Capitulo 137

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Kiara

Rund zwanzig Minuten später kommt er aus dem Zimmer meiner Schwester. Leise schließt er die Tür, bevor er zu mir herüber schleicht und sich neben mich aufs Sofa setzt. 
Ohne zu fragen zieht er meinen Oberkörper auf seinen Schoß und streicht mir gedankenverloren durch die Haare. 

"Ich habe meinen Cousin aus der Familie geworfen. Er gehört nicht mehr zu uns. Er genießt keinen Schutz mehr. Für meine Tante hat es mir das Herz gebrochen, aber ich weiß, dass ich trotzdem das richtige getan habe. Du hast mir die Augen geöffnet. Ich habe dir immer gesagt, dass ich meine Familie beschützen muss, dabei habe ich die größte Gefahr weiterhin geduldet.", beginnt er plötzlich, während wir beide aus dem bodentiefen Fenster über das Balkongeländer in den Sonnenuntergang schauen. 

Es ist ruhig draußen - nur die üblichen Geräusche der Polizeisirenen ertönen in der Dämmerung. 

"Was bedeutet das für ihn?", frage ich ebenso leise und male mit dem Daumen kleine Kreise knapp über seinem Knie. 

"Er kann nicht mehr auf den Schutz unserer Familie vertrauen. Wenn ihm etwas passiert, darf sich keiner mehr einmischen. Er hat mit uns nichts mehr zu tun. Er ist jetzt vogelfrei."

Vogelfrei. 

"Ich kenne das Wort nur in Zusammenhang mit Versteckenspielen. Mit harmlosen Kinderspielen. Dabei bedeutet es in der Realität so viel mehr.", philosophiere ich leise. 

Auch wenn ich es nicht sehe, spüre ich, wie er nickt. 
"Er hat sich das selber eingebrockt. Das war die einzige Möglichkeit, die ich hatte. Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied. Auch er. Auch, wenn man aus der Familie der Jimenez kommt. Auch dann."

Manuel legt mir einige Strähnen hinters Ohr. 

"Danke.", flüstere ich, weil ich weiß, dass er das für mich getan hat. Ich weiß, dass er großen Wert auf meine Meinung legt und es schmeichelt mir, dass er sie mit in seine geschäftlichen Entscheidungen einfließen lässt. 

"Du musst dich nicht bedanken, wenn du recht hast. Das ist schon in Ordnung. Ich lerne gerne von dir."
Seine Stimme ist nicht mehr so trüb, wie vor ein paar Sekunden noch. Diesmal klingt er zufriedener, erleichterter und sowieso glücklicher. Es scheint mir, als hätte er sogar ein leichtes Lächeln auf den Lippen. 

"Wollen wir ins Bett?", fragt er nach eine kurzen Pause, in der wir beide unsere Gedanken geordnet haben. 

Ich gähne als Antwort. 

Leise lachend drückt er mich von seinem Schoß hoch und steht anschließend vom Sofa auf, bevor er nach meinen Händen greift und mich hochzieht. 
"Geh du dich waschen. Ich schließe ab und warte dann."

"Danke.", nicke ich und laufe ins Badezimmer. Auch wenn es spät ist und ich müde bin, sieht mein Spiegelbild frisch aus. 
Meine Wangen sind rosig und prall, meine Haut strahlt wie schon lange nicht mehr. 

Manuel tut mir gut - das muss ich mir eingestehen. 


Manuel
23:21 Uhr

"Du hättest dich ruhig schon hinlegen können.", runzelt Kiara die Stirn, als sie aus dem Badezimmer kommt. 

Ich schüttelt den Kopf, drücke mich an der Sofalehne ab und stecke mein Handy in die Hosentasche, bevor ich auf sie zu gehe. 
"Nein, ist schon gut so."

"Mir passiert hier nichts.", merkt sie kichernd an. 

"Das sagst du. Ich kann das nicht garantieren, also warte ich.", stelle ich klar, dass sie sich eigentlich nirgendwo sicher fühlen kann. 

Nicht einmal in ihrer eigenen Wohnung. 

Ich greife sanft nach ihrem Handgelenk und ziehe sie an meinen Oberkörper, um ihr einen Kuss auf ihre Stirn zu geben. 

"Manuel.", kichert sie leise. 

Sie spricht es nicht aus, aber sie will mir damit sagen, dass Küsse auf die Stirn Versprechen sind. Und ich soll ihr nichts versprechen - das hat sie mir schon oft gesagt. 

Doch trotzdem tue ich es. 

"Ich verspreche dir, dass ich alles für deine Sicherheit tun werde. Jetzt, Morgen, Übermorgen. In 10 Jahren, in 20 Jahren. Nach meinem Tod. Dir wird nichts zustoßen. Egal was zwischen uns passiert. Hörst du?"

Ihre glitzernden Augen schauen mich an, während sich der Halbmond in ihrer Iris spiegelt. 

"Du sollst dir keine Sorgen machen. Nicht um dich, nicht um Isabella. Nicht um mich. Ich sorge für alles."

Sie öffnet ihre zarten Lippen, bevor sie sie wieder schließt. Sie weiß nicht, was sie sagen soll, aber das nehme ich ihr nicht übel. Das verstehe ich - sehr gut sogar. 

"Komm.", beende ich das Gespräch und schiebe sie in ihr Schlafzimmer. Gerade als ich die Tür geschlossen habe, drückt sie ihre weichen Lippen auf meine. Mein Herz rast, obwohl ich sie schon so oft geküsst habe. 

Kiara hält sich am Kragen meines Hemdes fest, bevor sie es mit zitternden Händen aufknöpft. Auch wenn ich versuche meinen Verstand zu behalten, finden meine Hände wie von selbst ihren Weg unter ihren Hoodie. Wie von selbst umschließen sie Kiaras zarte Taille und ziehen sie näher an meinen Oberkörper - viel eher drücken sie ihre Hüfte gegen meinen harten Schritt. 

"Dios. Du machst sich so hart, dass es weh tut.", brumme ich atemlos gegen ihre Lippen, während sie mir das Hemd von der Brust streift. 

Sie kichert leise gegen meine Lippen und scheint auch sonst die Situation ganz lustig zu finden. 

"Findest du das witzig?", brumme ich und drücke meinen Schritt gegen ihre Mitte. 

"Hm?", hake ich nach, weil sie nicht antwortet. 

"Hier. Fühlst du das? Fühlst du, wie hart ich bin?", frage ich sie, nachdem ich ihre Hand genommen und auf die Beule meiner Anzughose gelegt habe. 

"Du hast gar keine Ahnung, was du mit mir machst, aber kicherst dann noch. Unverschämt. Ein Biest bist du.", flüstere ich fast schon erschöpft.

Schwarz wie die NachtWhere stories live. Discover now