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Manuel

"Ich müsste meine Sachen aus dem Bad holen.", rufe ich gegen die geschlossene Tür und klopfe noch ein weiteres Mal.

Ruckartig öffnet sich die dunkle Holztür und meine Augen wandern wie von selbst auf das zierliche Mädchen vor mir.
Im schwarzen Spitzen-Negligee und einer grünen Zahnbürste im Mund steht sie mit großen Augen vor mir.

Zugegebenermaßen ist sie nicht die einzige die starrt. Ihre Figur schmiegt sich verboten gut um den geheimnisvollen Stoff, während ihre Haare offen und wild über ihren Schultern liegen.

"Kein Problem."
Peinlich berührt wendet sie ihren Blick ab und tritt zur Seite, nachdem sie die Zahnbürste aus ihrem Mund genommen hat.
An ihrem Mundwinkel klebt noch etwas Zahnpasta, bei der ich in Versuchung komme, sie wegzuwischen.
Aber vermutlich würde das mein Ende bedeuten, deshalb entscheide ich mich dazu, direkt an ihr vorbei ins Bad zu laufen und einige meiner wichtigsten Sachen mitzunehmen.

Ich habe mit allem gerechnet, aber nicht mit so wenig Stoff. Ich dachte, sie trägt einen pinken Pyjama mit Einhörnern oder was auch immer.
Aber doch kein Dessous?
Doch kein Negligee?

Wo hat sie das überhaupt her?

Wer verkauft einer Minderjährigen so etwas?

"Meine Familie kommt morgen um 10 Uhr zum Frühstück. Ich denke, dass es gut wäre, wenn du auch dabei bist. Mein Onkel soll dir ja schließlich helfen, oder?", rufe ich ihr zu, um mich auf andere Gedanken zu bringen.
Mit dem gepackten Kulturbeutel, gehe ich zurück ins Schlafzimmer und hole mir aus dem Kleiderschrank eine Jogginghose und frische Boxershorts.

"Ja.", antwortet sie leise, schaut mich aber nicht an.

"Schlaf gut.", beende ich das Gespräch und verlasse das Zimmer. Vermutlich will sie einfach nur alleine sein und darüber nachdenken, was gerade zwischen uns passiert ist. Immerhin habe ich ihr 10 Sekunden vorher noch gesagt, dass sie sich nicht mehr an mich ran machen soll.

Was ich im Übrigen auch eigentlich so gemeint hatte, aber nicht, weil ich kein Interesse an ihr habe, sondern genau das Gegenteil der Fall ist.
Ich wollte jedem Risiko die Kontrolle zu verlieren aus dem Weg gehen, aber dieses Mädchen bringt mich dazu alles über den Haufen zu werfen.
Der süße Geschmack von Honig klebt immer noch auf meinen Lippen, weshalb ich es kaum schaffe an etwas anderes als unseren Kuss zu denken. Wenn sie ihre Hüfte gegen meinen harten Schwanz gepresst hätte, dann hätte ich komplett die Kontrolle verloren.

Mir blieb gar nichts anderes übrig, als das ganze abzubrechen, auch wenn ich noch ewig hätte weiter machen können.

Wenigstens ich muss einen klaren Kopf bewahren, damit sie sich mir hingeben kann. Ihre Unsicherheit, ihre Unschuld und ihre Hingabe darf ich nicht ausnutzen, sonst wäre ich kein Stück besser als die Kerle, vor denen ich sie schützen wollte.
Während ich mich im Spiegel des kleinen Badezimmers im Erdgeschoss ansehe und mir die Zähne putze, wird mir klar, dass ich bereits einen Teil meiner Kontrolle abgegeben habe. Jetzt wo ich einmal den Geschmack ihrer Lippen kenne, wird mich mein Verstand nur noch schwer aufhalten können.
Egal wie lange ich meine Zähne putze, egal wie oft ich meinen Mund ausspüle - der atemberaubende süße Geschmack hat sich in mein Gedächtnis eingebrannt.

"Scheiße.", fluche ich wütend, weil ich viel zu weit gegangen bin.

Mein Onkel würde mir jetzt vermutlich raten, mir eine Nutte zu besorgen, aber das würde da ganze nur noch schlimmer machen.

Dafür lege ich meine Hand ins Feuer.

Ich schlafe nur mit Frauen, wenn sie mir was bedeuten. Sex ist intim. Sex ist etwas besonderes. Diesen intimen Moment sollte man einer Frau nicht wegnehmen. Sie vertraut dir, gibt ihre Kontrolle an dich ab. Jeder sollte das wertschätzen.

Wenn ich das nicht wertschätze, dann schlafe ich nicht mit ihr.

Wenn ich nichts für sie empfinde, dann schlafe ich nicht mit ihr.

Ich habe noch nie verstanden, wie Männer die Kontrolle und Hingabe von Frauen so mit Füßen treten können.

Diese Bordelle und Clubs, die mein Onkel mir aufs Auge gedrückt hat, vertreten genau das, was ich nicht leiden kann.
Männer, die mit aller Macht versuchen auf ihre Kosten zu kommen. Ist es nicht viel erotischer, wenn die Frau unter dir auf ihre Kosten kommt? Ist es nicht viel bezaubernder, wenn man Ende mit Stolz behaupten kann, dass eine Frau ihre Kontrolle abgegeben hat und wegen dir auf ihre Kosten gekommen ist?

"Manuel?", ertönt es aus dem breiten Flur.

"Ja?"
Schnell reiße ich die Badezimmertür auf und schaue Kiara direkt in die strahlenden Augen.

Während mein Blick unfreiwillig in ihren Ausschnitt wandert, senkt sich ihrer ebenfalls auf meine nackte Brust.
Das hier geht viel zu weit.
Viel zu weit.

"Ja.", wiederhole ich mich energischer, um zum einen ihre Aufmerksamkeit in mein Gesicht zu ziehen und mich selber daran zu erinnern, sie nicht wie ein pubertierender Junge anzustarren.

"Wo finde ich denn was zu trinken?", fragt sie schüchtern und versteckt ihr hochrotes Gesicht hinter den langen schwarzen Haaren.

"Wasserhahn?"

Sie öffnet ihren Mund, um ihn direkt wieder zu schließen.
"Okay."

Ich atme tief aus und fahre mir einmal über den Bart.
"Idiot.", flüstere ich leise.

"Warte. Komm mit.", rufe ich ihr hinterher, weil sie einen Fuß bereits auf die erste Treppenstufe gestellt hat.

"Schon gut, ich nehme was aus dem Wasserhahn.", schüttelt sie den Kopf und zwingt sich ein Lächeln auf.

"Kiara. Bitte. Komm mit.", wiederhole ich mich sanfter, weil ich mich für meine Reaktion Reaktion schäme.
"Ich bin gerade etwas gestresst.", füge ich an und halte ihr meine Hand hin.

Zögernd legt sie ihre warmen Finger in meine Handfläche und auf der Stelle bilde ich mir ein, wie sie sich wohl um meinen-

Sie ist 17, Manuel.
Reiß dich zusammen.

"Wenn es wegen dem Kuss ist und du das jetzt bereust, dann-"

"Nein, ich bereue das doch nicht.", schüttel ich stirnrunzelnd den Kopf und ziehe sie in die Küche.
"Also ja, ich bereue es. Aber nicht so wie du denkst."

"Wie denn dann?", fragt sie und zieht ihre Hand aus meiner, als ich nach dem Küchenschrank greife, um ihr ein Glas herauszuholen.

"Ich bereue es, weil du mir anscheinend nicht mehr in die Augen schauen kannst und mir aus dem Weg gehst.", brumme ich und öffne die frische Wasserflasche, die im Kühlschrank gestanden hat.

"Tue ich nicht.", leugnet sie.

"Du hast mir noch nicht einmal wieder in die Augen geschaut.", widerspreche ich ihrer Aussage und halte ihr das Glas vor die Nase.
Als sie ihre Hand hebt, um nach dem Glas zu greifen, ziehe ich es zurück, sodass sie daneben greift.

Schwarz wie die NachtWhere stories live. Discover now