21. Kapitel

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Elaisas POV

Wie paralysiert kaute ich auf meinem Fleischstück herum, doch wie sonst konnte ich eine warme Mahlzeit nicht genießen. Andauernd musste ich an die Worte von Adams Mutter denken. Adam hatte gewisse Bedürfnisse. Es war eine Tradition sich an dem Geburtstag des Mates hinzugeben. All das und die zusätzlichen erniedrigenden Blicke von Luise über die Speisetafel hinweg, halfen mir nicht. Mein Magen rebellierte so stark, dass ich Angst hatte ich würde mein Abendessen erneut präsentieren. Während sich alle prächtig zu amüsieren schienen, wurde das Dessert serviert. Mein fast voller Teller wurde ohne eine Miene zu verziehen von den Obern abgetragen und durch eine Mousse au Chocolate ersetzt. Wie ich wusste, war dies Adams lieblingsnachspeise. Um meine Angst zu vergessen, nippte ich am kühlen Rotwein. Der Alkohol ergoss sich langsam meiner Kehle und das erste Mal seit gefühlten Stunden blickte ich zu meinem Alpha auf. Doch schon zuckte ich zusammen. Denn genau dieser musterte mich mit besorgter Miene eingehend und ergriff unter dem Tisch meine Hand. Dann schielte er kurz zu seinen Eltern, die gerade in einer lebhaften Diskussion über den Rotwein waren. Als er sich wieder mir widmete, schlug mein Herz Stakkato. Er sah heute wieder umwerfend aus. Er trug ein dunkelblaues Hemd, eine graue Jeans und seine Haare standen wie immer in allen Richtungen. Die grauen Augen mit den Schokoladen Sprenkeln, waren sorgenvoll auf mich gerichtet. „Ist alles in Ordnung? Du bist seit heute Nachmittag ziemlich ruhig und angespannt. Und gegessen hast du auch fast nichts, dabei magst du doch Rind." Reiß dich zusammen, Elaisa. Heute ist sein Geburtstag, wenn du schon kein anständiges Geschenk aufweisen kannst, musst du ihn nicht lächerlich da stehen lassen.

Deswegen schenkte ich ihm ein –hoffentlich- beruhigendes Lächeln und nickte dann. Alles bestens, wollte ich am liebsten zischen. Wenig überzeugt legte er den Kopf schief. „Wirklich? Du kannst es mir sagen", ich schmunzelte und nahm mit meiner freien Hand einen Bissen meines Desserts, um ihn zu signalisieren, dass alles in Ordnung war. Auch die Nachspeise schmeckte wie Pappe für mich. Aber so wie mich der König gerade ansah...ich konnte das schaffen. Und wenn es in dieser verdammten Werwolfswelt Tradition war sich seinem Mate hinzugeben, dann würde ich eben genau dies machen.

***

Kaum wurde auch das Dessert abgetragen, sprang Adam von seinem Stuhl. Seine Eltern starrten ihn etwas irritiert an, auch ich war von seiner plötzlichen Regung verwirrt. Doch das schien ihn nicht zu beirren und mir schwärmte böses. „Es ist schon spät, Elaisa und ich sollten uns jetzt zurückziehen." Sofort kroch die Gänsehaut meinem Körper empor und ein Kloß bildete sich in meinem Hals. Jetzt wurde es also ernst. Wir würden es tun. Und zu meiner Bestätigung hörte ich ein zufriedenes Lachen von Luise. Adam und mein Blick glitt zu ihr. „Natürlich. Macht euch einen schönen Abend, das hast du verdient, mein Sohn." Dabei sah sie jedoch nicht zu ihrem Sohn, sondern nickt stattdessen in meine Richtung. Ich wusste was das hieß. Nach dem Motto: Ich habe es dir gesagt. Und bevor ich auch nur irgendwie reagieren konnte, spürte ich wie der Alpha meine Hand in seine nahm, er hatte selbstbewusst die Tafel umrundet und blieb mir einem geheimnisvollen Zwinkern vor mir stehen. Mein Magen verdrehte sich so stark, dass ich Angst hatte ein Magengeschwür zu bekommen. „Bist du bereit?" fragte er, seine Stimme war butterweich, was mir noch mehr Angst einjagte. Vorsichtig nickte ich, was Adam zufrieden Lächeln ließ. Meine Hand fühlte sich schwitzig an bei der Berührung mit Adams Haut. Aber ich bemühte mich um Ruhe. Das hatten unendlich viele Frauen vor mir geschafft, also würde ich es auch schaffen. Ich musste schon weitaus schlimmeres bewältigen. Was würde schon schlimmes beim ersten Mal passieren? Adam würde sicherlich wenigstens ein bisschen auf mich achten. Mit selbstbewussten Schritten machte er sich mit mir in das obere Stockwerk, immer näher zu unserem Schlafzimmer. Mein Herz schlug so schnell in meiner Brust, dass ich Angst hatte, es würde gleich herausspringen. „Dein Herz schlägt ziemlich schnell, geht es dir gut?" hakte der Alpha mit besorgter Miene nach und musterte mich. Schnell schenkte ich ihm einen beruhigendes Nicken. Ich sollte keine große Sache um mein erstes Mal machen. Es tat nur einmal weh und dann...dann würde es hoffentlich gut werden. Als wir vor der aufwendig geschnitzten Holztür stehen blieben, fühlten sich meine Beine an wie Wackelpudding. Mit einer geschmeidigen Bewegung öffnete Adam schließlich die Zimmertür und führte mich hinein. Die Tür fiel ins Schloss und ich zuckte zusammen. Betrachtete eingehend die silberne Bettwäsche, den anthrazitfarbenen Fellteppich. Und konnte dabei aber nicht den eingehend Blick von Adam in meinem Rücken ignorieren. Meine Atmung verdreifachte sich und ich biss die Zähne zusammen. „Endlich allein", fast lachte ich. War das nicht etwas klischeehaft? Noch immer stand ich mit dem Rücken zum König, aus Angst vor seinen grauen Augen. Seine warme Hand berührte meine Hüfte und ich zuckte erneut zusammen. Und plötzlich war er mir ganz nah, sein Atem war dicht an meinem Ohr und prallte von meiner Ohrmuschel wider. „Weißt du was meinen fast vergessenen Geburtstag perfekt machen würde?"

Kyrie Eleison - Nur der Glaube kann dich retten Where stories live. Discover now