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Manuel

Ich bleibe absichtlich dicht hinter Kiara stehen und stelle die Sektflasche auf den Tisch. Dann drehe ich mich um und will die kleine Feier verlassen.

"Manuel, du kannst jetzt nicht verschwinden.", ruft mir Rita zu und umgreift meinen Arm schnell. Irritiert schaue ich auf ihre Hand, die sich um meinen Oberarm schlingt, bevor ich in ihr grinsendes Gesicht schaue.

"Los, komm her.", zieht sie mich zurück.

Kiara schaut ebenfalls auf Ritas Hand an meinem Oberarm.

Nein, nein.

Es ist nicht das, wonach es aussieht.

Ich schiebe schnell ihre Hand von mir und vergrößere den Abstand zu ihr.
Schnell suche ich den Blickkontakt zu Kiara, doch sie schaut weg. Sie schaut mit gesenktem Kopf auf die vielen Sektgläser auf dem Tisch und ignoriert meinen Blick.

"Achtung Mädels, Countdown!", ruft Ines betrunken.

"3...2...1... Happy Birthday.", rufen alle zusammen, während ich mich im Hintergrund aufhalte und meine Kleine beobachte.
Es ist ihr zu viel - sie will das eigentlich gar nicht so groß und laut. Sie mag nicht, wenn sie im Mittelpunkt steht.

Zumindest nicht so offensiv.

Wie auf dem Silbertablett.

Zögerlich erwidert sie die festen Umarmungen der anderen, die ihren Geburtstag viel größer feiern, als Kiara selber. Merken sie nicht, dass sie Kiara in etwas reinzwingen, was sie gar nicht will?

Ich ziehe mein Handy aus der Anzughose und checke meine Nachrichten und Mails, während die anderen auf Kiara anstoßen.

"Lasst uns unsere Sachen holen und dann los gehen! Ich freue mich so!", quietscht Rita und zieht die anderen mit nach hinten. Kiara bleibt stumm zurück.
Ich mache einen Schritt auf sie zu, während ich mein Handy in die Anzughose schiebe und gehe auf sie zu.

"Kiara.", räuspere ich mich.

Mit trüben Augen dreht sie sich zu mir um.

"Herzlichen Glückwunsch.", flüstere ich.
Ich will ihr die Träne aus dem Augenwinkel wischen, aber halte mich zurück. Vermutlich will sie gar nicht von mir berührt werden.

Kiara

Er zögert und scheint nicht zu wissen, wie er sich verhalten soll. Der Manuel, den ich so selbstsicher und arrogant kennengelernt habe, ist wirklich verunsichert. Dabei wünsche ich mir gerade nichts mehr als seine Berührungen, die ich so lange nicht mehr gespürt habe.

"Danke.", hauche ich.

"Du musst nicht mit den anderen feiern gehen, wenn du das nicht willst. Wir können hier bleiben. Du kannst in meinem Büro einen Film gucken und ich gehe solange wo anders hin.", schlägt er mir vor und sieht mich abwartend an.

Der Abstand zwischen uns ist nicht groß, aber trotzdem zu groß. Mein Gehirn schiebt die schlimmen Dinge, die ich über ihn erfahren habe, einfach in den Hintergrund. So als wären sie nie passiert.
Als würden sie nicht mehr existieren.

Ich schüttel den Kopf.
"Das ist es nicht.", verneine ich leise.
"Mein Leben ist total verkorkst und irgendwie hat es mich gerade traurig gemacht, dass ich mich nicht richtig über meinen Geburtstag freuen kann. Alle sind so glücklich, dass ich Geburtstag habe. Nur ich nicht."

Ich weiß, dass er weiß, was ich damit meine.
Sein reuevoller Blick zeigt mir, dass ihm durchaus bewusst ist, dass auch er dazu beigetragen hat, dass ich an einem Tag wie heute traurig bin.

Schwarz wie die NachtDonde viven las historias. Descúbrelo ahora