62. Kapitel

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62. Kapitel

Adam Mac Leod König von Castle Island

Mittlerweile wurde es dunkel, die Sonne ging unter und verschwand hinter den Baumkronen. Ich genoss dieses Schauspiel dieses mal nicht, denn meine Mate war nicht bei mir. Stattdessen starrte ich ihre leere Bettseite an. Seit ich am Nachmittag bei Elaisa war, hatte ich sie nicht mehr gesehen. Sie kam nicht zum Abendessen, denn ich wusste am besten, dass es im Ostflügel ebenfalls ein Esszimmer gab. Dabei hatte ich die kurzen Augenblicke mit Elaisa so sehr genossen. Ich war dieser Frau mit Haut und Haaren verfallen und musste ihr unbedingt beweisen, dass ich niemals eine andere Frau wollen würde. Das ich nur sie und unser Kind beschützen will. Immer. Deswegen war es ein Dorn im Auge für meinen Wolf, dass Elaisa alleine irgendwo im Schloss war. Auch wenn die besten Personenschützer des Landes bei ihr waren, machte es für meinen Wolf keinen Unterschied. Er wollte persönlich seine Familie beschützen. Unruhig lief ich auf und ab und raufte mir dabei mehrmals durch die Haare. Doch es brachte alles nichts. Mein Wolf war in mir unruhig. Aus diesem Grund nahm ich mir ein paar Laufklamotten und sprintete los. In den Wald. Ich musste meine innere Bestie beruhigen.

Sekunden später hatte ich mich bereits verwandelt. Genießerisch schloss ich für einen kurzen Moment die Augen und genoss den Geruch nach Tanne, Laub und der eisigen Luft, die verriet das wohl bald der erste Schnee fallen würde. Genau das brauchte ich jetzt. Mein Wolf entspannte sich etwas. Wenn er auch noch immer angespannt war. Ein Hase erstarrte neben mir. Das braune Tier gab keine Regung von sich, ich konnte seine Angst riechen. Doch ich ignorierte es. Mir war heute nicht nach jagen. Ich wollte einfach nur laufen, den Kopf frei kriegen. Eine Lösung finden, meine Elaisa wieder für mich zu gewinnen.

Müde trabte ich aus dem Wald heraus, mein Kopf brummte, ich würde Elaisa nicht von der Seite weichen. Wenn sie Bettruhe hatte, brauchte sie Hilfe. Und auch wenn sie damit nicht mit mir rechnete, war ich dennoch bei ihr. Sie war schließlich meine Mate und ich war der Vater ihres Kindes, ich würde sie jetzt niemals alleine lassen. Auch wenn ich wusste, dass ich mir nicht so viel Zeit nehmen konnte, wie ich es mir wünschen würde, da nun viel Pressearbeit und Interviews zu führen waren. Der Ausbruch von mir hatte schließlich sicherlich die Runde gemacht. Ich musste Schadensbegrenzung erheben. Und ich wusste das Mrs. Andrews mir dafür gerne in den Hintern treten würde. Ihr Plan war es schließlich, eine perfekte Babystory zu präsentieren, wie es ihrer Meinung für ein Königshaus angemessen war. Stattdessen hatte ich einen Skandal heraufbeschworen. Selbst die Reaktionen meiner Eltern wollte ich nicht erleben. Erst Recht nicht von meiner Mutter. Träge glitt mein Blick nach oben, zu dem hellen Steinen des Schlosses. Kurz setzte mein Herz aus und schlug danach Stakkato weiter. Ich war am Ostflügel. Und dort oben brannte Licht. Elaisa war noch wach. Mich beschlich eine Idee, auch wenn es völlig idiotisch war. Doch mein Blick glitt zu einem kleinen Vorsprung und dann zu dem kleinen Fensterbrett im oberen Stockwerk. Dort wo Elaisa war. Es war mindestens zwanzig Meter hoch. Doch wir Gestaltwandler waren gute Kletterer...Deswegen stieg ich wie ein kleiner Welpe auf den Vorsprung, dabei schielte ich zu den Wachen am Schloss. Ich wusste genau wie sie patrouillierten. Hoffentlich dachten sie nicht, ich sei ein Eindringling. Mit wenigen Umständen hatte ich schließlich die Höhe des Fensterbrettes erreicht. Vorsichtig lugte ich durch das Fenster. Meine Hände krallte ich in das kalte Steinbrett und meine Füße presste ich enger gegen die Hauswand. Dort lag Elaisa. In ihrem großen Doppelbett eingehüllt in ihrer Bettwäsche. Sie hatte ein Buch auf ihrem Bauch liegen und schien in eine andere Welt versunken zu sein. Sofort kribbelte mein Bauch bei diesem Anblick. Auch wenn ich mir vorkam wie ein kranker Stalker, war ich glücklich. Elaisa wollte meine Anwesenheit aktuell nicht, jedoch konnte ich nicht ohne sie leben. Und wenn ich sie nur aus der Ferne betrachten durfte, so war es ein Anfang. Verträumt sah ich ihr beim Lesen zu und vergas dabei meine Außenwelt. Es war so als wäre ich direkt neben ihr. Als könnte ich Elaisa in eine Arme nehmen und ihren himmlischen Duft in mich aufnehmen und ihren Herzschlag hören. „Hey, was tun sie da oben? Kommen sie sofort runter!" Ertönte eine eindringliche Stimme. Vor Schreck starrte ich nach unten. Im dunklen Mondlicht konnte ich Schemenhaft einen Soldaten erkennen. Ich schluckte. Ehe ich mich langsam wieder den Vorsprung und die Mauer hinuntergleiten ließ. Dumpf kam ich auf dem gepflasterten Weg an und sofort trat der Soldat näher auf mich zu, dabei hatte er seine Waffe auf mich gerichtet. Gerade wollte ich meine Stimme erheben, als wir beide erstarrten. „Alpha." Ertönte es fassungslos von dem Brünetten Wachmann. Es war Daniel. Peinlich berührt senkte ich den Kopf. Alles andere als Normal für einen Alpha. „Was tun sie hier?" hakte er dann verwirrt nach. „Ich...", doch ich verstummte. Wie sollte ich so etwas erklären? Es klang jegliche Antworten dämlich und nicht würdig für einen König. Schmunzelnd steckte Daniel die Waffe wieder in sein Halfter. „Haben Sie vor dem Fenster der Luna gespannert?"

Kyrie Eleison - Nur der Glaube kann dich retten Where stories live. Discover now