61. Kapitel

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Adam Mac Leod König von Castle Island

Victor hatte mit den anderen Rudelmitgliedern die mir in den Wald gefolgt sind, die Leiche von Abbey auf das Schloss gebracht. Ich hatte Dr. Hoffmann beauftragt die Frau genauestens zu obduzieren. Nach einem sehr kritischen Blick, da mein Leibarzt nicht wusste was er von alldem halten sollte, hat er schließlich zugestimmt. Denn auch er hatte von meiner vermeintlichen Bindung mit Annabelle mitbekommen. Doch als ich ihm die wahre Geschichte erzählt hatte, war er milde gestimmt und hat mir geglaubt, zumindest größtenteils. Innerlich hoffte ich, dass ich Elaisa auch erklären konnte und sie meinen Worten Glauben schenkte. Doch wie ich meine Mate kannte, war es bei ihr nicht so einfach. Sie war tief misstrauisch. Und das verstand ich. Ich wäre es auch. Elaisa hatte so oft Leid erfahren und ich hatte sie so oft vor den Kopf gestoßen...

Mit schweren Schritten lief ich in unser Schlafzimmer, weil ich mich endlich umziehen musste. Noch immer waren meine Klamotten voller Blut und der ekelhafte Geruch der Wölfinnen klebte an mir. Widerlich. Auch mein Wolf fand es mehr als abstoßend. Doch als ich die Tür zu unserem Gemach öffnete, erstarrte ich. Die Bettwäsche von Elaisa war verschwunden, genauso wie eine Kommode halb leer war, da die Schublade noch geöffnet war. Außerdem war der Geruch meiner Mate nur noch schwach im Raum vorhanden. Sofort blieb mein Herz stehen, nur um dann stolpernd weiter zu schlagen. Elaisa war aus unserem Zimmer ausgezogen. Panik erfasste mich. Erst Recht als ich auf meinem Nachttisch einen kleinen Zettel erkannte. Mein Herz schlug so schnell, dass ich Angst hatte es würde gleich aus meiner Brust springen. Schweiß bildete sich auf meiner Stirn. Mit langsamen Schritten lief ich auf das Holznachtkästchen zu. Und dann erkannte ich das volle Ausmaß. Auf der Nachricht mit der filigranen Handschrift von Elaisa, lagen ihr Ehering und der Saphirverlobungsring. Keuchend sank ich auf die Knie. Meine Mate hatte mich verlassen...sie hasste mich wirklich Abgrundtief. Tränen sammelten sich in meinen Augen, das Atmen viel mir schwer, meine Brust fühlte sich an, als würden Tonnen auf mir Lasten. Nur mit verschwommenen Blick konnte ich ihre Nachricht lesen.

Es tut mir leid, dass ich geglaubt habe, ich sei dir ebenbürtig. Das Schicksal hat dir endlich deine wahre Gefährtin zugewiesen. Ich wünsche dir viel Glück mit ihr. Leb wohl.

Elaisa

Und das ließ mein Herz endgültig zerbrechen. Schluchzend brach ich nun vollständig auf dem Parkettboden zusammen. Ich hatte meine Mate verloren, ich hatte sie zutiefst verletzt. Sie hasste mich aus vollem Herzen. Ich hatte Elaisa verloren. Die Liebe meines Lebens, meinen Lebenssinn.

Ich wusste nicht wie lange ich dort am Fußboden kauerte und um meine Gefährtin trauerte, doch irgendwann regte sich etwas in mir und ich kam wieder auf die Füße. Das konnte ich nicht zulassen. Elaisa durfte mich nicht hassen. Ich brauchte sie und unser Baby. Irgendwie musste ich ihr all das erklären. In der Hoffnung sie würde meinen Worten Glauben schenken und mir eines Tages wieder vertrauen.

So schnell mich meine Beine trugen, rannte ich fast aus dem Zimmer, davor hatte ich mir noch meine Kleidung vom Leib gerissen und gegen Pullover und Jeans getauscht, der abscheuliche Geruch dieser Wölfinnen konnte ich nicht mehr ertragen. Ebenfalls konnte ich keine weitere Sekunde mehr in unserem Gemach aushalten. Die Nachricht von Elaisa, ließen mich jedes Mal aufs Neue fast auf die Knie sinken. Ich hatte nur ihre Ringe an mich genommen. Ich wollte sie immer bei mir tragen. Hier auf dem imposanten Flur, konnte ich nur schemenhaft Elaisas Geruch aufnehmen, doch es schien Richtung Ostflügel zu gehen. Hatte sie etwa die Ostseite bezogen? Sie war riesig, dort waren viele Gästesuiten, alles was man für einen längeren Aufenthalt am Hofe brauchte. Der Gedanke daran, dass Elaisa wirklich einen Flügel für sich bezogen hatte, ließ Galle in mir aufkommen. Irgendwann blieben meine Füße wie automatisch vor einer weiß lackierten Holztür stehen. Es war eine Doppeltür. Dahinter war der Geruch von Elaisa am Stärksten vertreten. Hier musste sie also gewesen sein...Es war still hinter der Tür. Sollte ich eintreten? Ich wusste aus meiner Jugend, das dort ein Schlafzimmer mit offenem Badezimmer angrenzte. Was ist wenn Elaisa mich sofort wieder herauswerfen würde? Das konnte ich nicht ertragen. Doch meine Hand schwebte wie automatisch über dem Türgriff.

Kyrie Eleison - Nur der Glaube kann dich retten Where stories live. Discover now