19. Kapitel

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Adam MacLeod König von Castle Island

Selbst nachdem ich schon lange meine Augen geöffnet und hellwach war, hatte ich mich kein Stückchen bewegt. Noch immer lag ich in der selben Position, um wie ein verliebter Teenager meine Mate anzustarren. Meine Mate die mich geküsst hatte. Meine Mate die mir ihren ersten Kuss geschenkt hatte. Durch sie durfte ich das erste Mal solch eine Liebkosung kosten und ich konnte schon jetzt kaum davon kriegen. Waren ihre Lippen noch rosiger als sonst oder bildete ich es mir nur ein? Diese weichen Lippen, die mich so schüchtern und zärtlich geküsst hatten...Nach diesem mehr als schrecklichen Albtraum, hätte ich nie erwartet, dass mich Elaisa küsste. Nur musste ich ihr heute noch erzählen, wovon ich genau geträumt hatte. Allein der Gedanke daran, ließ mich Gänsehaut am ganzen Körper bekommen. Eine Elaisa die mich hasste und einen anderen hatte. Jetzt nachdem ich von ihrem Mund kosten durfte, war der Gedanke noch unerträglicher. Schnell schüttelte ich den Kopf, so etwas musste ich schleunigst vergessen. Elaisa wird immer mein Mädchen bleiben, komme was wolle. Ich war ein Alpha und würde meine Luna so schnell nicht mehr hergeben. Heute stand eine weitere Stunde mit Mr. Becks an. Das hieße, ich würde Mr. Becks meine wundervollen Mate vorstellen, wer weiß, vielleicht konnte sie selbst ihm noch etwas beibringen. Endlich konnte ich mich wieder auf einen Tag mit Elaisa freuen, dass sie mich nicht ignorierte und die kalte Schulter zeigte. Das hatte mir verdammt zugesetzt und mir nur wieder einmal gezeigt, wie versessen ich auf diese Frau bereits war. Langsam bewegte sich auch mein Mädchen neben mir. Seufzend kuschelte sie sich enger an das Kissen, ihre braunen Haare fielen wild über ihre Schultern. Ein Bein hatte sie mit meinem verheddert und sie lag halb auf dem Bauch. Wie immer schlief sie wie ein Stein. Wahrscheinlich genoss ihr Körper nach all dem Leid genau das. Ein langen erholsamen Schlaf. Wieder einmal musste ich mich zurückhalten, hätte ich gewusst, dass meine Mate in diesen Minen wäre...aber ich hatte es nicht gewusst und so war mir all das Leid dort in den Craig Minen egal. Die Bestrafungen und Hungernden. Ich hasste Menschen auch schließlich, da waren mir ihre Lebensumstände mehr als gleichgültig. Aber heute? Weswegen hasste ich Menschen noch einmal? Weil sie gierig waren? Aber waren das Wölfe nicht auch? Oder weil sie mehr Schaden als Gutes angerichtet hatten? Doch sah man mich an, hatte ich wohl ebenfalls mehr durch meinen Hass zerstört, als ich Gutes getan hatte. Und dieser Hass war noch lange nicht verschwunden. Vielleicht hasste ich die menschliche Rasse nun nicht mehr so stark, doch meine Wut und das Verlangen über alles Kontrolle zu haben, waren immer noch mächtig. Das positive war, dass ich mich nicht mehr so kalt und ausgehöhlt fühlte. Ich hatte endlich meinen Lebenssinn gefunden, Liebe herrschte wieder in meiner Welt. Und sie war nicht mehr trist und schwarz weiß. Sie war so wunderschön, wie Elaisas Lachen und so hell wie der Rotton ihrer Wangen. Außerdem war es mehr als befriedigend, dass genau mein Lebenssinn neben mir lag und immer noch seelenruhig schlief. Das versetzte mir ein Grinsen auf die Lippen. Zärtlich strich ich meiner Prinzessin über die Wange, wovon sie ein schmatzendes Geräusch von sich gab. „Ich verdanke dir schon jetzt so viel, Elaisa."

***

„Ich bin wirklich froh, dass du mir nicht mehr die kalte Schulter zeigst, das hat mir ganz schön zu schaffen gemacht", eröffnete ich als wir beide endlich im Speisesaal waren. Elaisa presste die Lippen zusammen und nahm sich verlegen ein Brötchen. Dann gestikulierte sie.

Ich sah keine andere Möglichkeit. Du bist nicht wirklich der Typ für warnende Worte, also musste ich Taten folgen lassen. Mir hat es auch nicht gefallen.

Obwohl ihre Worte wahr waren und alles andere als schmeichelhaft waren, musste ich schmunzeln. „Du hast recht, ich nehme Worte meist nicht ernst, wobei deine Worte immer eine höhere Meinung haben als bei anderen. Aber ich verspreche, dass ich nun nicht immer sofort mit dem Schlimmsten drohe. Noch solch eine Tortour und ich sterbe wahrscheinlich an einem Herzinfarkt." Elaisa lachte und bestrich ihr Brot mit Butter. Ich nahm einen Schluck von meinem Kaffee. Das Frühstück mit meiner Mate war eine der schönsten Dinge am Tag und ich hatte mich schon so sehr daran gewöhnt, dass ich gar nicht mehr wusste, wie es war bevor ich Elaisa gefunden hatte. Trist und langweilig. Mein Essen schmeckte wie Pappe und das obwohl es jeden Tag etwas ausergewöhnliches gab. Doch das zählte damals alles nichts.

Kyrie Eleison - Nur der Glaube kann dich retten Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt