53. Kapitel

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Elaisa Mac Leod von Craig, Königin von Castle Island

„Kommen Sie hier entlang, Luna." Drängte mich Victor an den Massen von Fotografen vorbei. Ich erkannte die schwarze Limousine die uns an das Charity Event gebracht hatte. Kaum hatten wir den Haupteingang passiert, begann das Blitzlichtgewitter von neuen. Hunderte von Fotografen brüllten mir Fragen zu, doch ich hörte es in diesem Trubel gar nicht. Kaum hatten wir den Wagen erreicht, schob mich mein Personenbeschützer in das innere. Die Tür knallte hinter mir zu und das erste Mal atmete ich erleichtert aus. Victor setzte sich schnell hinter das Steuer des Autos. Mrs. Andrews war wenige Sekunden später ebenfalls wieder neben mir. Ihr Blick war nun streng und verbissen. Wild tippte sie auf einem Tablet herum. Das Fahrzeug setze sich mühelos und leise in Bewegung und damit ließen wir auch die Fotografen hinter uns. Ich konnte mich gar nicht richtig von Millie verabschieden, weil Victor und Mrs. Andrews sofort zum gehen überredet hatten. „Das wird einen Skandal geben, Luna!" kam es schrill von der Pressesprecherin. Ich biss mir auf die Lippe und schielte zu ihr. „Es war doch nur ein Tanz, David ist ein großer Fan unserer Monarchie und...",

„Es ist jetzt schon überall in den Sozialen Medien! Das Presseverbot hat nichts gebracht! Überall, sehen sie doch nur!" Damit schob mir die Brünette das Tablett unter die Nase. In einem kleinen unscharfen Video erkannte ich mich mit dem Delta Tanzen. Wir bewegten uns langsam im Takt der Musik und unterhielten uns. Unter dem Video war ein Kommentar dazu veröffentlicht worden. Geht die Königin fremd? Auf einem Charity Event wurde die Luna mit einem unbekannten Mann, sehr vertraut beim Tanzen erwischt.

Ich atmete hörbar aus. „Das ist doch nur Gerede." Versuchte ich mich zu verteidigen. „Das wissen sie und ich! Jedoch nicht die Presse! Das ist jetzt aktuell gar nicht gut. Nicht das am Ende auch noch eine uneheliche Schwangerschaft vermutet wird." Nun verdrehte ich die Augen. Übertrieb Mrs. Andrews nicht etwas? „Bitte übertreiben sie nicht." Gab ich gereizt von mir. „Nein, Luna. Mrs. Andrews hat recht. Die Medien können so etwas schnell verbreiten. Die Leute lieben solche Geschichten, ob sie nun der Wahrheit entsprechen oder nicht, es geht nur um Klicks und Geld bei so etwas." Ertönte nun die ruhige Stimme meines Bodyguards. Mit runzelnder Stirn betrachtete ich den Hinterkopf von Victor. „Aber es war ein Tanz! Wir haben uns normal unterhalten! Mehr war da nicht." Knurrte ich dann gereizt und lehnte meinen überhitzten Kopf an die Glasscheibe des Autos. Genießerisch schloss ich die Augen. Mein Kopf begann langsam zu pochen. Es wurde still im Auto. Zu still. Die Augen von Victor trafen mich durch den Rückspiegel. Sie waren dunkel auf mich gerichtet. „Spuck' es aus Victor." Meinte ich dann müde. Mittlerweile kannte ich den Gesichtsausdruck von meinem Bodyguard. Kurz zuckte der Mann mit den Schultern. „Der Alpha wurde ebenfalls informiert." Verloren schloss ich die Augen. Natürlich wurde Adam informiert. Er würde ausrasten vor Wut.

Als wir die schöne Auffahrt des Schlosses hinauffuhren, begann mein Magen Achterbahn zu fahren. Was sollte ich nun Adam sagen? Wie wütend er wohl war? Er war momentan sowieso schon so eifersüchtig. Sicherlich würde er nun sonst etwas denken, erst recht wenn er diese reißerischen Fotos und Videos zu Gesicht bekam. Elegant hielt der Wagen in der Einfahrt, die Tür wurde von einem Butler geöffnet und ließ mich aussteigen. Die kühle Abendluft traf mich und ich kuschelte mich enger in meine Jacke. Showtime. Mit wenigen Schritten war ich bei der prunkvollen Eingangstür angekommen. Bevor ich mich nur darauf vorbereiten konnte, wurde auch hier mir die Tür vom Hauspersonal geöffnet. Gerade wünschte ich mir wieder mich in den Wagen zu verkriechen, doch Victor hatte ihn zusammen mit Mrs. Andrews in die Tiefgarage gefahren und unsere Pressesprecherin versuchte nun ‚das schlimmste zu verhindern', laut ihrer eigenen Aussage. Also trat ich vorsichtig in den Eingangsbereich, gewappnet dafür, das Adam mich gleich von der Seite anspringen würde. Doch es tat sich nichts. Es war ruhig. Fast schon zu ruhig. Nur der altbekannte Duft nach Freesien und Wald kam mir entgegen. War Adam vielleicht noch gar nicht zuhause? Unauffällig sah ich mich in der Marmoreingangshalle um, jedoch waren da nur das Hauspersonal, die mir nett zu lächelten. Deswegen stürmte ich fast nach oben, in unser Schlafzimmer. Vielleicht hatte ich Glück, das Adam noch nicht hier war. Und ich wollte unbedingt aus diesem Kleid heraus. Als ich geradewegs zu dem Gemacht auf dem Weg war, erkannte ich das eine der Türen zum Kaminzimmer geöffnet war. Verwirrt blieb ich stehen und trat näher. Als ich mich gegen den Türrahmen lehnte, erkannte ich Adam. Er stand mit dem Rücken zu mir. Seine Augen starrten ins Feuer und in der rechten Hand hielt er ein Cognac Glas mit einer braunen Flüssigkeit darin. Er war also schon zurück. „Du bist wieder hier." Kam es leise, fast monoton von meinem Mate. Fast erschrocken von seiner Stimme, zuckte ich kurz zusammen. „Scheint so"; murmelte ich und trat näher in den Raum. Das Holz knisterte und es roch nach Alkohol. Der Fußboden knarzte unter meinen hohen Schuhen und ich wusste, dass dies Adam auch nicht gefiel, wenn ich schwanger diese hohen Mörderabsätze trug. Jedoch wollte ich nicht in Sneaker in das teure Abendkleid steigen. Noch immer betrachtete er das Feuer. „Wie war dein Kongress?" fragte ich und blieb an Ort und Stelle stehen. „Wie war dein Tanz mit dem Unbekannten?" konterte er, seine Stimme war schneidend. Bei seinen Worten mahlte sein Kiefer und er presste die Finger gegen sein Glas, als hinge sein Leben davon ab. Ich seufzte und strich imaginäre Falten in meinem Kleid wieder glatt. Mit langsamen Schritten lief ich zu meinem Ehemann, als ich nur noch eine Armeslänge von ihm Abstand hatte, konnte ich seinen Geruch nach Wald riechen. Er roch nach Zuhause. Aber bevor meine Hand ihn nur berühren konnte, drehte er sich einmal um hundertachtzig Grad und starrte mit seinen silbernen Augen direkt in meine. Seine Iris war so dunkel, das sie fast schwarz wirkten. „Adam, es ist nichts passiert"; versuchte ich ihn zu versichern. Kurz schloss Adam die Augen. „Habe ich dich die letzten Wochen vernachlässigt? Das stimmt ja...vielleicht...verdammt ich habe dir geschworen, dass ich immer bei dir bin." Kam es dann verzweifelt von meinem Mate und er raufte sich durch seine Haare. Schnell schüttelte ich den Kopf. „Hörst du nicht zu? Es ist nichts passiert Adam. Es war nur ein einfacher Tanz." Der Mann schüttelte den Kopf. „Verdammt, Elaisa. Ich...ich bin ein schlechter Gefährte. Ich lasse dich alleine auf einen Dinnerabend und natürlich zeigen andere Männer Interesse an dir. Aber...wie konntest du dich darauf einlassen? Verdammt mein Wolf rast vor Wut!" Hörte mir Adam überhaupt zu? Nun gab ich etwas lauter von mir. „Was ist denn das Problem? Alle verlangen von mir immer eine perfekte Königin und Luna zu sein, die ihre Aufgaben im Volk übernimmt und sich in der Öffentlichkeit präsentiert. Und dann tue ich dies, mache einen Untertarnen glücklich und alle stellen mir eine Affäre nach oder als hätte ich Hochverrat begangen?" Kaum hatte ich meine Wut herausgeschrien, wobei sich meine Stimme mehrmals überschlagen hatte, fiel eine Last von mir. Den ganzen Abend hatte ich dies schon mit mir herum geschleppt. Wieso verstand den niemand das ich nichts böses wollte? „Egal was du oder Mrs. Andrews in diese Videoclips oder Fotos hineininterpretieren, alle können auf dieser Veranstaltung bezeugen, dass es ein normaler Tanz zwischen uns war. Wenn du es genau wissen willst, David hat eine Gefährtin! Und diese versucht er gerade für sich zu überzeugen!"

Kyrie Eleison - Nur der Glaube kann dich retten Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt