39. Kapitel

5.7K 246 73
                                    

Elaisa von Craig Königin von Castle Island

Während Adam fleißig die Hochzeit plante, das ich glaubte, dass er sein Leben lang nur auf diesen Zeitpunkt gewartet hatte, bereitete ich mich auf die immer näher stehende Mini-Op vor. Es war nun schon ein paar Wochen her, dass Adam und ich uns dafür entschieden hatten, in den Craig Minen zu heiraten. So langsam wuchs auch mein Bauch von Woche für Woche. Jedes mal wenn Adam mir über die kleine Wölbung strich, schmunzelte er. Aber ich wollte heiraten, wenn ich noch nicht kugelrund war, aus diesem Grund war bereits in sieben Tagen die Hochzeit. Auch wenn das Einsetzen des Implantates kein großer Eingriff war, musste ich danach üben wieder zu sprechen. Denn in all den Wochen hatte ich mir den Kopf darüber zerbrochen was ich Adam, dem König über die Welt, zu seinem Hochzeitstag schenken könnte. Schließlich besaß dieser Mann alles Erdenkliche auf dieser Welt. Eines Nachts kam es mir, dass er noch nie meine Stimme gehört hatte. Also wollte ich ihm diese Schenken. Er sollte endlich mit mir sprechen können, wie mit jeder anderen Frau. Vielleicht würde ich ihm dann endlich etwas gerechter werden, jeden Tag fragte ich das Schicksal mit was ich ihn verdient hatte. Und auch wenn er grausam war und das schrecklichste was man sich mit Menschen vorstellen konnte, angestellt hatte, war er tief im inneren der liebevollste und freundlichste Wolfskönig den ich kannte. Die Einsamkeit und Verzweiflung hatte ihn vor einigen Jahren ergriffen und so fraß es ihn innerlich langsam auf. Noch immer war es für mich ein Rätsel, wie Adam so lange auf seine Gefährtin, auf mich, warten konnte. Was es für ihn für eine Erleichterung sein musste, nach all den Jahren mich endlich gefunden zu haben. Auch wenn ich manchmal noch immer nicht die Gedanken der Wölfe verstand, hatte ich zumindest keine Angst mehr vor ihnen. Manche Dinge regelten diese Wesen einfach anders wie wir Menschen. Vielleicht war es deswegen gut, dass ich nun an Adams Seite regierte. Ein kleiner unbedeutender Mensch. In einem solch mystischen Universum. Manchmal machte mir die Vorstellung wirklich über Wesen zu regieren Angst. Aber dennoch hatte ich es geschafft alles für Menschen zu ändern, keiner musste mehr sterben oder gequält werden. Niemand musste mehr unter solchen Bedingungen wie Millie und ich es getan hatten hausen. Niemand mussten mehr die Stimmbänder herausgeschnitten werden und war damit zum Stumm sein verdammt. Erst Recht nicht, nach der tollen Erfindung meines Mates. Ich hatte dazu nicht viel beigetragen, außer dass ich mich heimlich als erstes Testobjekt zu Verfügung stellte. Doch ich wollte unbedingt die Erste sein die wusste ob es wirklich funktionierte. Adam würde das niemals zulassen, er hätte viel zu sehr Angst um mich und unser Baby. Doch alle Doktoren hatten mir versichert, dass bei diesem Eingriff meinem Baby nichts passieren würde und ich vertraute ihnen. Ein zaghaftes Klopfen riss mich aus meinen Überlegungen und schnell wandte ich den Kopf von dem Fenster der Bibliothek ab. Die Tür öffnete sich und ein verlegen schauender Dr. Hoffmann blickte mir entgegen. „E-es tut mir l-leid, Elaisa. Ich wollte nicht s-stören, aber...es wäre alles vorbereitet", stotterte der Arzt. Er hatte mich nach langem überreden endlich bei meinem Namen genannt und nicht bei meinem Titel. An diesen werde ich mich wohl nie gewöhnen. Seine Worte ließen mich kurz zusammen zucken. Auch wenn ich mir zu hundert Prozent sicher war, dass ich dieses Implantat wollte, war ich ängstlich. Würde es gut gehen? Könnte ich wirklich wieder sprechen? Wie klang meine Stimme dann? War es schwierig zu sprechen? Jahrelang hatte ich immer nur meine Hände genutzt oder mich mit Gesten verständigt. Das würde alles verändern. Ehe ich einen Rückzieher machen konnte, sprang ich von der Fensterbank und nickte. Auf in ein neues Leben.

***

„Wie fühlen Sie sich, Elaisa?" fragte mich die Schwester die Dr. Hoffmann während dem kleinen Eingriff unterstützt hatte. Blinzelnd setzte ich mich von der ledernen Liege auf. Ich war nicht narkotisiert, ich hatte nur einen kleinen Saft bekommen zum Betäuben und eine lokale Betäubung. Doch es war eigenartig das Gefühl wenn Schläuche und Geräte in den Hals eingefühlt wurden. Kurz räusperte ich mich. Ich konnte keinen Unterschied zu vorher erkennen. War da wirklich ein Implantat? Verwirrt blickte ich zu der Brünetten Krankenschwester die mir mit freundlichen blauen Augen entgegen lächelte. Ihr Mintgrüner OP Kittel saß wie angegossen an ihrer gerstenschlanken Figur. Sie war eindeutig eine Wölfin. Sie hatte ellenlange Beine, sodass sie mindestens einen Meter achtzig groß war. Ich erinnerte mich dass sie mir eine Frage gestellt hatte. Deswegen nickte ich zaghaft. „Das ist gut, Dr. Hoffmann wird noch einen Ultraschall des Babys machen, danach können wir wenn Sie sich bereit fühlen, die erste Stimmprobe versuchen." Die Stimmprobe. Ein so kleines Wort löste in mir Herzrasen aus. Würde es funktionieren? Würde ich nach dieser gerade einmal dreißig Minuten OP wieder reden können? „Wir haben ihnen zur besseren Abheilung einen Myrkstein Tee zubereitet, diesen sollten sie am besten gleich zu sich nehmen", sprach die Frau weiter und reichte mir eine blaue Tasse aus der dampfende Nebelschwaden stiegen. Der unvergleichbare Geruch nach Erde und etwas Zimt stieg mir entgegen. Er erinnerte mich kurz an die Zeit, als ich in den Minen geschuftet habe. An manchen Tagen im Frühling, wenn die Grippezeit vorbei war und es gerade milder wurde, roch man statt Verwesung und Tod die Myrksteine die Schubkarrenweise zu Tage gefördert wurden. Dann roch es den ganzen Tag nach Erde und Zimt. Und man konnte für einen Augenblick vergessen, wie grausam die Realität war. Doch diese Augenblicke wurden immer kürzer bis es im Frühling nicht einmal mehr einen Tag nach Zimt roch, sondern nach Tod und Qualen. Bei diesem Gedanken bekam ich Gänsehaut, schnell schüttelte ich den Kopf. Das war vorbei. Für immer. Die Grausamkeiten in den Craig Minen gab es nicht mehr. Stattdessen war Craig nun sogar ein wirtschaftlich attraktiver Ort geworden. Niemand musste mehr grundlos sterben. Niemals.

Kyrie Eleison - Nur der Glaube kann dich retten Where stories live. Discover now