29. Kapitel

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Elaisa von Craig Königin von Castle Island

Ich fühlte mich schwerelos.

Alles war friedlich.

Die Welt stand still, hatte mich aus ihrem Kosmos verbannt und drehte sich nun ohne mich weiter.

Ich war gefangen, wie in meiner eigenen Blase.

Mein Körper fühlte sich weich, befreit an. Befreit von all der Last.

War ich tot? Fühlte sich so sterben an? Warum hatten dann alle so Angst davor?

Es war wunderbar. Nichts zählte mehr. Es gab nur unendliche Leichtigkeit. Alles war still. Keine störenden Einflüsse aus der Außenwelt. Niemand der dir leid antun konnte. Die Welt würde sich mit ihren acht Milliarden Menschen nun also ohne mich weiterdrehen. Ein kurzer Schmerz, durchbrach die Leichtigkeit, als ich an Adam denken musste. Adam. Mein Seelenverwandter musste nun leiden. Sofort wich die Leichtigkeit in Panik. Es fühlte sich so an, als würde jemand in mir eine Vollbremsung vollziehen und die Glücksgefühle aus mir herauskatapultieren. Stattdessen zerfraß meinen Körper nur Panik, dass Adam etwas Dummes tun würde. Weil ich tot war. Das durfte er nicht, nicht wegen mir. Ich musste Adam beruhige, ihm sagen dass nun alles gut war. Ich keine Schmerzen erlitt oder gequält wurde. Doch wie sollte ich an ihn herankommen, in meinem eigenen kleinen schwarzen Universum?

Wie als würde ich das erste Mal in meinem Leben Luft holen, drückte mich eine unbekannte Kraft plötzlich in eine aufrechte Position und ich riss gleichzeitig meine Augen auf. Ein Keuchen entrang meiner Kehle, als hätte ich vergessen wie Atmen funktioniert. Und dann erstarrte ich in der Bewegung. Ich war nicht tot. Stattdessen befand ich mich in einer Art Gehege. Immer wieder schüttelte ich den Kopf, so als würde ich von diesem schrecklichen Albtraum endlich aufwachen. Aber das tat ich nicht. Die drei Steinwände und die riesengroße Glaswand, die mühelos mit den Steinen verschmolz, waren immer noch da. Vor dem Glas, war ein kleiner Weg mit ein paar Büschen. Und ein Schild wurde davor aufgehängt. Ich riss den Blick von diesem Glaskasten und starrte stattdessen die Steine an. Die Wand, gegenüber der Glasfront, hatte eine kleine unauffällige Tür, sofort raste ich darauf zu. Vielleicht war das ja doch nur ein Traum und das der Ausgang. Mit einem quietschen ließ sich die unebene Tür öffnen. Doch dort war kein Ausgang. Stattdessen erkannte ich eine kleine Toilette und ein Waschbecken mit einem zersprungenen Spiegel. Von einer kleinen Glühbirne wurde der winzige Raum gerade so beleuchtet.

Ich versuchte ruhig ein und auszuatmen. Alles würde gut werden, all die Jahre hatte ich schon schlimmeres erlebt. Sicherlich war das alles nur ein Missverständnis.

Aber das hier war kein Fehler, Missverständnis oder Witz. Das wurde mir klar, als ich ein Pärchen vor meinem Fenster sah, sie studierten die Informationstafel eingehend. Als wären sie der Messias persönlich stürmte ich auf sie zu und schlug gegen die Glasscheibe, panisch formte ich mit meinen Lippen. Hilfe. Hauchte an die Scheibe und schrieb SOS. Von meiner Trommelei gegen das Glas wurde das Pärchen auf mich Aufmerksam, die Frau mit den blonden Haaren zog eine Augenbraue gen Haaransatz, der Mann daneben verzog die Lippen. Verzweifelt schlug ich immer noch um mich, sodass mir meine Hände weh taten. Aber es war mir egal. Bis die zwei schallend anfingen zu lachen. Dumpf drangen ihre Stimmen hinter das Glas. „So versuchen Menschen also zu kämpfen, kein Wunder, dass nun wir Wölfe an der Macht sind." Grinste der Mann immer noch zur Blonden. Als hätte ich mich verbrannt, taumelte ich mit weit aufgerissenen Augen von der Scheibe weg. Nein. Warum halfen sie mir nicht, sahen sie nicht dass ich hier gefangen war?

„Jetzt läuft sie weg. Süß. Komm, lass uns zu der Familie aus den Hekate Gebieten. Vielleicht machen die interessanteren Dinge. Bei den Menschen aus Bisclavret sollte bald Fütterung sein." Gab die Frau von sich, schon halb abgewandt von mir. Mein Herz blieb stehen. Fütterung? Interessantere Dinge? Immer noch lachend liefen die beiden weiter. Und dann fiel es mir wie Schuppen von Den Augen. Das Schild, das Pärchen, Fütterung. Ich war ein Vorzeigeobjekt, ein Tier. Ich musste mich in einem Zoo befinden. Doch die Ausstellungsstücke waren Menschen. Nirgends anders gab es Schilder und Fütterungen. So etwas konnte nicht sein! Das konnte es nicht geben. So etwas war verboten! Weltweit. Adams Herrschaft hatte sich verändert, er war endlich gütig und entschied weise. Außerdem waren Zoos schon immer verboten gewesen. Von der Erkenntnis wurde mir übel. Mein Magen rebellierte, aber ich durfte mich nicht übergeben. Wer weiß was dann passieren würde. Und als würde man meine Gedanken gehört haben, wurde eine Seite der Steinwand geräuschlos geöffnet. Ein Mann, der eine schwarze Baseballmütze tief ins Gesicht gezogen hatte, trat in den Raum. Geräuschlos wurde die Steintür wieder geschlossen. Nun war ich alleine mit dem großgewachsenen Typen. Er trug ein schwarzes schlichtes Shirt, was seine breitem, muskulöse Figur betonte und eine weite schwarze Jeans. „Nun wie ich sehe bist du wach, Prinzesschen." Von der Stimme, die wie knirschender Schotter klang, zuckte ich zusammen. Nun hob der Mann leicht seinen Kopf, was mir die Gelegenheit gab in sein markantes Gesicht zu blicken. Trotz seiner Stärke wirkte er ausgemergelt. Unter seinen blauen Augen lagen tiefe Ringe, die Wangen waren leicht eingefallen und um seine schmalen Lippen waren leichte Fältchen bereits zu erkennen. Obwohl er vielleicht Ende dreißig war.

Kyrie Eleison - Nur der Glaube kann dich retten Où les histoires vivent. Découvrez maintenant