich die Menschen vermehrten, sie wollten uns ausrotten. Ein Gel wurde auf meinen Bauch verteilt und dann erwachte das Ultraschallgerät zum Leben. Eine grau schwarze Masse war zu erkennen. Und ich erkannte es, bevor es der Arzt aussprechen konnte. Mein Baby. Eine kleine Blase mit einem winzigen Punkt und etwas schnell pochendem. Ungewollt liefen mir Tränen über die Wangen und mein Herz schlug automatisch schneller. Mein Baby. Ich hatte Recht, ich war wirklich schwanger. Ich trug Adam und mein Kind unter meinem Herzen. „Wie ich richtig vermutet hatte, ist sie schwanger." Ich hatte mir immer vorgestellt, dass der Mann den ich liebte, in diesem Fall Adam, beim ersten Ultraschall dabei war. Dass der Arzt mich beglückwünschte und mir all die Sorgen nahm, die mir in meinem Kopf herumspuckten.

Doch dieser Mann sprach es wie ein Bedauern aus. Als würde es ein Parasit in seinem nahen Umfeld sein. Ein Eindringling der Beseitig werden musste. Aber ich würde alles daran setzten, dass mein Baby Leben durfte. Denn es war unschuldig. Mein kleines Baby in das ich mich beim ersten Augenblick verliebt hatte. Das kleine schlagende Herz, die kleine Blase. All das war so unreal. Und dennoch pochte etwas genau unter meinem Herzen und würde eine perfekte Mischung aus Adam und mir werden. „Verdammter Mist, wer hat dich nur gevögelt?" knurrte Idinzky und ließ mich endlich los. Erleichtert ließ ich mich tiefer auf die harte Liege sinken. Meine Arme wurden endlich wieder durchblutet. „Aus welcher Zelle sagen Sie, stammt sie?"

„Vier"

Der Arzt nickte. „Ist sie nicht die Mate des Alphas? Das könnte alles in ein anderes Licht rücken. Denn wie sie wissen, braucht man einen Nachfolger, man kann das Kind dem Königshaus aushändigen. Und bis es soweit ist, können wir mit dieser Attraktion einer schwangeren und eines Neugeborenen viele neue Besucher anlocken. Das könnte uns durch die Herbsttage bringen." War das zu fassen? Ich sollte eine Attraktion werden? Und wieso brauchte Adam einen Nachfolger? Er war noch jung, er würde sobald nicht abdanken. Oder hatte er sich schon eine Ersatzfrau gesucht? Der Gedanke ließ mich erstarren. Suchte er vielleicht gar nicht mehr nach mir? In den kalten, einsamen Nächten in meiner Zelle hatte ich mir immer ausgemalt, dass Adam vor der Glasfront auftauchen würde und mich retten würde. Mich aus diesem Loch befreien würde. Der Mann, der mich festgehalten hatte, knirschte lautstark mit den Zähnen. „Das ist eigentlich eine gute Idee...das können wir uns noch überlegen." Dann packte mich Idinzky wieder an der Schulter. „Los, steh auf. Es geht für dich zurück in die Zelle!"

Der Rest des Tages verging vorbei wie im Flug. Die Sonne verschwand langsam hinter den Bäumen die vor meiner Glasfront an den Wegen standen. Meine kleine Zelle wurde in orangenes Licht getaucht. Und ich saß im Schneidersitz ganz nah an der Scheibe. Meine Hände streichelten meinen flachen Bauch. Innerlich versuchte ich an Adam zu denken, hoffte darauf, dass er spürte, dass ich an ihn dachte. Ich ließ den Ultraschalltermin noch einmal Revue passieren. Die kleine Blase worin der Punkt mit dem schnellen Herzschlag war. Mein perfektes Baby. Doch eine Sorge blieb: Ging es ihm gut? War es vielleicht krank? Die Bedingungen hier, waren für eine schwangere fast so miserabel wie in den Craigminen. Schnell schüttelte ich den Kopf. Meinem Baby musste es gut gehen. Es war meine einzige Hoffnung. Als die Sonne vollkommen verschwunden war und nun der Mond seinen Platz eingenommen hatte, stand ich auf und machte es mir auf einer dünnen Matratze bequem, ehe ich in einen unruhigen Schlaf fiel.

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Heute schon ein Kapitel, da ich am Wochenende arbeiten muss. 

Oh es ist Elaisas Sicht :D 
Na wer hat darauf schon gewartet? 
Doch was hat das nur zu bedeuten :) 


LG pink-lilly 

Kyrie Eleison - Nur der Glaube kann dich retten Where stories live. Discover now