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Manuel

Nervös sitze ich am Tisch und spiele mit der Kuchengabel in meiner Hand.

Seit einer Ewigkeit habe ich Kiara und Amara nicht mehr gesehen und so langsam mache ich mir Sorgen.

"Wo ist denn deine hübsche Freundin?"
Toby hat sich neben mich gesetzt und seine Hand auf meine Schulter gelegt.

"Pack mich nicht an du Schwein.", knurre ich und schüttel seine dreckige Hand ab.

"Stress mit der Kleinen?", provoziert er mich weiter.

"Toby, wenn du noch einmal über sie sprichst, dann dann jage ich dir vor allen eine Kugel zwischen die Augen. Willst du das deiner Mutter wirklich antun?", flüstere ich warnend und ziehe meine Waffe aus meinem Hosenbund, um sie vor mir auf den Tisch zu legen.

"Ich hab doch nur gefragt. Einfach nur aus Interesse.", fährt er einen Gang zurück.
"Ach, da ist sie ja wieder. Da habe ich mir ja völlig umsonst Sorgen gemacht.", lächelt er übertrieben und steht auf.

"Toby.", halte ich in leise auf.

"Ja?"

"Ich will dich heute Abend auf der Party nicht sehen. Ansonsten erfährt jeder, was für ein Bastard du bist.", warne ich ihn und stehe auf, um zu Kiara zu gehen.
An Amara's Blick erkenne ich, dass sie sauer ist.

Und wie sauer sie ist.

"Du musst völlig Irre sein, anders kann ich mir das nicht erklären.", faucht sie im Vorbeigehen und rempelt mich absichtlich an.

"Was ist passiert?", höre ich meinen Onkel fragen, weshalb ich zu meiner Tante schaue und sie stumm bitte ihm nichts zu sagen.
Er würde Toby direkt abknallen.

"Dein Neffe hat eine Kaution gezahlt, die er besser nicht hätte zahlen sollen.", flüstert sie zurück, während sie mir direkt in die Augen schaut.

Verflucht.

"Ich möchte ins Hotel.", flüstert Kiara.

Kurz bevor ich antworte kann, unterbricht mich eine Stimme.

"Da ist ja unsere hübsche."

Toby.

"Wo warst du denn? Wir haben uns schon Sorgen gemacht?"
Während er aufsteht, sind alle anderen still.

"Gekotzt habe ich.", spottet Kiara urplötzlich und geht an mir vorbei.

Miguel versteckt sein leichtes Grinsen hinter seiner Hand, während mir nicht ganz klar ist, wie er in so einer Situation lachen kann.

"Gekotzt? Warum?", fragt Toby belustigt und geht auf der anderen Seite des Tisches her, während er Kiara kein einziges Mal aus den Augen lässt.

"Vor Ekel.", zischt sie, während die ganze Familie die beiden anstarrt und versucht zu verstehen, was hier abgeht.

"Kiara.", murmel ich und greife nach ihrem Oberarm, doch sie schüttelt meine Hand federleicht ab.
"Und du - Misch dich hier nicht ein. Wegen dir kommt es doch überhaupt erst dazu!", pampt sie mich an, weshalb ich die Hände hebe und einen Schritt zurückgehe.

"Wieso denn vor Ekel? Vor was ekelst du dich denn?", spottet er arrogant und zieht die Augenbrauen hoch.

"Vor dir.", presst Kiara hervor.
"Das du überhaupt hier auftauchst, nachdem was du getan hast."

"Was meint sie?", höre ich einige Leute flüstern.

"Kiara, lass es gut sein.", will ich sie davon abhalten, die Bombe platzen zu lassen.

"Aber vielleicht hast du recht und du solltest jetzt nochmal alles mitnehmen. Besonders, wenn man eigentlich gerade im Knast sitzen würde, wenn der eigene Cousin nicht die Kaution hätte bezahlt. Und was ist dein Dank? Spott und Häme gegenüber seiner Familie."

Ich schaue zu Miguel, der sich diesmal überhaupt gar nicht mehr die Mühe macht seine Belustigung zu verstecken.

"Also das ist ja jetzt wohl die Höhe! Manuel, sag doch mal was! Miguel, schmeiß dieses Mädchen aus deinem Haus.", meldet sich nun meine Tante zu Wort und steht auf.

"Ich gehe sogar freiwillig. Denn im Gegensatz zu euch, sitze ich nicht mit einem Vergewaltiger am Tisch und esse Kuchen.", spuckt sie wütend.

Geschockte Gesichter wandern zu Toby, dem ebenfalls der Schock ins Gesicht geschrieben steht.

"Du hast was getan?", höre ich meinen Opa wütend schimpfen.
"Und du, Manuel, hast seine Kaution bezahlt?!"

Ich presse meine Lippen aufeinander, weil ich nicht weiß, was ich sagen soll.

"Kiara hat recht.", mischt sich mein Onkel nun ein.
"Toby, du verschwindest jetzt besser. Und damit wir uns nicht falsch verstehen: Wir wollen dich nie wieder sehen. Nie wieder. Du weißt wo die Tür ist."

"Und wir reden noch!", wendet er sich mit gesenkter Stimme an mich, damit nicht jeder mitbekommt, dass er auch noch mit mir eine Rechnung offen hat.

"Kiara, Liebes. Setz dich hin und iss deinen Kuchen. Ich bin froh, dass mein Enkel so ein kluges Mädchen mitgebracht hat, dass sich nicht zu schade ist den Mund aufzumachen. Das sage ich im Namen der ganzen Familie.", richtet sich mein Opa an Kiara und lächelt ihr warm zu.

"Wenigsten eine, die hier Verstand hat und ihn auch benutzt.", murmelt er anschließend, während er sich wieder hinsetzt.

Ich weiß, dass er mich mit dem letzten Satz meint.

Es ist ein Wink mit dem Zaunpfahl - ganz offensichtlich.

"Ist das euer Ernst?", traut sich Toby tatsächlich noch zu widersprechen.

"Ja. Ja, verdammt, das ist unser ernst. Vete a la mierda!", zische ich ihm zu, dass er sich verpissen soll.

"Interessant, dass du die Klappe so weit aufreißt, obwohl du mich aus dem Knast geholt hast. Wirklich interessant.", faselt er leise und greift dann nach seinem Jackett, um das Esszimmer zu verlassen.

"Ich würde sagen, dass jetzt alle nach Hause gehen und wir uns bei der Feier heute Abend wieder sehen. Jeder hier sollte außerdem seinen Verstand hinterfragen.", merkt mein Onkel an und schickt gleichzeitig alle nach Hause.

Ich fahre mir über das Gesicht und atme tief durch, bevor ich meine Hand an Kiaras Rücken lege.
"Komm, wir fahren."

"Fass mich nicht an.", zischt sie sauer und schüttelt meine Hand ab.

Schwarz wie die NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt