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Kiara

Ich schaue zu, wie er die Badezimmertür anlehnt. Ich will gehen, aber ich kann nicht. Mein Körper ist wie gelähmt, fast wie bei einem Schock.
Das plötzliche Rauschen des Wassers bringt mich zurück in die Realität.

Wütend und sauer zugleich reiße ich die Tür auf und knalle sie absichtlich laut zu. Ich will, dass er mich hört und das er mitbekommt, dass ich wütend bin.

Manuel

Ich kneife die Augen zusammen, als ich das Knallen meiner Schlafzimmertür höre. Fest prasselt das kalte Wasser auf meinen Rücken, während ich mich erschöpft an der Wand abstütze und versuche meine dreckigen Gedanken zu kontrollieren.

Es war Absicht, dass ich direkt nach oben gegangen bin. Eigentlich sollte sie meine blutigen Hände und das blutige Hemd nicht sehen. Sie hätte sich Sorgen gemacht und das soll sie nicht. Ich hätte sie schockiert, wenn ich ihr hätte erklären müssen, dass es nicht mein Blut ist. Auch wenn sie mir Verständnis entgegen bringt.

Stumm schaue ich zu, wie sich das Wasser in der Dusche hellrot färbt, während ich abwarte, dass mein Schwanz sich beruhigt. Als ich meine Hand unter ihren Hoodie geschoben habe, habe ich direkt gemerkt, welchen BH sie da trägt.
Es ist eines der Sets, die sie vor einigen Wochen mit Silvia gekauft hat.

Und jetzt kann ich an nichts anderes mehr denken als mich zu fragen, welche der drei Farben sie wohl trägt.
Ich hoffe, dass es der grüne ist. Grün steht ihr ausgezeichnet.

Ich liebe grün.

Nachdenklich lasse ich meinen Nacken kreisen und wasche meine Haare und meinen Körper, bevor ich aus der Dusche steige, mich abtrockne, anziehe und meine Sachen in den Koffer räume.

"Biest.", murmel ich, als ich ihre Unterwäsche sehe, die sie ganz oben aufgelegt hat.

Das ist Absicht.
Pure Absicht.

Ich habe ihr schon gesagt, dass ich nicht gerne spiele.

Erst recht nicht, wenn sie solche unfaire Mittel einsetzt.

Ich werfe meine Anzüge und den Rest, den ich brauche, in den Koffer und schließe alles, bevor ich mich auf den Weg nach unten mache.
Wir müssen in 20 Minuten das Haus verlassen, damit wir nicht ganz so spät in Culiacan landen.

"Macht ihr euch fertig?"
Meine Frage ist keine Frage, sondern viel mehr eine Aufforderung.

"Manuel, setz dich doch noch einen Augenblick. Wir sind gleich fertig.", antwortet Silvia mir und schaut mich bittend an.
Ich greife nach meiner Winterjacke und gehe zu den anderen, um mich auffordernd hinter Kiara zu stellen.

Sie dreht ihren Kopf kurz zu mir, schenkt mir aber dann keine weitere Beachtung. Seelenruhig spielt sie Memory weiter.

"Kiara.", spreche ihr sie ungeduldig an.
"Zieh die Jacke an. Wir müssen los."

"Ich dachte in Mexiko ist es warm. Da brauche ich doch keine Winterjacke.", kontert sie frech und schaut mich unschuldig an.

Ich räuspere mich und lehne mich leicht vor.
"Und sind wir jetzt schon in Mexiko oder noch in Brasilien?"

Ich erkenne, wie sie leicht ihre Augen zusammen kneift.

Nur ganz leicht.

Dann schnaubt sie verächtlich und steht vom Stuhl auf, um sich von mir die Winterjacke anziehen zu lassen.
Sie ist ihr viel zu groß, aber genau das gefällt mir.

Sie geht fast vollständig darin unter.

Süß.

"Julio, komm.", wende ich mich an ihn und ziehe Kiara hinter mir her in den Flur.

"Ich wollte dich gerade nicht so abservieren. Aber du weißt - es ist schwer für mich. Besonders wenn du deine Hände nicht bei dir behältst.", erkläre ich ihr, weil ich weiß, dass sie genau deshalb so zickig ist.

"Von mir aus musst du dich nicht mehr zurückhalten.", murmelt sie und zieht ihre Schuhe an. Ich bemerke, wie sie irritiert ihre Schuhe betrachtet, weil sie plötzlich nicht mehr dreckig sondern wieder schneeweiß sind. 

Trotzdem spricht sie es nicht an.

"Du hast gar keine Ahnung, was du da sagst.", brumme ich und ziehe meinen Mantel über.

"Ich weiß genau, was ich das sage. Außerdem bin ich ja jetzt-"

"Ist gut. Komm jetzt.", unterbreche ich sie, weil Julio zu uns in den Flur kommt. Silvia lehnt sich an den Türrahmen und schaut uns zu.

"Manuel, schreibst du mir, wenn ihr angekommen seid? Und schick mir ein Foto von euch beiden. Kiara hat so tolle Sachen, Manuel. Du wirst begeistert sein.", spricht sie aufgeregt und kann sich ein Grinsen nicht verkneifen.

"Ist das so.", frage ich teilnahmslos und nehme den Koffer in die Hand.

"Silvia, willst du von mir kein Foto haben?", scherzt Julio schauspielerisch und greift sich verletzt an seine Brust.
Während ich die Augen verdrehe, beginnt Kiara zu lachen.

Warum lacht sie über seinen schlechten Humor?
"Julio, lass meine Haushälterin in Ruhe und komm endlich."

"Lass ihn doch seinen Spaß haben.", mischt sich Kiara verständnislos ein und steht von der Treppe auf.

"Genau, Manuel. Sei nicht so verklemmt. Wir scherzen nur. Julio, du darfst mir jederzeit Fotos schicken.", lacht Silvia und winkt uns dann zu.

Während ich die Tür aufhalte, sodass die Kiara und Julio das Haus verlassen können, nicke ich Silvia zum Abschied zu und ziehe dann die Tür hinter mir zu.

"Wir fahren mit dem Range Rover.", rufe ich Julio zu und werfe ihm den Schlüssel herüber.

Nickend schließt er den pechschwarzen Wagen auf, sodass ich den Koffer in den Kofferraum stellen kann.
"Wir sitzen hinten.", flüstere ich Kiara ins Ohr, während ich an ihr vorbei gehe, um ihr die Hintertür zu öffnen.
Ich lege meine linke Hand an ihre Hüfte und helfe ihr auf die Rückbank, bevor ich die Tür schließe und mich ebenfalls auf die andere Seite der Rückbank setze. Ich habe in den letzten Tagen maximal 10 Stunden geschlafen und habe keine Lust jetzt auch noch zum Flughafen zu fahren.

"Hast du alles?", frage ich Kiara, während ich mich anschnalle und Julio den Wagen startet.

"Ja.", haucht sie und lächelt mich zaghaft an.
"Hat Silvia meine Schuhe sauber gemacht?", fragt sie mich nun doch.

Ich schüttel den Kopf.
"Ich hab sie sauber gemacht. Wegen mir waren sie ja auch so dreckig."

Schwarz wie die NachtWhere stories live. Discover now