14. Kapitel

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Adam MacLeod König von Castle Island

Mit einer letzten tiefen Verbeugung endete schließlich dieser groteske Tanz. Prisha, die schwarzhaarige Tochter des Generals meiner Soldaten, strahlte von einem Ohr zum anderen. „Ich hoffe es hat euch gefallen, eure Majestät", trällerte sie und schmiegte sich an meine Seite. Mit einem räuspern gewann ich sofort wieder Abstand zu dieser Frau. Bleib höflich! Ermahnte ich mich selbst, auch wenn es mir und meinem Wolf kein bisschen passte. Also rang ich mir ein kleines Lächeln ab. „Es war ein sehr angenehmer Tanz, vielen Dank Prisha." Ihr Lächeln wurde, kaum zu glauben, noch größer. „Wenn du mich jetzt bitte entschuldigen würdest, ich muss noch etwas mit meinem Beta besprechen", dass ich dabei eigentlich nur zu Elaisa wollte, verschwieg ich. Jede verdammte Sekunde dieses Tanzes habe ich damit verbracht, mir vorzustellen das Elaisa mit mir tanzte und nicht diese einfältige Generalstochter. Prisha verzog ihre rosa geschminkten Lippen zu einer Schnute. „Musst du wirklich schon gehen? Ich habe mir gedacht wir können noch etwas trinken..."
War das zu fassen? Sie wusste das ich eine Mate habe. Mit etwas ungeduldiger Stimme meinte ich schließlich „Tut mir leid, Prisha. Ich möchte den Abend mit meiner Mate verbringen, sie hat nun meine oberste Priorität." Mein Wolf drängte darauf dieses sinnlose Gespräch endlich zu beenden und zu Elaisa zurückzukehren. Die dunklen Augen von Prisha waren plötzlich nicht mehr so strahlend und ihr Mund verzog sich zu einem schmalen Strich. Dann brummte sie „Aber natürlich, Alpha." Ohne darauf etwas zu erwidern, lief ich endlich an ihr vorbei und lief durch die Menge. Die vielen Begrüßungen und Gesprächsfetzen ignorierte ich dabei geflissentlich. Ich wollte nur noch zu Elaisa. Fiebrig suchte ich den Raum ab, was mit den prunkvollen Roben gar nicht so einfach war. Doch als ich Castiels roten Haarschopf fand, marschierte ich direkt darauf zu. Geht es Elaisa gut? Linkte ich ihm per Gedankenübertragung an. Ob mein Mädchen meinen besten Freund mochte? Ich hoffte doch. Ich runzelte die Stirn als ich keine Antwort von Castiel bekam, stattdessen spürte ich seine angespannte Stimmung. Meine Schritte verdoppelten sich noch einmal, ehe ich endlich bei ihm ankam. Doch neben meinem Beta stand nicht meine Prinzessin. Sofort knirschte ich mit den Zähnen und ein dumpfes Bauchgefühl machte sich in mir breit. Ratlos starrte mich Castiel mit zwei Bowle Gläsern in der Hand an. „Wo ist Elaisa?" Es klang eher wie eine Drohung als eine Frage. Schwer schluckte mein Kumpel. „Ich...vor zwei Sekunden war sie noch hier! Ich habe mich nur einmal umgedreht und nun..." wütend packte ich ihm am Revier seines Anzugs. „Hast du etwa deine Luna aus den Augen verloren?" Bei diesem Thema verstand ich keinen Spaß. Elaisa sollte diesen Abend in Sicherheit sein und ihn genießen. „Ich...wir werden sie sicherlich finden." Knurrend ließ ich von ihm ab und blickte mich im Raum um. Meine Nase versuchte ihren Duft aufzunehmen, aber er war vermischt mit den vielen anderen im Raum. Nur eins beruhigte mich etwas: Etwas männliches, außer Castiel, konnte ich nicht riechen.

Wütend stampfte ich zum nächst besten Soldaten in der Ecke und befahl „Du wirst mit deinen anderen Kumpanen das ganze Schloss nach der Luna absuchen, kapiert? Ich will das jeder Stein umgegraben wird, das in der Stadt nachgeschaut wird, in den Gärten und im Hof, verstanden?" Perplex und mit einer guten Portion Angst nickte der blonde. „Wie befohlen, eure Majestät." Nickend knurrte ich „Ich werde mich um die oberen Stockwerke kümmern, der Beta um die darunter. Und lasst keine Panik hier ausbrechen. Ich kann das nicht auch noch gebrauchen." Ohne noch ein weiteres Wort marschierte ich davon, dabei schnappte ich mir Castiel, der mittlerweile den Saal nach Elaisa abgesucht hatte. Draußen vor dem Ballsaal knurrte ich „Du nimmst das mittlere Stockwerk. Ich nehme die oberen. Und durchforste jeden verdammten Quadratmillimeter!" Etwas blass, nickte mein Kumpel. „Verstanden, beruhige dich etwas, Adam. Du schäumst fast, das würde ihr Angst machen. Sie kann nicht weit sein. Es waren nur ein paar Minuten." Ich schnaubte „Ein paar zu viel. Sie hat mir versprochen es zu probieren! Ich hatte sogar ihrer Freundin frei gegeben, dass sie mit ihr Spaß haben kann. Und nun? Ist sie verschwunden! Ich bin nicht sauer auf sie, Castiel. Aber ich bin etwas gekränkt. Sie hätte zu mir kommen können, wenn sie sich vor etwas fürchtete." Dafür war ich schließlich da, ich wollte meine kleine Mate schützen. Verlegen kratzte sich Castiel am Hinterkopf. „Nimms mir nicht übel, aber für sie ist das alles neu. Vor wenigen Tagen warst du noch der böse König, der Menschen hasste und nun soll sie dir vertrauen? Das ist alles für sie Neuland, Kumpel. Wenn wir sie gefunden haben, dann musst du mit ihr sprechen." Ich seufzte und ballte meine Hände zu Fäusten. Castiel hatte doch Recht. Ich warf mein Mädchen einfach ins kalte Wasser und meinte sie würde alles sofort akzeptieren können. „Okay, ich will darüber nicht weiter nachdenken! Wir müssen sie finden!" Mein rothaariger Freund nickte und machte sich in die Richtung zu den Dienertreppen, es waren die schnellsten zum mittleren Trakt des Schlosses. Ich hingegen lief zur Marmortreppe. Hoffentlich war Elaisa hier im Schloss. Ihren Duft konnte ich fast nicht wahrnehmen, was mich wahnsinnig werden ließ. Was war wenn sie nach draußen gegangen war? Und sie von jemanden angegriffen wurde und jetzt irgendwo verletzt lag? Allein der Gedanke ließen mein Herz fast zum Stillstand bringen. Eine verletzte Elaisa, die fürchterlich weinte. Schnell schüttelte ich den Kopf. Nein! Elaisa ging es gut und sie war nur verschwunden, weil sie sich vor diesen neuen Eindrücken fürchtete. Als erstes steuerte ich unser Gemach an. Das kannte sie von diesen vielen Zimmern am besten, vielleicht wollte sie hier Zuflucht finden. Doch Fehlanzeige. Stille begrüßte mich und ein leeres Zimmer. Frustriert fuhr ich mir durchs Haar und knallte ein bisschen zu laut die Zimmertür zu, ehe ich mich zu den nächsten Zimmern begab.

Kyrie Eleison - Nur der Glaube kann dich retten Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt