- 76 -

5.7K 227 8
                                    

Manuel
00:12 Uhr

"Kiara.", wecke ich sie.
Sie ist nach drei Folgen auf meinem Schoß eingeschlafen - mittlerweile ist es mitten in der Nacht.

"Kiara. Baby, du musst aufwachen.", flüstere ich und streiche ihr durch die Haare.

Sie seufzst leise und dreht sich um, sodass sie mit dem Gesicht zu mir liegt.

"Hey, Kiara. Ich muss dich zurückbringen.", flüstere ich erneut und lege meine Hand auf ihre Wange, damit sie wach wird. Gähnend öffnet sie die Augen, bevor sie zu mir hoch schaut.

"Ich muss dich in den Club bringen. Ich muss in 7 Stunden das Haus verlassen und noch schlafen.", erkläre ich ihr, dass wir jetzt wirklich fahren müssen.

"Kannst du mich nicht am Club absetzen, wenn du fährst?", murmelt sie und reibt sich die Augen.
Eigentlich möchte ich sie ungerne auf dem Weg zu einem Termin mitnehmen, auch wenn ich sie zwischendurch absetze.

Dennoch kann ich ihr den Vorschlag nicht ausreden, sodass ich mich einfach auch hinlege und sie auf meine Brust ziehe.
"Kiara?"

"Ja?", antwortet sie leise und schaut zu mir hoch.

"Ich möchte nochmal verlieren.", murmel ich und streiche ihr eine Strähne hinter Ohr.

Das letzte was ich sehe, sind ihre glänzenden Augen und ihr strahlendes Lächeln, bevor ich meine Lippen auf ihre drücke. Es dauert nicht lange, bis sich sich komplett auf mich setzt und ich meine Hände auf ihre Hüften lege, um ihre Bewegungen einzuschränken.

Ich weiß nicht, wie lange wir uns küssen.

Es fühlt sich an wie eine Ewigkeit.

Eine Ewigkeit, die nie enden soll.

Kiara wird immer mutiger und es gefällt mir, dass sie ein Stückweit die Kontrolle übernimmt. Immer wieder lässt sie ihre Hüften kreisen, sodass auch mir ein leises Keuchen entflieht. Wenn sie nicht gleich aufhört, dann verliere ich meinen Verstand.

Und wie ich ihn verlieren werde.

"Okay okay, stop. Baby, du machst mich fertig.", lache ich erschöpft gegen ihre Lippen und stoppe die kreisenden Bewegungen ihrer Hüfte.
Schweratmend sehe ich sie an. Ihre Lippen sind rot und geschwollen, ihre Wangen glühen.

Auch mir ist heiß.

Ich ziehe zu mir herunter, um ihr einen letzten Kuss zu geben, dann knipse ich das Licht aus, während sie sich wieder hinlegt.
"Schlaf gut.", wünsche ich ihr eine gute Nacht.

"Du auch.", erwidert sie gähnend.

Doch auch egal wie sehr ich es versuche, finde ich keine Ruhe. Heute ist so viel passiert und morgen passiert noch viel mehr. Doch diesmal kann ich nichts einfach gehen. Diesmal muss ich in meiner Abwesenheit auf mein Mädchen aufpassen.

Auch wenn Julio aufpassen soll, vertraue ich mir immer noch am meisten.

Ich hoffe für ihn, dass er seinen Job gut macht und ihr nichts passiert. Sonst wird er sein Leben nicht mehr froh.
Wenn ich könnte, würde ich sie ja mitnehmen.

Aber ich kann nicht zulassen, dass sie dort ist, sollte die Sache eskalieren.

Ich greife nach meinem Handy, dass auf dem Glastisch vor der Couch steht und schreibe Theo, dass er noch einmal sicher gehen soll, dass morgen alles nach Plan läuft. Ich habe keine Lust auf böse Überraschungen, erst recht nicht vor der Trauerfeier meiner Eltern.

Zwei Stunden bevor mein Wecker klingelt, schaffe ich es einzuschlafen. Ausgeruht bin ich natürlich nicht, aber ich habe auch nichts anderes erwartet.

Ich schiebe Kiara vorsichtig von mir herunter und mache mir Kaffee, bevor ich ins Bad gehe und mich fertig mache. Während ich mich rasiere, rufe ich Julio an, damit er sich schonmal auf den Weg in den Club macht.
Wenn ich Kiara gleich dort absetze, soll sie zu keiner Zeit unbeaufsichtigt sein.

"Boss, was gibt es?", begrüßt er mich gähnend.

"Um sechs Uhr bist du am Club. Ich setze Kiara dort ab und muss dann weiter nach Kolumbien. Sei pünktlich, sie soll nicht unbeaufsichtigt sein. Und lass dich von ihr nicht bequatschen. Sie geht nicht auf die Bühne - weder zum trainieren noch wenn der Club geöffnet hat. Sie darf hinter der Theke arbeiten, mehr nicht. Hörst du? Das ist ein Befehl!", nenne ich ihm alle wichtigen Fakten.

Sie soll nicht denken, dass meine Abwesenheit ein Freifahrtsschein ist.

"Das heißt, ich soll sie einsperren?"

Dios.
Ich verdrehe die Augen.
"Nenn' es wie du willst. Das ist für ihre Sicherheit, also bitte. Sie soll nicht in mein Büro. Und kein Alkohol. Und biete ihr keine Zigarette an."

"Darf sie denn Essen und Wasser trinken?", macht er sich leise lustig, während ich meine Hand zur Faust balle.

"Julio, es reicht jetzt!", werde ich laut.
"Das sind meine Anweisungen und die hast du auszuführen. Und jetzt mach dich fertig und fahr zum Club. Wenn du nicht da bist, dann Gnade dir Gott.", beende ich das Gespräch.

Als wäre die Uhrzeit nicht ohnehin schon eine Qual, geht auch noch Julio mir auf die Eier. Ich knalle mein Handy auf den Waschtisch, bevor ich mir meinen schwarzen Anzug aus dem Schrank hole und mich anziehe.

Schnell packe ich meine Tasche, bevor ich wieder nach unten gehe und Kiara wecke.

"Wie viel Uhr ist es?", fragt sie mich müde und richtet sich auf.

"Gleich viertel nach sechs. Wir müssen in 20 Minuten fahren.", teile ich ihr mit und gehe in die Küche, um mir den frischen Kaffee in die Tasse zu schütten.

"Wann geht dein Flug?", fragt sie mich und lehnt sich an die Küchenzeile mir gegenüber.

"Um 8 Uhr."

"Wie lange fliegt man nach Kolumbien?"

"Nach Bogota sind es 6 Stunden.", erkläre ich ihr und reiche ihr eine Flasche Wasser.

"Bist du aufgeregt?", fragt sie mich plötzlich, während sie mir das Wasser aus der Hand nimmt und einen Schluck trinkt.

"Ja, weil ich nicht mehr auf dich aufpassen kann, sondern Julio das übernehmen muss. Er ist noch ein halbes Kind, aber mir bleibt nichts anderes übrig.", brumme ich und nehme einen Schluck von meinem Kaffee.

"Warum muss überhaupt jemand auf mich aufpassen?", runzelt sie die Stirn.

"Kiara, darüber muss ich nicht mehr diskutieren. Julio kommt und fertig. Du gehst nicht auf die Bühne, zu keinem Zeitpunkt. Komm bloß nicht auf die Idee jetzt Faxen zu machen, weil ich nicht da bin. Es gelten die selben Regeln.", stelle ich angespannt klar.

"Manuel, ich bin kein kleines Kind. Das kannst du mir auch vernünftig sagen.", brummt sie und verschränkt die Arme, bevor sie die Küche verlässt.

Seufzend schließe ich die Augen und fahre mit den Fingern über meine Nase, bevor ich ihr hinterher gehe.
Sie zieht sich gerade die Schuhe an.

"Kiara, ich bin einfach nervös, weil ich dich hier zurücklassen muss. Verzeih mir.", entschuldige ich mich für meine schlechte Laune.

"Tust du mir den Gefallen und hörst auf meine Bitte?", hake ich nach und hocke mich vor sie, damit sie mich ansieht.

"Ich würde auf deine Bitte hören, wenn du mich gebeten hättest.", kontert sie zickig und schnürt sich ihre Schuhe zu.

Ich greife nach ihren Handgelenke, damit sie mir ihre volle Aufmerksamkeit schenkt.
"Könntest du bitte nicht auf die Bühne gehen, wenn ich nicht da bin? Und könntest du bitte keine Alleingänge starten? Es ist wichtig, damit ich auch während meiner Abwesenheit deine Sicherheit garantieren kann.", formuliere ich meine Worte anders und ruhiger.

"Klar. Mache ich.", nickt sie und lächelt übertrieben.

Ich verdrehe die Augen, bin aber erleichtert, dass sie sich nicht gegen mich stellt.
"Danke. Julio wird die heute und morgen da sein. Ich hole dich Mittwoch Nachmittag ab, dann fliegen wir nach Mexiko.", erkläre ich ihr, nachdem ich ihre Hände losgelassen und mich wieder hingestellt habe.

"Alles klar, Boss.", witzelt sie.

"Kiara!", werde ich lauter.
"Bitte. Fall du mir nicht auch noch in den Rücken. Es ist zwanzig nach sechs morgens, also teste nicht meine Nerven."

Schwarz wie die NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt