Capitulo 139

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Manuel

Schweratmend liegt sie in meinen Armen. 

"Alles in Ordnung?", flüstere ich und will sicher gehen, dass sie sich immer noch wohl fühlt. 

"Ja.", haucht sie leise gegen meine Brust. 

"Du denkst doch nicht, dass ich dich ausnutze oder?", stelle ich ihr eine Frage, die mir schon seit einigen Minuten im Kopf herum schwirrt. 

"Nein. Aber beim Sex ist es doch meistens nur wichtig, dass er Mann kommt oder?"

Ich schüttel den Kopf.
"Das ist nur den in Clubs so. Und ja, einige Männer sind so drauf. Aber ich nicht, merk dir das."

Sie nickt. 

"Hast du Schmerzen?", wechsel ich das Thema und richte mich kurz auf, um auf mein Handy zu schauen, dass leise vor sich hin summt. 

Julio. 

"Nein, im Moment nicht. Es zieht nur ein bisschen.", antwortet mir Kiara. 

"Okay. Ich muss da kurz dran, bin eben auf dem Balkon rauchen. Mach schonmal die Augen zu, ich bin gleich wieder da.", teile ich ihr mit und nehme den Anruf ab, während ich mir meine Boxershorts anziehe. 

"Weißt du, wie viel Uhr es ist, Julio?", begrüße ich meinen Handlanger, der wirklich überhaupt keine Ahnung von Anstand hat. 

Während ich meine Zigaretten aus meiner Anzughose ziehe und das Zimmer verlasse, höre ich ihm zu. 

"Dein Cousin wurde festgenommen."

Ich stecke die Zigarette zwischen meine Lippen, bevor ich sie anzünde und mich an das Balkongeländer lehne. 
"Und jetzt verlangt man meine Hilfe?"

"Ja, deine Tante hat angerufen."

"Welche? Amara?"

"Nein, die Mutter von deinem Cousin."

Ich seufze.
"Ich habe ihn aus der Familie geworfen. Es war klar, dass das passiert. Und ich bin dieses Risiko eingegangen. Denkt man wirklich, ich würde ihm jetzt helfen? Immerhin war das meine Intention.", beschwere ich mich und puste den dichten Rauch aus. 

Während ich auf eine Antwort von Julio warte, betrachte ich die schwarze G-Klasse unten vor dem Gebäude. 
Ich hoffe sehr, dass meine Männer in der Karre nicht schlafen. 

Vielleicht sollte ich ihnen gleich noch einen Besuch abstatten, um sicher zu gehen. 

"Was soll ich dir sagen, Manuel. So ist das.", erwidert Julio. 

Ich grinse.
"So ist das.", wiederhole ich seine Worte. 

"Ja, so-"

"Hör mal, du Witzbold. Es ist nicht deine Aufgabe mir zu sagen, wie etwas ist. Du hast Lösungen zu finden und nicht mich wegen sowas Nachts um halb eins anzurufen. Du weißt, dass ich ihn rausgeschmissen habe und das ich mir sehr wohl bewusst war, was das bedeutet. Es war nur eine Frage der Zeit. Du rufst da jetzt an und fragst konkret worum es geht. Morgen um 10 Uhr bin ich wieder zu Hause und bis dahin kannst du mir alle Informationen geben, comprende?, werde ich langsam ungeduldig, weil ich ihm wirklich alles erklären muss.

"Okay, mache ich Boss.", erwidert er schnell. 

"Schlaf gut.", brumme ich und lege auf. 
Genervt drücke ich die Zigarette auf dem Balkongeländer aus und werfe sie anschließend herunter. 
Bevor ich zurück zu Kiara gehe, checke ich noch kurz einige Nachrichten. 

Das Geschäft schläft nie. 

So eine Scheiße. 

Dieser Satz lässt mich niemals los und seit einigen Monaten hat er auch ein Gesicht - Julio. 

Dafür hat er mich aus dem Bett geholt. 

Ich sperre immer noch genervt mein Handy und gehe leise zurück zu Kiara, um mir meine Hose und mein Hemd überzuziehen. Kiara atmet leise und gleichmäßig - ein Zeichen, dass sie eingeschlafen ist. 

Ich greife nach der Waffe auf dem Nachtschrank und nehme mir meine Zigarettenschachtel mit, bevor ich in der Küche Kiaras Schlüssel nehme und nach unten laufe. Hier unten vor dem Haus ist es deutlich wärmer als oben auf dem Balkon, trotzdem erfrischt mich die Luft. 

Bevor ich über die kleine Straße herüber zu meinen Männer laufe, stecke ich mir erneut eine Zigarette zwischen den Lippen.
Zweimal klopfe ich mit meinen Fingergelenken gegen die schwarze, gepanzerte Scheibe, bevor sie herunter gefahren wird und ich in die Augen meiner Leute schaue. 

"Boss."

"Schon was auffälliges gesehen?", nuschel ich wegen der Zigaretten in meinem Mundwinkel, bevor ich sie zwischen meinen Daumen und Zeigefinger nehme und den Rauch absichtlich in ihre Gesichter puste. 

"Nein. Nur das Übliche.", räuspert sich Marco und verzieht kurz darauf die Nase. 

"Was ist das Übliche.", frage ich nüchtern und ziehe erneut an meiner Zigarette. 
Den Rauch puste ich diesmal über das Autodach. 

"Drogendeals von Kleinkriminellen. Jugendliche.", wird mir erklärt, während ich mich in der leeren Straße umschaue. 

"Wie viele circa?", will ich wissen, ob es sich lohnt, hier ein Geschäft anzufangen. 

"15-20 würde ich schätzen.", erwidert Ruiz und zuckt nachdenklich mit den Schultern, bevor er sich zu Marco herüber lehnt, damit er mich besser sehen kann. 

"Und was verticken die?"

"Gras, Koks. Ein paar Pillen."

"Stellt ihr mir einen Kontakt her? Ich will wissen, wer hier das Sagen hat und was genau vertickt wird. Ich will wissen, woher sie den Stoff kriegen und was sie bezahlen. Am besten ihr schickt mir ne Mail, Julio in CC.", gebe ich den beiden für diese und nächste Nacht eine sinnvolle Aufgabe. 

"Bitte.", füge ich an, weil ich merke, dass ich meine schlechte Laune an ihnen auslasse. Kiara sagte mir, ich solle das nicht immer tun. 

Und sie hat recht. 

Beide nicken überrascht. 

"Es reicht, wenn ich die Informationen bis Ende der Woche habe.", informiere ich sie und drücke die Zigarette auf dem warmen Asphalt aus. 

"Alles klar, Boss.", nickt Marco. 

"Ich gehe wieder rein. Wenn etwas ist, ruft ihr an. Sonst bitte nicht.", mache ich klar, dass ich nicht wieder wegen einer kleinlichen Sache wie die mit meinem Cousin und meiner Tante genervt werden will. 

"Boss.", nickt Marco hinter mich und deutet auf den Eingang des Hochhauses. 

Schwarz wie die NachtDove le storie prendono vita. Scoprilo ora