- 75 -

5.8K 223 11
                                    

Kiara

"Das passt ja gut, denn ich gewinne gerne.", erwidere ich schluckend.

Langsam lehne ich mich vor, um ihn zu küssen, doch er führt seine Hand an meinen Kiefer und legt seinen Daumen auf meine Lippen - So wie er es immer macht.

"Mach es mir nicht zu schwer.", bittet er mich.

Dann drückt er doch abschließend einen kurzen Kuss auf meine Lippen.
"Zieh dich schonmal an. Ich brauche noch einen Moment."

Meine Wangen erröten bei seinen Worten, weshalb seine Mundwinkel zucken. Dann lässt er mich los und schiebt mich leicht an, damit ich das Bad verlasse.

"Nimm dir Sachen aus meinem Schrank.", ruft er mir hinterher.

Das Lächeln auf meinen Lippen will nicht verschwinden und ich kann an nichts anderes mehr denken, als an unseren Kuss.
Auch wenn ich mir etwas anderes geschworen hatte, bereue ich es nicht. Dieser Kuss war atemberaubend und ich würde es direkt wieder tun.

Schwungvoll öffne ich den großen Schrank und suche mir eine Jogginghose und einen Pullover aus. Er hat erstaunlich viele Hoodies und Jogginghosen, auch wenn er sie fast nie zu tragen scheint.
Ich ziehe mir gerade den Pullover über, als sich die Badezimmertür öffnet.

Manuel steht ebenfalls frisch geduscht im Türrahmen - lediglich mit einem Handtuch um die Hüften.
Er mustert mich kurz in der großen Jogginghose und dem großen Pullover, dann läuft er an mir vorbei und holt sich auch Sachen aus dem Schrank. Ohne etwas zu sagen, geht er wieder ins Bad und zieht sich um.

Schnell wende ich meinen Blick ab, weil er die Tür nicht schließt. Ich setze mich auf das Ende seines Bettes und warte, bis er fertig ist. Die Sonne ist schnell untergegangen und mittlerweile ist es stockduster draußen.
Auch wenn dieser Geburtstag ist als jeder andere, hatte ich seit langem nicht mehr so einen schönes Tag.

Auch wenn die Umstände komisch sind, ist es irgendwie perfekt.

Manuel

Bevor ich zurück ins Zimmer gehe, beobachte ich sie einen Moment. Mit gesenktem Kopf sitzt sie auf meinem Bett und schaut nachdenklich auf den glänzenden Holzboden. Ich wollte sie nicht ausnutzen - das wollte ich wirklich nicht.

Aber trotzdem glaube ich, dass der Zeitpunkt richtig war. Ich bereue es nicht und ich wünsche mir, dass sie es auch nicht tut. Keiner versteht, wie schwer es vorhin war, sie nicht zu berühren, als sie aus der Badewanne aufgestanden ist und sich nur in diesem Handtuch vor mich gestellt hat.

Keiner kann mir sagen, dass sie das nicht absichtlich gemacht hat. Sie wusste genau was sie tun muss, um mich rumzukriegen.
Ich musste mich anstrengen, sie nicht wie ein Teenager anzustarren, aber für sie strenge ich mich gerne an.

Sie soll sich bloß nicht unwohl fühlen.

"Alles in Ordnung?", räuspere ich mich und gehe zur ihr ins Schlafzimmer.

Sie hebt ihren Kopf an und lächelt mir zu.
"Ja. Alles in Ordnung."

Ich nicke zufrieden und setze mich neben sie aufs Bett.
"Bereust du es?"

"Was?", fragt sie mit hoher Stimme und schaut ruckartig zu mir herüber.

"Ob du es bereust.", wiederhole ich mich.
"Das ich dich geküsst habe. Bereust du es?"

"Was? Nein. Natürlich nicht.", schüttelt sie den Kopf.

Mein Körper entspannt sich.
"Ich wollte nichts überstürzen.", füge ich an.

"Hast du nicht. Es-"
Sie unterbricht sich.

Fragend schaue ich sie an.

"Es war schön.", haucht sie mit roten Wangen.

Meine Kleine wird rot bei diesem Thema.

"Gut.", nicke ich zufrieden.
"Willst du wieder in den Club?"

"Hast du noch zu tun?", stellt sie mir eine Gegenfrage und sieht mich ein Stückweit gekränkt an.

"Nein. Ich habe mir frei genommen. Du entscheidest.", erkläre ich ihr.

"Können wir noch Fernseh gucken?", fragt sie mich unsicher.

"Klar. Alles was du willst. Du musst ja auch noch deinen Kuchen essen.", zwinkere ich ihr zu und stehe vom Bett auf, um das Tablett zu nehmen. Ich bin froh, dass sie fast alles aufgegessen hat. Immerhin hat sie in den letzten Tagen kaum etwas gegessen.

"Wo arbeite ich denn Morgen?", fragt sie mich, während wir nach unten laufen. In der Küche stelle ich das Tablett ab, bevor ich ihr antworte.

"Theke. Bis du einen richtigen Job hast.", beantworte ich ihre Frage.
Etwas anderes kommt nicht in Frage.

"Nur Theke?"
Sie legt ihren Kopf leicht schräg und lehnt sich gegen den Kühlschrank.

Ich nicke.
"Nur Theke.", bestätige ich ihr.

Sie brummt.

"Ich diskutiere nicht, Kleines. Theke und vielleicht hin und wieder meine Akten sortieren.", gebe ich schlussendlich doch etwas nach und hole zwei Gläser aus dem Schrank.

"Dann muss ich mir wohl schnellstmöglich einen Job in einem anderen Club suchen.", seufzst sie und macht Platz, weil ich an den Kühlschrank muss.

"Und ich werde dafür sorgen, dass dich keiner einstellt.", murmel ich leise vor mich hin, sodass sie es nicht versteht.

"Hm?", hakt sie nach, woraufhin ich nur abwinke.

"Nichts.", erwidere ich und drücke ihr die Cola in die Hand.
"Weißt du schon, was du gucken möchtest?"

Ich wechsle absichtlich das Thema, weil ich darüber nicht mehr diskutieren möchte.

"Im Club reden alle über so eine neue Serie.", zuckt sie mit den Schultern und folgt mir ins Wohnzimmer. Ich stelle die Sachen auf dem Tisch ab und halte die Wolldecke hoch, sodass sie sich auf die große Couch setzen kann.
Dann lege ich die Decke über sie und schalte den Fernseher an, bevor ich mich neben sie setze.

"Weißt du, wie sie heißt?", frage ich sie und öffne Netflix.

"Irgendwas mit Ohio, oder so.", murmelt sie und zieht die Beine an.

"The Devil in Ohio.", stelle ich fest und suche nach der Serie.

"Ja, genau! Kennst du das? Ist das gut? Ich will auch mitreden können.", erklärt sie mir mit einem gekränkten Unterton.
Ich ziehe ihren Oberkörper auf meinem Schoß und streiche ihr durch die schwarzen Haare.

"Ich habe davon gehört, aber ich habe keine Zeit um mir Serien anzuschauen. Ich kann dir das Passwort für meinen Account geben und dann kannst du die Serien schauen. Dann kannst du auch mitreden.", biete ich ihr an und starte die Serien.

"Wirklich? Aber ich habe gar nichts, worauf ich das gucken kann. Mein Handy...", erklärt sie mir, nachdem sich hochgedrückt hat. Ihre Hand liegt auf meinem Oberschenkel, gefährlich nah an meiner Mitte.

"Ich gebe dir mein Ipad mit.", presse ich hervor und entferne ihre Hand von meinem Oberschenkel.

Schwarz wie die NachtWhere stories live. Discover now