Capitulo 133

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Manuel

"Julio.", begrüße ich meinen Handlanger am Telefon, während ich die Einkäufe ins Auto räume.

"Ist alles in Ordnung, Manuel?", fragt er mich leicht nervös.

"Ja. Überprüfst du jemanden für mich?"
Ich formuliere meine Worte als Frage, meine sie jedoch eindeutig als Befehl.

Zum Glück versteht er mich.
"Natürlich, wen soll ich überprüfen?"

"Den Staatsanwalt der Kiara in der Sache gegen ihren Vater unterstützt. Ich will nicht, dass der Pisser uns gefährlich wird.", murmel ich, während ich mich kurz umschaue und dann den Kofferraum schließe.

"Jose Cardez?", geht er sicher, dass er den gleichen Kerl meint wie ich.

Auch wenn er es nicht sehen kann, nicke ich.
"Genau der."

"Okay. Mache ich. Was machst du?", fragt er mich ohne die Verwirrung in seiner Stimme zu verstecken.

"Bin einkaufen. Warum?"

"Einkaufen? Du? Seit wann das denn? Ich habe dich noch nie einkaufen gesehen.", lacht er leise und scheint sich über mich lustig zu machen.

"Julio.", brumme ich ermahnend und starte den Wagen.

"Kiara tut dir gut. Du wirst menschlich. Pass nur auf, dass du nicht zu menschlich wirst.", kichert er leise.

"Julio, pass du lieber auf, dass du deine Zunge nicht verlierst.", brumme ich erneut und fahre vom Parkplatz des großen Einkaufszentrums. Es ist Mittagszeit und die Straßen sind voll.

Viel zu voll.

"Du weißt, dass ich recht habe.", erwidert Julio gelassen.

Es stört mich, dass er seit einiger Zeit keine Angst mehr vor mir hat.

"Du hattest noch nie recht, Julio. Bild dir nichts ein.", zische ich, weshalb ich ein Lachen am Ende der Leitung feststellen kann.
Augenverdrehend reihe ich mich in den Verkehr ein.

"Was Silvia wohl dazu sagen wird.", flötet er gut gelaunt.

"Silvia wird dazu gar nichts sagen, weil sie das nämlich nicht erfahren wird.", teile ich ihm mit, dass er seine Klappe halten wird.

"Wenn du das sagst, Boss."
Ich kann es nicht sehen, aber ich weiß, dass er gleichzeitig mit den Schulter zuckt.

Unbekümmert, überheblich.

Viel zu selbstbewusst.

Ich bin mir sicher, dass er das von Kiara hat.

Kiaras Verhalten hat ihm Mut gemacht, nur hat er vergessen, dass meine Gefühle zu Kiara um einiges stärker sind als zu ihm.

Kiara kann sich einiges erlauben - ja eigentlich alles.

Julio nicht.

"Ich warne dich Julio, treib's nicht zu weit.", beende ich das Gespräch und lege auf, um nun endlich Musik hören zu können.
Seine Stimme bereitet mir Kopfschmerzen und ich wünsche mir gerade nichts sehnlicher als bei Kiara zu sein und ihre liebliche Stimme zu hören.

Ihre Stimme, die mich beruhigt und mich ablenkt.

Ihr leises, liebliches Lachen.

Während ich mein Handy auf den Beifahrersitz werfe, wandert mein Blick zum Handschuhfach. Ich muss Kiara ihr Handy unbedingt wieder geben, aber wie?

Sie wird sauer sein - und wie sauer sie sein wird - wenn sie herausfindet, dass ich es die ganze Zeit hatte.

Sollte ich ihr einfach ein neues kaufen?

Seufzend gehe ich mit meinen Fingern durch meine Haare, während ich nachdenke.

Ich habe einige Dinge viel zu kompliziert gemacht - Dinge, die eigentlich ganz einfach waren.

14:56 Uhr

"Woher hast du einen Schlüssel?", fragt mich Kiara skeptisch und hüpft zügig vom Hocker, während ich mit der Schulter die Tür aufschiebe und die Einkaufstüten in die Wohnung trage.

"In der Tasche ist Eis, das muss direkt in den Gefrierschrank.", übergehe ich ihre Frage absichtlich.
Ich weiß, dass es ein riesiges Theater geben wird und darauf habe ich jetzt keine Lust. Sie hat das Recht dazu, das zu erfahren - ich weiß. Doch trotzdem spiele ich das Arschloch und ignoriere ihre Worte.

"Manuel.", faucht sie wütend.

Ich stelle die Tüten ab, trete die Tür sanft zu und werfe meinen Autoschlüssel auf das Sideboard im Flur.
"Isabella, magst du in dein Zimmer gehen? Deine Schwester und ich müssen etwas besprechen.", schicke ich das dunkelhaarige Mädchen weg.

"Sie bleibt. Du hast ihr überhaupt gar nichts zu sagen.", unterbindet Kiara mein Vorhaben.

"Das ist nicht dein Ernst, oder? Du weißt, um was es hier geht. Also bring sie nicht in Gefahr.", flüstere ich eindringlich und gehe an ihr vorbei um Isabella in ihr Zimmer zu gehen.

"Schlägst du sie jetzt auch? Dann bleibe ich hier, ihr sollt nicht streiten und du sollst sie nicht schlagen. Nicht schlagen, Manuel. Papa hat sie auch immer geschlagen, bitte nicht schlagen.", wird Isabella nervös.

Ich stocke.

"Isabella, ist schon gut. Geh ruhig. Mach dir keine Sorgen."
Kiara's Stimme zittert beim Anblick ihrer Schwester. Mit großen Augen sieht mich das kleine Mädchen an - fast schon flehend steht sie vor mir.

Mir läuft ein Schauer über den Rücken.

"Auch? Was meinst du mit auch?", frage ich sie, als ich meine Stimme wiederfinde.

"Isabella, geh in dein Zimmer. Bitte. Er tut mir nichts, er ist nicht wie Papa.", unterbricht Kiara mich.

"Und was ist, wenn er ist, wie Jose?"

Mir gefriert das Blut in meinen Adern.

"Isabella!", wird Kiara laut.
"Bitte, kleines. Geh jetzt in dein Zimmer."

"Was meint sie damit?", versuche ich mich zusammen zu reißen, während Isabella in ihrem Zimmer verschwindet und ich mit Kiara alleine zurückbleibe.

"Was zum Teufel hat sie damit gemeint?", werde ich deutlicher und gehe auf sie zu.

"Nichts, verdammt. Sie hat mitbekommen, dass Jose und ich uns gestritten haben und dann hat er auf den Tisch gehauen und sie dachte, dass er mich geschlagen hat. Mehr nicht.", lügt sie mich an.

"Sag mir nicht, dass der Wichser sich an dich vergriffen hat. Sag mir, dass das nicht wahr ist.", spreche ich ruhig, während mein Blut auftaut und zu kochen beginnt.

"Hat er nicht-"

"Du lügst mich an.", zische ich.

"Manuel."

"Wo hat er dich angepackt.", will ich wissen.

"Nirgendwo, er hat-"

"Ich habe dich gefragt, wo er dich angefasst hat, verdammt nochmal. Wo hat er seine dreckigen Pfoten aufgelegt?", wiederhole ich mich eindringlich.
Ist ihr nicht bewusst, wie sehr ich mich beherrschen muss?

Glaubt sie, dass ihre Lügengeschichten mir dabei helfen?

"Hör auf.", bittet sie mich.

"Muss ich dir deine Klamotten eigenhändig auszuziehen oder zeigst du mir jetzt verdammt nochmal wo er dich angepackt hat!", werde ich laut, weil ich es langsam nicht mehr aushalte.

Dieser Bastard packt mein Mädchen an und sie verteidigt ihn.

Kiara knetet ihre Hände, weil sie sich unwohl fühlt, aber das ist mir im Augenblick egal.

"Der blaue Fleck an deinem Oberarm - ist er von ihm?", muss ich ihr alles aus der Nase ziehen.

Schwarz wie die NachtHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin