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Kiara

"Wow. Das ist unser Zimmer?", frage ich mit großen Augen und laufe an Manuel vorbei, der mir freundlicherweise die Tür aufhält.
"Das ist ja riesig.", schwärme ich und schaue mir die edlen Möbelstücke genauer an.

Heller Teppichboden - flauschig.

Sandfarbenes, großes Sofa - wahrscheinlich extrem bequem.

Helle Vorhänge hinter denen sich ein riesiger Balkon versteckt.

Rechts durch die Tür sehe ich das große Schlafzimmer mit einem riesigen Bett. Die weiße Bettwäsche glänzt auf dem dunklen Holz.

"Ich bin noch nie in so einem Hotel gewesen.", erkläre ich ihm und schaue mir die hohe Decke mit dem großen Leuchter an.
Manuel hängt sein Jackett an den goldenen Kleiderständer und öffnet sein Hemd, während ich einen Blick ins Badezimmer werfe.

Freistehende Badewanne - wie bei Manuel.

Große Dusche - schwarzer Mosaik.

Helle Marmorfliesen - goldene Dekoration.

"Ich gehe eben duschen. Schau dich ruhig um. Aber pass auf mit dem Balkon. Hier oben ist es windig. Geh nicht zu nah ans Geländer, por favor.", bittet er mich und küsst im Vorbeigehen meine Haare.
Seine Hand lässt er über meinen unteren Rücken streichen, bevor er sich von mir entfernt und im Bad verschwindet.

Zufrieden aber erschöpft reiße ich die Vorhänge auf und schaue direkt auf die Altstadt von Culiacan.
Ich bin noch nie in Mexiko gewesen aber schon jetzt gefällt es mir.

Es ist deutlich wärmer als in Sao Paulo um diese Jahreszeit. Manuel hat mir erzählt, dass es in Culiacan selbst im Winter noch 29 Grad sind.

Und es würde kaum regnen.

Deshalb ist er auch so braun.

Das Rauschen der Dusche ist zu hören, weshalb ich mich auf das breite Sofa setze und auf die Stadt schaue.
Auf der Fahrt zum Hotel habe ich viele leerstehende Häuser gesehen. Auch einige Autos waren ausgebrannt.
Manuel hat mir erklärt, dass es in Culiacan nicht sicher ist. Es gäbe viele Straßenkämpfe vor allem zwischen rivalisierenden Banden.

Kleinkriminelle, oder so.

Aber er meinte auch, dass er sich darum kümmern wird, sobald es in Sao Paulo gut läuft und er das Geschäft aufgebaut hat.

"Willst du auch noch duschen?", erschreckt mich Manuel, sodass ich mich schnell zu ihm umdrehe.
Er steht nur mit einem Handtuch bekleidet vor dem Sofa und trocknet sich mit einem kleinen Tuch die schwarzen Haare ab.

Wenn ich beschreiben müsste, wie gut er aussieht, würden mir die Worte fehlen.

"Kiara?"

"Ja?"

"Ob du auch noch duschen willst.", wiederholt er sich und kommt auf mich zu.

Schnell stehe ich vom Sofa auf.
"Ja. Ja, ich gehe auch duschen."

Er schmunzelt.
"Alles gut?"

"Ja, alles gut. Ich war nur in Gedanken.", rechtfertige ich mich.

"In Gedanken? Was hast du denn gedacht?", hakt er belustigt nach und legt das kleine Tuch um seinen Nacken.
Mit beiden Händen hält er es fest.

"Hör auf.", brumme ich verlegen, weil er mich so arrogant und selbstbewusst anschaut. Er steht halb nackt vor mir und trägt nur ein Handtuch, dass ihm tief auf den Hüften sitzt.

An was soll ich da schon denken?

"Soll ich dir sagen, an was ich die ganze Zeit denken muss?", beginnt er schließlich mit zuckenden Mundwinkeln, während er seinen Blick hemmungslos über meinen Körper gleiten lässt.

"Halt die Klappe.", meckere ich peinlich berührt und halte mir die Ohren zu, bevor ich mich umdrehe und aus der Situation fliehe.
Während ich ins Bad gehe, höre ich ihn laut lachen. Selbst als ich die Tür schließe, mich ausziehe und in die Dusche steige, kann ich sein Lachen noch hören.

Es hallt nach - so laut war es.

Idiot.

09:02 Uhr

"Unser Koffer ist gekommen, deine Sachen sind noch drin. Er steht da vorne im Flur.", ruft Manuel mir zu, als ich aus dem Bad komme.
Genau wie er trage ich absichtlich nur ein Handtuch, dass ich mir um den Körper gewickelt habe. Es geht knapp über meinen Hintern, aber damit wird er wohl klar kommen müssen.

"Danke.", rufe ich und laufe absichtlich vor dem Schlafzimmer her, damit er mich sehen kann.
Ich hocke mich vor den Koffer und bemerke, wie er neugierig aus dem Schlafzimmer kommt. Diesmal trägt er mehr als ein Handtuch.

"Wo ist denn meine Unterwäsche?", frage ich ihn ratlos, weil ich ihn ärgern will.

"Woher soll ich das wissen?", gibt er nüchtern von sich und lehnt sich mit verschränkten Armen gegen die Wand rechts von mir.

Die dunkelblaue Anzughose sitzt ihm perfekt auf den Hüften und auch das weißes Hemd sitzt wie angegossen.
Nicht zu eng, eher etwas lockerer, aber nicht zu locker.

Elegant.

"Ich weiß nicht, schließlich hast du ja in dem Koffer herum gewühlt.", merke ich an und durchsuche meine Sachen mit einer Hand.

Als es an der Tür klopft, stehe ich auf und laufe die zwei Schritte zur Tür herüber, als sich eine Hand schwungvoll um meinen Unterarm schlingt und mich zurückhält.

"Du hast nichts an.", merkt Manuel an.

"Aber es hat geklopft?"

"Provozier mich nicht.", warnt er mich und küsst flüchtig meine Schläfe, bevor er mich hinter die Tür schiebt und sie öffnet.

"Señor Jimenez; das Frühstück, das sie bestellt haben.", meldet sich ein Mann zu Wort.

"Danke. Ich kümmere mich. Lassen sie es da stehen.", erwidert Manuel schnell und holt sein Portemonnaie aus seiner Hosentasche. Er reicht dem Angestellten 400 Pesos und schickt ihn dann weg.
Dann zieht er den kleinen Wagen mit dem Essen in den Flur.

Mit dem Fuß schiebt er die Tür zu.

"Erdbeeren.", stelle ich fest und will mir eine vom Tablett nehmen, doch Manuel ist schneller als ich und zieht den Wagen weg.

"Zieh dir was an, wenn du heute noch zum Essen kommen willst."

Ich runzle die Stirn.

"Kiara, ich kann mich nicht konzentrieren, wenn du so vor mir stehst. Zieh dir bitte etwas an.", wiederholt er sich konkreter und nickt auf den Koffer hinter mir.

"Aber ich finde meine Unterwäsche nicht.", beschwere ich mich.

Belustigt wendet er sich kopfschüttelnd von mir ab und schiebt den Wagen zu dem langen Esstisch.

Schwarz wie die NachtDonde viven las historias. Descúbrelo ahora