5. Kapitel

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Elaisa

Mein Kopf pochte wie verrückt und mein ganzer Körper schmerzte. Ich hatte nicht die Kraft meine Augen zu öffnen, denn ich wollte mich schonen, bevor der laute Alarm wieder für einen unendlich langen Arbeitstag aufrief. Wahrscheinlich hatte Millie meinen Arm mit einen der Lumpen versorgt. Und wahrscheinlich sollte ich mich wohl er schonen als in den Minen zu arbeiten, aber so etwas gab es in den Craig Minen nicht. Ich seufzte gequält auf als ich mich auf meine gesunde Schulter drehte. Aber Moment. Seit wann ist meine Pritsche so weich und duftete so gut? Mein kleines Holzbett mit der durchgelegenen dünnen Matratze roch nicht nach Freesien. Und meine Decke schmiegte sich auch nicht um meinen Körper und umhüllte mich damit in Wärme. Erschrocken riss ich meine Augen auf. Kerzengerade saß ich im Bett und ignorierte dabei meine schmerzende Schulter. Scheiße, wo war ich?
Mein Körper lag in einem Bett mit anthrazit farbener Seidenbettwäsche. Zwei Kommoden und eine Menge Bücherregale nahmen den meisten Platz ein. Sie waren in edler Holzoptik. Der Boden war aus weißem Marmor und nur ein Teppich ebenfalls in Anthrazit lag darauf. Überall an der Decke war weißer Stuck. Wie kam ich hier her? Ich war doch in den Craigminen? Doch ich musste so schnell wie möglich von hier verschwinden. Auch wenn mich mein Körper geradezu anschrie, mich noch einmal in dieses unglaublich bequeme Bett zu legen. Für meinen schmerzenden Rücken war das wie Balsam für die Seele. Als ich aufstand erkannte ich auch, dass meine Schulter versorgt war. Aber nicht etwa mit dreckigen Lumpen, sondern ein sauberer Verband, professionell verbunden. Niemand konnte in den Minen an saubere Verbände kommen. Wer hatte das also getan? Vorsichtig lief ich zur großen Holztür mit einem goldenen Knauf. Innerlich betete ich, dass das der Ausgang war. Und ich hatte Glück. Erleichtert schlüpfte ich aus dem Zimmer und befand mich nun auf einem ebenfalls riesigen Gang. Doch ich konnte den Anfang einer Marmortreppe sehen.


Gerade wollte ich darauf zu laufen, als mich eine Stimme aus meinem Vorhaben riss. „Luna, Sie sind wach. Ich bin Estelle und werde Ihnen behilflich sein." Eine schwarzhaarige Frau machte höflich einen Knicks. Verwundert drehte ich mich um, aber niemand außer uns beide war auf diesem Gang. Wieso nannte sie mich Luna und wieso knickste sie?

Als sie wieder aufrecht stand lächelte sie mich liebenswürdig an, ihre braunen Augen strahlten vertrauensvoll. Die schwarzen Haare hatte sie zu einem Zopf gebunden. Ihre Haare passten perfekt zu ihrem Dienstkleid, dass ebenfalls tiefschwarz war. Ihre sonnengebräunte Haut, zeigte dass sie wahrscheinlich irgendwo in ihrem Stammbaum latinische Wurzeln hatte. Sie war wunderschön und plötzlich kam ich mir noch schäbiger vor. Nicht nur weil ich vollkommen beschmutzt, nur mit Lumpen und fettigen Haaren in solch einem edlen Palast war. „Sie möchten sicherlich sich waschen gehen. Ich besorge ihnen dann ein Kleid. Folgen Sie mir." Perplex folgte ich ihr tatsächlich, meine Beine bewegten sich nach dem melodischen Klang ihrer Stimme, wie von selbst. Sie ging nur eine Tür weiter und führte mich dann in ein überdimensionales Badezimmer. Auch hier strotzte alles nur so vor Luxus. Mitten im Raum stand eine große Wanne für mindestens drei Personen. An der Seite säumte sich ein verdunkeltes Fenster mit einem atemberaubenden Ausblick auf ein kleines Waldstück. Gegenüber der Wanne war eine ebenfalls monströse Wasserdusche. Und neben der zweiten Tür waren zwei Waschbecken. Alles in weißen Marmor gehalten. Mir klappte die Kinnlade hinunter und ich wollte meinen Augen nicht trauen. „Mit was möchten sie baden? Wir haben Jasminzusatz, Rosenzusatz und Vanillezusatz da. Ich kann natürlich jeden Zusatz den Sie wünschen besorgen, Luna. Ich hatte nur noch nicht so schnell mit solchen Umständen gerechnet", lächelte sie und zeigte eine strahlend weiße Zahnreihe. Wie sahen meine Zähne wohl aus, wenn man sie mit einer lumpigen Holzzahnbürste putzen musste? Doch welche Umstände? Schluckend trat ich näher zu der Auswahl an Zusätzen die alle auf dem Badewannenrand standen. Jeder roch himmlisch. Eine nette Abwechslung zu dem Geruch nach Tod und Verwesung. Erschrocken darüber, wie ich für Estelle riechen musste, sprang ich ein Stück zurück. Irritiert betrachteten mich ihre braunen Augen. Und ich senkte verlegen den Kopf. „Alles in Ordnung?" Zittrig nickte ich, mein Blick noch immer auf den Boden gerichtet. „Was für einen Zusatz möchten Sie nun?" Ohne wirklich darauf zu achten deutete ich auf den Jasminzusatz. Erfreut nickte sie und ließ Badewasser ein. Fasziniert betrachtete ich das klare, saubere Wasser. Wie lange war es her, dass ich so etwas gesehen hatte?

Kyrie Eleison - Nur der Glaube kann dich retten Where stories live. Discover now