12. Kapitel

13.1K 411 52
                                    

Elaisa

Mit einem mulmigen Gefühl im Magen, schritt ich die wenigen Stufen in die Schloss eigene Küche hinunter. Hier arbeitete Millie, hatte Adam gesagt. Und ich hoffte es war wahr. Zaghaft schlüpfte ich also in den großen Raum. Sofort traf mich der Geruch von verschiedenen Kräutern und Fleisch. Ebenfalls war es hier unten sehr dampfig. Überall kochte etwas in Töpfen oder schmorte in Öfen. Hie lief alles auf Hochtouren für den kommenden Ball...der Ball indem ich offiziell als Adams Mate vorgestellt wurde, allein der Gedanke ließ mich Schnappatmungen bekommen. Die vielen Menschen mit ihren weißen Kochschürzen, beachteten mich gar nicht. Sie liefen hektisch durch die Kochnischen und holten Zutaten. Wie sollte ich in diesem Gewusel nur Millie finden? Ich konnte ja schlecht schreien. Mit zaghaften Schritten stürzte ich mich in das Getümmel und suchte meine schwarzhaarige Freundin. Erst jetzt registrierten mich ein paar Köche und sofort wurden ihre Augen groß, ehe sie in einen Knicks sanken. Mit geröteten Wangen lief ich weiter, versuchte diese Geste zu ignorieren. Ich mochte diesen Hofknicks nicht. Ich war nie eine königliche Person gewesen. Mein ganzes Leben hatte ich nur in den Craig Minen verbracht. An mir war nichts besonders. Wendern war ich hier die Minderwertige Person. Man hatte mir meine Stimme genommen und lesen und schreiben hatte ich nur durch Millies mühsame Arbeit gelernt.
„Elaisa!" quiekte dann die Stimme von genau der Person auf, die ich gesucht hatte, Millie. Ihre zierliche Gestalt stürmte auf mich zu und zog mich in eine innige Umarmung. Etwas perplex erwiderte ich den Körperkontakt. Dann riss sie sich von mir los und strahlte mich an. Ihre schönen Augen strahlten, wie ich es noch nie bei ihr gesehen hatte. „Lass uns kurz in den Lagerraum gehen, ich habe leider nicht lange Zeit." Die nebenstehenden beäugten uns genau, sagten jedoch nichts. Damit zog sie mich zu einer Metalltür und zog mich in einen Raum voller Kräuter und Dosen. „Ich bin so froh, dass der König mich hier arbeiten lässt! Es ist hart, aber nichts im Vergleich zu den Craig Minen. Das habe ich alles nur dir zu verdanken! Der König hätte nie so etwas für einen Menschen getan! Danke Elaisa!" grinste sie weiter und sprang dabei auf und ab. Verwirrt musterte ich sie. Statt ihren zerlumpten Kleider, trug sie nun wie alle anderen Köche ihre weiße Arbeitskleidung mit einer Kochmütze. Ihre langen Haare waren zu einem Zopf gebunden. Und unter ihrer Arbeitskleidung konnte ich einen kleinen Bauch erkennen. Mit hochgezogener Augenbraue deutete ich auf die kleine Erhebung. Als sie dies bemerkte, strich sie darüber. „Ich hatte mit meiner Vermutung Recht, ich bin schwanger. Und wenn ich weiter hier arbeiten kann, dann haben ich und das Baby eine Chance auf ein neues Leben, verstehst du Elaisa? Ich versuche momentan alles um hier weiter arbeiten zu dürfen. Für das Baby und für...Jonathan. Vielleicht kann ich ihn irgendwann wiedersehen", in ihrer Stimme klang Wehmut und doch Hoffnung. Das erste Mal seit Jahren klang meine Freundin Millie hoffnungsvoll. „Aber reden wir nicht weiter von mir, wie geht es dir? Ist der König auch so grauenvoll zu dir? Oder ist er etwas gnädiger?" Unwohl trat ich von einem Bein aufs andere. Adam...bei ihm gab es seine brutale Art, die mir durchaus Angst einjagte, es wirkte als ob er alles um sich herum vergessen würde und sich nur ganz seiner Wut hingab. Aber dann gab es da noch seine liebevolle Art, jemand der einen über Jahre hinweg einen Garten anlegte, Frühstück im Bett organisierte und sich um deine Wunden kümmerte, ein Adam mit dem man lachen konnte. Es war wie Tag und Nacht und man befand sich auf einer schmalen Linie seiner Stimmungsschwankungen, nie wusste man was als nächstes kam. Wie also sollte ich Millie mitteilen, was ich von Adam hielt, wenn ich es doch selbst nicht wusste?

Adam MacLeod König von Castle Island

Angespannt griff ich zu meiner zweiten Tasse Kaffee heute, während ich über ein paar Aktenbergen brütete. Nachdem Elaisa meinem Vorschlag mit dem Ball zugestimmt hatte, liefen nun alle Vorbereitungen auf Hochtouren und ich kontrollierte die Menü sowie Gästeliste. Mein Mädchen war heute Morgen nach einem weiteren erfolgreichen Frühstück zu ihrer Freundin in die Küche aufgebrochen. Sie hatte mir bis zuletzt nicht geglaubt, dass sie ihre Freundin sehen durfte. Ihr war wohl immer noch nicht klar, dass ich ihr alles erfüllen wollte. Ein Klopfen riss mich aus meinen Gedanken und mit einem Murren von mir, wurde kurze Zeit später die Tür geöffnet. Castiel trat mit einem spitzbübischen Grinsen ein. „Wenn du so grinst, bedeutet das nichts Gutes"; stöhnte ich und ließ mich in meinen Stuhl sinken. Das Lachen wurde breiter und mein bester Freund ließ sich auf einen Stuhl vor meinem Schreibtisch nieder. „Ich glaube dir wird meine Nachricht gefallen, wir haben alle Soldaten der Craig Minen hier herbringen lassen und mit dem Sicherheitsdienst konnten wir herausfinden wer Elaisa damals bestraft hat", sofort sprang ich ruckartig auf, wovon mein Stuhl mit einem lauten Knall auf den Boden knallte. „WO IST DIESER HURENSOHN?" Nun wurde mein bester Freund etwas blass um die Nase, aber ich beachtete ihn gar nicht weiter, stattdessen stürmte ich schon los. Ich würde dieses Arschloch quälen, bis er den Tag seiner Geburt verfluchte. Meine Füße trugen mich wie automatisch immer schneller meine prunkvolle Marmortreppe hinunter. Die Eingangstür knallte ic fast in die Wand und endlich sah ich die Reihe der Soldaten in meinem Hof. Alle hatten die Köpfe gesenkt und rührten sich nicht. Das würde sich gleich ändern. Mit versuchter ruhiger Stimme, versuchte ich an die Männer mit den roten Uniformen heranzutreten, sie sollten Angst bekommen, jeder einzelne. Denn eine ruhige Stimme war oft angsteinflößender als eine laute. „Wisst ihr, wieso ihr hier seid?" hallte meine Stimme in den nun leeren Hof. Nur die Soldaten der Craig Minen und die Wachen des Schlosses standen hier. Stille. Noch immer hatten alle ihre Köpfe gesenkt. Ich knirschte mit den Zähnen. Lief langsam die Reihe auf und wieder ab, musterte jeden Einzelnen genau. Der eine war größer, der andere etwas dicker. Und dennoch waren sie alle Schwächlinge. „Nun, keiner möchte also sprechen", setzte ich dann an. Spätestens jetzt zuckten ein paar der rot uniformierten zusammen. Sie hatten es also begriffen.

Kyrie Eleison - Nur der Glaube kann dich retten Where stories live. Discover now