Capitulo 130

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Manuel

"Das ist alles komplett durcheinander.", stöhnt Kiara genervt auf und lässt zwei Zettel fallen, um sich auf die Couch zu legen. 
Belustigt sehe ich ihr zu, wie sie erschöpft die Augen schließt. 

"Die jungen Leute von heute können einfach nur nicht mehr richtig arbeiten.", ärgere ich sie. 

"Du hast gut reden, du hast ja auch keinen Chef."

"Glaub mir, mein Onkel sitzt mir im Nacken und der ist schlimmer als alle Chefs zusammen.", weise ich ihre Anschuldigung zurück und ziehe mir meinen Mantel über. 

"Komm, wir holen deine Schwester ab.", nicke ich zu Tür und reiche ihr zeitgleich meine Hand, um ihr vom Sofa hochzuhelfen.

"Ich bin noch gar nicht fertig. Außerdem kann ich Isabella nicht wieder mit hier hin bringen.", seufzst sie, lässt sich aber trotzdem von mir hochhelfen.

"Dann setze ich euch eben beide zu Hause ab. Du kannst die Unterlagen auch zu Hause sortieren.", schlage ich vor und ziehe sie an meine Brust, bevor sie an mi vorbei gehen kann. 

"Alles gut?", nuschelt sie leise gegen meine Brust, während ich mein Kinn auf ihren Kopf lege ich gegen die weiße Wand starre. 

"Ich werde dich mit meinem Leben beschützen, Pequenina.", flüstere ich. 

"Wieso sagst du sowas?", wird sie skeptisch und will sich von mir wegdrücken, weshalb ich meinen Griff um sie verstärke. 

"Nur so. Du sollst das wissen. Finde ich.", murmel ich und küsse letztendlich ihren Scheitel, bevor ich mich doch von ihr löse und zur Tür gehe. 
"Komm, deine Schwester soll nicht warten.", rufe ich ihr zu, bevor ich die Schachtel Zigaretten aus meiner Jackentasche ziehe und mir die Kippe bereits im Flur zwischen die Lippen stecke. 

"Niemand sagt sowas einfach so. Nicht einmal du."
Mit schnellen, kleinen Schritten folgt sie mir und versucht mich einzuholen - vergeblich. Die kleine Frau kommt nicht hinter mir her, egal wie sehr sie sich anstrengt, schafft sie es nicht mich bis zum Hinterhof einzuholen.

Erst als ich ihr die schwere Stahltür aufhalte und deshalb stehen bleiben muss, schafft sie es mich einzuholen. 

"Manuel.", meckert sie. 

"Steig ins Auto. Ich rauche noch eben.", ignoriere ich ihre indirekte Aufforderung, mich zu erklären. 
Während ich die Zigarette zwischen meinen Lippen anstecke, schlägt die Tür hinter mir ins Schloss.

"Du hast mir meine Frage nicht-"

"Das Auto ist auf.", unterbreche ich sie und puste den dichten Rauch in die saubere Luft. Gedankenverloren schaue ich der dichten Wolke hinterher, wie sie sich langsam auflöst und die Luft am Ende wieder klar wird. 

"Ich werde aber nicht einsteigen, bevor du mir nicht gesagt hast, was das zu bedeuten hat."

"Sei doch einfach froh, dass es jemanden gibt, der dich beschützt. Reicht dir das nicht?", werde ich pampig und erhebe unabsichtlich meine Stimme.

Kiara kneift ihre Augen kurz zusammen, ehe sie sich schnaubend umdreht und die Beifahrertür öffnet.
"Arschloch."

Ich rümpfe meine Nase und presse meine Lippen aufeinander, bevor ich die Zigarette auf den Schotterboden werfe und kräftig austrete. 
"Pass auf, Kleines.", beginne ich, nachdem ich die Autotür geöffnet habe und mich am Dach festhalte, um mich ins Auto zu lehnen. 

"Du weißt, wie ich meine Eltern verloren habe und ich will nicht, dass mir dich einer auf die gleiche Art nimmt. Comprende? Ich will nicht, dass du Angst haben musst, wegen meinem Job. Du sollst frei sein und weiterhin lachen können. Und ich werde alles dafür tun, dass das möglich bleibt."

Kiara starrt demonstrativ gerade aus der Windschutzscheibe gegen die mit Graffiti besprühte Betonmauer, hinter der sich vermutlich 10000 Ratten und Mäuse von den Abfälle in den Mülltonnen ernähren. 

"Comprende?", wiederhole ich mich deutlicher. 

"Ich verstehe kein Spanisch.", antwortet sie zickig. 

Belustigt schaube ich, während ich den Kopf senke und mein Spiegelbild auf meinen Lackschuhen anschaue. 
Sie weiß genau, was das bedeutet. 

"Ob du das verstanden hast.", gehe ich auf ihre Zickerei ein, nachdem ich sie wieder anschaue. Noch immer ignoriert sie mich mit. 

"Was soll ich verstanden haben? Ich spreche portugiesisch und kein Arschloch, perdoname.", faucht sie. 

Wütend drücke ich mich vom Autodach ab und setze mich ins Auto. Die Tür schlage ich so heftig zu, dass der Wagen wackelt und Kiara leicht zusammenzuckt. 
"Wenn du dieses Spiel spielen willst, gerne.", brumme ich und jage den Audi vom Hinterhof. 

"Du bist derjenige, der Spiele spielt.", provoziert sie mich weiter. 

Ich antworte nicht. 

"Ignorier mich nicht!", wird sie wütend. 

"Tue ich nicht. Ich verstehe Zicken-Sprache nur nicht.", drehe ich den Spieß um. Mit quietschenden Reifen biege ich auf die Hauptstraße ab, sodass Kiara sich an der Autotür festhält. 

"Willst du uns umbringen?", regt sie sich wütend auf und gestikuliert wild umher. 

"Ich hab das im Griff, entspann dich.", brumme ich, fahre aber trotzdem langsamer, weil ich merke, dass sie ängstlicher wird. 

"So gehe ich definitiv nicht mit dir Essen. Das kannst du dir abschminken.", faucht sie. 

"Ich schmink mir gar nichts ab. Wir klären das heute Abend. Ist mir egal wo und wer noch dabei ist. Du solltest nur dafür sorgen, dass der kleine Pisser nicht dabei ist, sonst vergesse ich mich."

"Du bist so rücksichtslos. Ahhh, ein Arschloch bist du!", beschimpft sie mich. 

"Unter einem Kompliment verstehe ich was anderes.", erwidere ich nüchtern. 

"Verflucht - und arrogant bist du!", schimpft sie weiter und verschränkt die Arme vor ihrem Oberkörper. 

Grinsend lenke ich uns durch den dichten Verkehr. Sie ist süß, wenn sie sich aufregt - und lustig. Verdammt lustig. 

Schwarz wie die NachtOù les histoires vivent. Découvrez maintenant