Capitulo 134

5K 241 11
                                    

Manuel

Sie kneift die Augen zusammen, bevor sie nickt.

Meine Halsschlagader pocht.
"Wo noch."

"Er hat mich nur einmal geschlagen. Nicht so schlimm. Er war eifersüchtig."

"Nur.", schnaube ich, während ich ihre Worte wiederhole.
"Nur. Ich bin auch eifersüchtig - und wie, Kiara. Jedem Bastard, der sich auch nur traut dich gierig anzuschauen, würde ich am liebsten eine Kugel verpassen. Aber niemals würde ich dir deshalb etwas antun. Niemals. Du bist mein Ein und Alles, niemals würde ich dir etwas tun, weil ich eifersüchtig bin. Dieser Wichser hat sich nicht unter Kontrolle - er ist ein Junge und kein Mann. Dios, nein, er ist ein Hund. Ich fasse es nicht.", brülle ich und laufe im Wohnzimmer auf und ab.

"Was hätte ich denn tun sollen? Wenn ich ihn angezeigt hätte, dann hätte mir doch niemand mehr geglaubt? Dann hätte man den Prozess mit Papa fallen gelassen. Ich hätte alles verloren, was ich mir aufgebaut hatte.", ruft sie verzweifelt.

Ich schnaube.

"Es war nur einmal, Manuel. Bitte. Lass ihn in Ruhe, mach mir das nicht kaputt.", schüttelt sie verzweifelt den Kopf.

"Was soll ich dir nicht kaputt machen, hm? Was denn? Alles was du hast, ist kaputt. Dein Leben ist kaputt, Isabellas Leben ist kaputt. Du bist kaputt! Also bitte verrate mir, was zur Hölle ich nicht kaputt machen soll? Was, hm? Dieser Pisser sollte dir helfen - unterstützen sollte er dich. Und was tut er? Er legt seine dreckigen Pfoten auf deinen Körper und erpresst dich damit. Das ist krank. Dieser Kerl gehört bestraft!", kann ich mich nicht beruhigen.

"Ich will doch nur, dass Papa seine gerechte Strafe bekommt. Wenn ich Jose auch noch anzeige, dann glaubt mir doch keiner mehr.", wiederholt sie sich flehend.

"Gut, dann zeigen wir ihn nicht an. Aber dann lass mich das klären, wie ein Jimenez das klärt.", mache ich ihr klar, dass er auf jeden Fall seine Strafe bekommen wird.

"Und er setzt kein Fuß mehr in diese Wohnung. Ich schwöre dir, ich knalle ihn an. Kommt er dir noch einmal zu nahe, dann kann das ganze Viertel zu sehen, zu was ich in der Lage bin.", zische ich.

Weinend steht Kiara vor mir - zitternd versteckt sie ihre Hände.

Ich schlucke bei ihrem Anblick und fahre mir mit der rechten Hand übers Gesicht.
"Komm her."

Sie schüttelt den Kopf.

Mit zwei großen Schritten stehe ich direkt vor ihr und ziehe sie in meine Arme.
"Niemand fasst dich an. Niemand. Nicht jetzt, nicht nächste Woche, nicht in 100 Jahren. Niemals. Und wir müssen trainieren, dass du dich verteidigen kannst, bitte, Pequenina. Tu mir den Gefallen.", flüstere ich in ihr Ohr.

"Okay.", flüstert sie erschöpft.

"Morgen fangen wir damit an.", bestimme ich und küsse ihren Scheitel.

"Ich will einfach ein normales Leben. Warum passiert mir immer sowas? Ich dachte, er hilft mir. Stattdessen nutzt er mich aus.", murmelt sie gegen meine Brust.

"Kein Selbstmitleid, Pequenina. Das bringt uns nicht nach Vorne.", unterbinde ich ihre Gedanken, bevor ich sie von mir wegdrücke und in ihre roten Augen schaue.

"Ruh dich aus. Ich mache mit Isabella ihre Hausaufgaben weiter. Ich sage dir Bescheid, wenn das Essen fertig ist.", beschließe ich und drücke ihr einen Kuss auf die Stirn.

"Du musst das nicht tun, sie ist meine Schwester und-"

"Pscht.", unterbreche ich sie leise und lege meine Finger sanft um ihr Kinn, damit sie mich ansieht.
"Hör auf dir so viele Sorgen zu machen. Sie ist deine Schwester, aber ich bin dein Freund. Also helfe ich dir. Und jetzt ruh dich aus.", schicke ich sie weg.

"Danke.", flüstert sie mit Tränen in den Augen, bevor sie in ihr Zimmer läuft. Die Tür lässt sie einen Spalt auf.

Kiara
18:21 Uhr

"Hey, Pequenina.", höre ich eine raue Stimme flüsternd.
"Aufwachen, meu Anjo."

Anjo.

Engel.

So hat er mich noch nie genannt.

"Wie geht es dir?", fragt er mich, als ich mich bewege.

"Manuel?", frage ich verschlafen, bevor ich meine Augen öffne und mich aufsetze.

"Wie hast du geschlafen, Pequenina? Das Essen ist fertig."
Seine raue Stimme ist leise, während er direkt vor mir sitzt und mir federleicht eine Strähne hinters Ohr streicht.

"Wie lange habe ich geschlafen?", frage ich erschrocken und suche vergeblich nach einer Uhr.

"Fast fünf Stunden. Es ist gleich halb sieben. Ich will dich nicht drängeln, aber deine Schwester hat Hunger. Und ich auch.", zwinkert er mir lächelnd zu und entlockt mir gleichzeitig ein leises Kichern.

Augenblicklich nehme ich den Duft von frischer Lasagne wahr, der von der Küche, durch das Wohnzimmer direkt in mein Zimmer strömt.

"Bleibst du heute Nacht hier?", wechsel ich das Thema.

"Ich dachte schon, du fragst nie und ich muss mich wieder selber einladen.", witzelt er belustigt und küsst mich kurz darauf innig.
"Jetzt komm aber, sonst kann ich mich gleich nicht mehr konzentrieren."

Schwarz wie die NachtWhere stories live. Discover now