17. Kapitel

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Elaisa von Craig

Nachdem ich das Frühstück all meine Kraft sammeln musste, um Adam mit meinen Blicken nicht zu erdolchen, saß ich nun mit runzelnder Stirn im meinem selbstgewählten Gästezimmer. Ich war nun seit gut einer Woche die Besitzerin und Herzogin von Craig. Und es war an der Zeit dass sich etwas änderte. Eine meiner ersten Maßnahmen sollte eine Investition in eine bessere Versorgung sein. Das hieß im Klartext. Sauberes Wasser und echte Mahlzeiten. Außerdem annehmbare Unterkünfte. Keine schäbigen und zugigen Baracken mehr. Dazu wollte ich die Arbeitszeit auf erträgliche Achtstunden minimieren. Sowie Arbeitssicherheiten erhöhen. Mundschutz, Handschuhe, Arbeitsklamotten und richtige Schuhe, waren nur ein Anfang. Für die wenigen Kinder die dort unten lebten, sollte es eine Schule geben, sodass sie nicht mehr dort arbeiten mussten, sondern eine Chance auf einen richtigen Job bekamen. Die Eltern konnten ebenfalls Lesen und Schreiben lernen. All das wurde wahrscheinlich verdammt teuer. Und ich mochte vielleicht die Herzogin dieser Minen sein, deswegen hieß das aber noch lange nicht, dass ich die nötigen finanziellen Mittel für dieses Vorhaben hatte. Hier war der Haken. Ich musste es also auch noch Adam zeigen. Und dieser war gerade der letzte mit dem ich über so etwas diskutieren wollte. Wahrscheinlich war er sogar gegen diese Pläne, denn es hieße eine große Einbüße seiner reichen Goldschätze die er hier irgendwo Bunkerte. Wahrscheinlich hatte er zusätzlich noch ein paar Bitcoins auf seinem Bankkonto versteckt. Aber wenn ich endlich etwas verändern wollte, musste ich wohl in den sauren Apfel beißen und dem Alpha von meinen Plänen unterrichten. Vielleicht konnte ich mich auch in sein Büro schleichen und die Pläne auf seinen Schreibtisch legen, um dann wieder zu verschwinden...Nein! Ich wollte nicht so feige sein, sollte mir dieser Idiot ruhig seine Meinung ins Gesicht sagen. Wenn er der Meinung war, dass diese Menschen in Craig es nicht verdient hatten, dann würde ich eine andere Möglichkeit finden. Schon oft hatte ich mir in letzter Zeit gedacht, wie es wohl wäre, ein Leben allein dort draußen in der Stadt zu führen. Wenn ich normal in dieser Welt aufgewachsen wäre, ohne eine Knechtschaft und Sklaverei. Wenn ich in eine richtige Schule gegangen wäre, Freunde gefunden hätte und mit ihnen etwas unternommen hätte. Anstatt in einer staubigen Mine meinen Körper immer weiter zu quälen und meinen Eltern dabei zuzusehen, wie sie immer weiter kaputt gingen und schließlich an ihren chronischen Krankheiten starben. Hätten wir Mundschutz bekommen, dann hätten sie sicherlich nicht so oft Husten müssen und wären nicht so oft krank geworden...Ich schloss gequält die Augen, als mir der Gedanke wieder einfiel, als mein Vater nicht mehr aus der Baracke aufgestanden war und er stattdessen von ein paar Wachen herausgeschleift wurde und der Leichnam zu den anderen in die Mine geworfen wurde. Damals hatte ich geschrien und um mich geschlagen. Meine Mutter immer wieder gefragt, ob das war wahr. Meine Brünette Mutter hatte mit Tränen in den Augen mir immer wieder versichert, dass alles gut werden würde. Aber das wurde es nicht. Das wurde es nie. Kurz darauf war meine Mutter als sie neben mir gearbeitet hatte, einfach umgefallen und hatte nie wieder ihre Augen geöffnet. Wie eine verzweifelte hatte ich mich an sie geklammert und geküsst. Immer wieder verzweifelt gehofft, sie sei nur vom harten Arbeiten erschöpft und schliefe. Aber das tat sie nicht. Ihr Brustkorb hob und senkte sich nicht mehr. Und ihr schönes Mandelförmiges Gesicht wurde von Minute zu Minute blasser. In den blauen Augen, die ich von ihr geerbt hatte, war kein Leben mehr zu erkennen. Die schön geschwungenen Lippen waren blau und sie starrte mich einfach nur aus leblosen Augen an. Ein Soldat hatte mich grob von ihr weggezogen und sie einen Schacht weiter ebenfalls, wie meinen Vater davor, hinuntergeworfen. Ich war wie erstarrt und hatte dem Schauspiel zugesehen. Und danach hatte mich die Wache in den Bauch getreten und geschrien, ich solle weiter arbeiten. Schluchzend hatte ich daraufhin wie paralysiert wieder im Dreck gegraben. Die Schlucht hatte ich mich nicht hinunter getraut. Zu viel Angst hatte ich, dass mir meine Eltern leblos ins Gesicht blickten. Jeden Tag lernte ich mehr mit dem Verlust umzugehen, bis mir die Stimmbänder herausgeschnitten wurden.

Kyrie Eleison - Nur der Glaube kann dich retten Where stories live. Discover now