Capitulo 148

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Kiara

"Gerade konntest du mich nicht schnell genug loswerden.", sehe ich ihn stirnrunzelnd an.

Ich merke, wie er versucht sich davon abzuhalten mich zu mustern.

"Ich gehe jetzt schlafen.", wende ich mich enttäuscht ab, weil er mir nicht antwortet.

"Das was ich alles gesagt habe, das war nicht gelogen.", findet er nun doch seine Stimme wieder.
"Nur hätte das einfach nicht passieren dürfen. Das mit uns hat keine Zukunft."

"Was genau hätte nicht passieren dürfen? Hm? Was genau von den 20 Tausend Dingen hätte nicht passieren dürfen, Manuel Jimenez?", werde ich wütend.

"Ich sag dir, was nicht hätte passieren dürfen! Ich hätte niemals in deinem beschissenen Puff arbeiten dürfen. Das hätte niemals passieren dürfen!", beantworte ich meine Frage selber.

"Das ist kein Puff.", korrigiert er mich verstört und zieht kurz seine Augenbrauen zusammen.

"Achja? Was ist es denn dann? Du beschäftigst dort Nutten, die sich gegen Bezahlung ficken lassen. Weil sie durch Gott weiß welche Probleme dazu gezwungen werden. Was zur Hölle ist dein Club also? In meinen Kreisen nennt man so etwas einen Puff.", schnauze ich ihn an.

Außerdem - darum geht es doch jetzt überhaupt gar nicht!

Nachdenklich zieht er erneut die Augenbrauen zusammen und wendet seinen Blick dann ab.
"Bereust du, dass du mich kennengelernt hast?"

"Kennengelernt? Habe ich dich jemals überhaupt kennengelernt? Ich glaube nicht. Und ich kann nichts bereuen, was ich nicht gemacht habe. Ich finde nicht, dass ich dich kenne. Ich kann nicht unterscheiden, mit welchem Manuel ich meine Zeit verbracht habe. Ich weiß nicht, welcher Manuel sich um meine Schwester gekümmert hat, wer mir Frühstück gemacht hat, wer mir Blumen gebracht hat. Doch das allerschlimmste ist, dass ich nicht weiß, mit welchem Manuel ich mein erstes Mal hatte. Existiert dieser Manuel überhaupt?"

"Sag das nicht. Das stimmt nicht. Du kennst mich.", schüttelt er den Kopf.
"Besser als jeder andere auf dieser Welt."

"Achja? Ich glaube nicht. Ich wusste ja nicht einmal was der Hintergrund unsere Beziehung war.", spotte ich.

"Wenn du denkst, dass ich nur Zeit mit dir verbracht habe, weil ich es musste, dann täuscht du dich. Ich hab es nicht geschafft, dich alleine zu lassen. Ich habe aufgegeben, mich dagegen zu wehren. Und dann hat sich das eben so entwickelt. Meine Gefühle waren immer echt.", rechtfertigt er sich.

"Ach, dann ist ja alles gut. Schwamm drüber. Halb so wild, dass du mich trotzdem ausgenutzt hast, um meinen Vater zu erpressen. Und das du mir vorhin unter der Dusche gedroht hast. Halb so wild, wirklich. Das ist aber auch einfach scheiße, dass man sich nicht aussuchen kann, in wen man sich verliebt. Hast du nicht mitgerechnet, dass alles so läuft wie Manuel Jimenez sich das vorstellt, hm? Schade, dass du wohl doch nicht alles kontrollieren kannst. Kratzt das an deinem viel zu großen Ego?", mache ich mich lustig.

Vermutlich klinge ich einfach nur hilflos und verzweifelt, aber was soll's.

Er schnaubt.
"Tatsächlich, ja. Ich habe damit nicht gerechnet. Du weißt, dass ich nur mit Frauen schlafe, für die ich etwas mehr über habe. Und das war bei die Anfangs auch so. Nur habe ich nicht damit gerechnet, dass sich das ändert und ich wie ein Simp hinter dir her renne. Damit habe ich wirklich nicht gerechnet. Das stimmt."

Manuel schiebt mich aufs Bett.
"Pass auf. Das gerade, das war die Gelegenheit meine verpassten Chancen wieder hinzubiegen. Für mich ist es einfach, wenn du mich hasst. Viel einfacher. Wenn ich mein Geld habe, kannst du gehen. Zumindest dahin, wo ich es sage. Du kommst hier nicht mehr raus, das weißt du, das hatte ich dir bereits gesagt. Das Leben, was du dir vorstellst, studieren, heiraten, etc. das hat dein Vater dir verbaut. Niemand anderes. Ich erledige nur meinen Job, für deine Zukunft kann ich nichts."

"Was ist dein Job? Mir das Herz zu brechen?"

"Nein, verdammt, das war nicht geplant. Ich habe nicht gut genug aufgepasst und meine Gefühle nicht verdrängt. Ja, das ist mein Fehler. Aber das hat keine Auswirkungen auf deine Zukunft."

"Wieso kann das jetzt nicht einfach so weiter gehen wie bisher? Dein Geld wirst du so oder nicht kriegen, nicht mit mir und nicht ohne mich. Mein Vater ist bettelarm."

"Wir können das nicht weiter laufen lassen. Du hast schon zwei Morde gesehen, eine Leiche. Du kennst mein Haus, du weißt wo es liegt. Du kennst meine Familie. Du kommst hier nicht mehr raus. Eine Beziehung zwischen uns funktioniert nicht. Das geht nicht. Ich kann nicht klar denken.", unterbindet er das Thema blitzschnell.

"Mit anderen Worten - du entscheidest dich für deinen Job?"

"Nein. Ich entscheide mich für meine Familie.", korrigiert er mich.

Seine Worte fühlen sich an wie ein Schlag ins Gesicht - obwohl ich mit nichts anderem gerechnet hatte.
Natürlich entscheidet er sich für seine Familie. Jeder würde das tun, nur ich nicht. Jeder, der eine Familie hat, würde sich für seine Familie entscheiden. Nur Personen, die keine Familie mehr haben, tun das nicht.

"Okay.", nicke ich.
Diesmal werden meine Augen nicht feucht. Diesmal fange ich nicht an zu weinen. Es ist, als könnte mich nichts mehr überraschen. Es ist, als hätte ich plötzlich damit abgeschlossen.

"Wo ist meine Schwester?", wechsel ich das Thema und stehe vom Bett auf.

"Bei deiner Oma."

"Gut. Ich hoffe für dich, dass du beide in Ruhe lässt.", formuliere ich es als Befehl und ziehe die Vorhänge zu, damit mich der Mond nicht mehr stört.
Die totale Dunkelheit breitet sich in dem großen Schlafzimmer aus, sodass ich Manuel nun nicht mehr sehen kann.

Als er das Licht ankippst, kneife ich meine Augen zusammen.
"Manuel."

"Ich muss noch duschen und habe keine Lust mir die Knochen zu stoßen.", murmelt er.

Schwarz wie die NachtWhere stories live. Discover now