32. Kapitel

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Adam Mac Leod König von Castle Island

Es waren mittlerweile fast zwei Monate vergangen, seit mich die Erkenntnis traf, dass mein Mädchen tot war. Mein Tagesablauf bestand darin, bis zum späten Nachmittag von meinem Bett aus in den Wald zu starren. Bis ich abends unruhig im Schloss herumlief, nur um nachts in Elaisas Garten zu sitzen, um das Gefühl zu haben, ihr nah zu sein. Ich war kaum noch ich selbst. Würde mich Castiel nicht die ganze Zeit beobachten und mich herumkommandieren, würde ich wohl eine unerreichbare Hülle sein. Meine Eltern hatten ihre Warnung wahr gemacht. Ich war nach zwei Wochen als König zurückgetreten. Für mich waren Meetings, Gerichtstermine und Verhandlungen zu anstrengend geworden. Es war für mich unmöglich den Rudelmitgliedern zuzuhören. Einmal in der Woche bekam ich eine Infusion für meinen Elektrolyd und Mineralienhaushalt. Denn ich bekam kaum noch einen Bissen herunter. Da meine Eltern wussten, dass ich bald vollkommen von dieser Erde verschwinden würde, machten sie sich auch daran, einen Nachfolger zu zeugen. Das war leider eine Qual, wie ich zu meinem Leidwesen feststellen musste. Denn ihre erregenden und euphorischen Laute waren im ganzen Schloss zu hören. Auch diesen Morgen. Zähne knirschend schloss ich die Augen und versuchte in den Garten zu gehen, um diese Geräusche nicht mehr ertragen zu müssen. Es lag nicht daran, dass es meine Eltern waren, die diese Laute von sich gaben –auch wenn es vielleicht einen kleinen Einfluss darauf hatte- sondern es lag daran, dass sich alles in mir bei diesen Lauten zusammenzog. Denn es erinnerte mich, was ich mit Elaisa für eine Leidenschaft und Liebe erlebt hatte-wenn auch nur kurz. Dass ich sie nie wieder streicheln konnte oder gar küssen. Verdammt ich konnte nicht einmal mehr ihr wütendes schnauben vernehmen. Manchmal wusste ich nicht, ob es sogar besser wäre, wenn sie mich hassen würde und verstoßen. Aber Hauptsache sie würde noch auf dieser Erde weilen. Knurrend stieß ich schließlich die Glastür zur Elaisas Garten auf. Die frische Luft, welche Getränkt von den exotischen Blumenduft war, durchströmte meine Lungen und beruhigte mich ein wenig. Wie automatisch lief ich zu den Pfingstrosen, um wie ein Irrer an ihnen zu riechen und mich an ihnen zu ergötzen. Es war ein kläglicher versuch, meinem Unterbewusstsein und meinem Wolf vorzuspielen, dass das Elaisas Duft war. Auch wenn die Rosen genau nach ihr rochen, war es doch etwas vollkommen anderes. Bei Elaisas Geruch war noch etwas feines, eigenes etwas Menschliches dabei. Es war eine einzigartige Kombination für den es niemals einen Ersatz geben würde. Doch für den Moment reicht es aus, für die Perioden in denen ich mich abfand, dass meine Mate tot war.


Leider tat das mein Wolf immer seltener. Er wollte raus, wurde stärker und übermannte mich des Öfteren. Er brach mindestens einmal am Tag aus mir heraus und übernahm die Kontrolle. Doch leider war ich so schwach geworden, dass mein Wolf nur halb hervorkam, mein Oberkörper verwandelte sich, doch mein Unterkörper blieb menschlich. Was sicherlich mehr als lächerlich aussah, ein Gestaltwandler der sich nicht mal mehr verwandeln konnte. Für diese Szenerie hatte Dr. Hoffmann Castiel ein Mittel gegeben, was er mir in diesem Fall spritzen musste, sodass ich die Kraft zum rückverwandeln haben konnte. Wie es schien gab es für alles ein Mittel, um das unmögliche rauszuzögern. Meinen Tod. Auf diesem Schloss wollte mich niemand sterben sehen. Aber ich wünschte mir am meisten, endlich zu sterben, um endlich wieder bei Elaisa zu sein. Mich hielt auf dieser Welt nichts mehr für das es sich zu kämpfen lohnte. Meine Macht war mir egal geworden.

Neben den Besuchen in meinen Gärten, war der einzige Lichtblick, die Forschung mit dem Mann der das Implantat für Stumme entwickelte. Denn auch wenn ich nicht mehr auf dieser Welt weilen wollte, wollte ich etwas hinterlassen. Es war immer mein Traum, Elaisas Stimme eines Tages zu hören, doch als ich sie dann kennengelernt hatte, hatte es mich nie gestört, dass sie nicht sprach. Durch die Gebärdensprache fiel es mir fast nie auf. Aber jetzt, da ich ihre Stimme niemals mehr hören konnte, wollte ich anderen stummen Menschen helfen. Elaisa wäre sicherlich stolz auf mich. Und so entwickelte ich mit Professor Krämer, ein hochintelligenter Ingenieur aus dem ehemaligen Deutschland, ein Implantat für die Stummen. Sie sollten die Stimme durch Einsetzen des Implantates wiederherstellen.

Kyrie Eleison - Nur der Glaube kann dich retten Onde histórias criam vida. Descubra agora