Capitulo 117

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Kiara

"Oder traust du dich nicht mehr.", flüstere ich heiser und bemerke währenddessen, dass auch mich der Mut verlässt.
Was tue ich hier?

Ich sollte froh sein, dass er von alleine verschwinden will, stattdessen gehe ich auf sein Spiel ein und flehe ihn förmlich an hier zu bleiben.

"Hast du nicht gerade noch gesagt, dass das hier nicht geht wegen dem lieben Jose?", erkundigt er sich, während er zeitgleich seine Nase rümpft, als würde er sich vor Jose ekeln.
Und auch wenn er nachhakt, kommt er trotzdem wieder auf mich zu.

Mir wird bewusst, dass, auch wenn er mir das Gegenteil verklickern will, er mir genauso verfallen ist, wie ich ihm.
Sonst würde er sich wehren - sonst würde er nicht entgegen seiner Worte handeln. Jose ist ihm völlig egal, denn ich weiß, dass es ihm riesen Spaß bereiten würde, einem Staatsanwalt das unter die Nase reiben.

"Jose erfährt das nicht, oder?", flüstere ich, als Manuel dicht vor mir zum Stehen kommt und seinen Finger über meinen Oberschenkel gleiten lässt.

"Doch, das wird er erfahren. Dafür werde ich persönlich sorgen. Das ist viel zu gut.", verhöhnt er gleichzeitig mich und Jose und schiebt seine Hand ganz unter meine Hose.

"Aber vielleicht werde ich dich etwas in Schutz nehmen. Du hast eben diese kurze Hose getragen und meine Hände auf deiner Haut waren einfach viel zu göttlich. Du konntest dich einfach nicht davon trennen, aber wer kann das schon.", seufzt er leise und beugt sich zu mir herunter, um sich an meinen Kiefer entlang zu küssen.

Ich habe nie verstanden, warum jemand fremdgeht.

Nie.

Und auch wenn Jose und ich nicht zusammen sind, fühlt es sich trotzdem so an.

Doch hier mit Manuel, kann ich den Drang nachvollziehen. Mir wird bewusst, dass Leute betrügen, weil sie sich etwas wünschen, was ihr Partner ihnen nicht geben kann. Und ja, das rechtfertigt es nicht, aber das erklärt es.

"Jose kommt morgen zum Frühstück.", erwähne ich nebenbei, dass Manuel auf keinen Fall hier schlafen kann.

"Von mir aus kann er um Mitternacht kommen und uns zusehen, da scheiß ich drauf.", äußert er sich knurrend.

"Manuel.", zische ich wegen seiner ordinären Worte.

"Was denn? Der Bastard denkt ernsthaft, er könnte mir mein Mädchen ausspannen. Jeder hier weiß, dass ich meine Pfoten auf dir habe, nur er nicht. Er kennt mich anscheinend nicht, aber er wird mich kennenlernen.", flucht er und beißt mir in den Hals, sodass ich kurz quietsche und meine Fingernägel in seine Schultern kralle.

"Ganz sicher wird er das.", keuche ich sarkastisch über seine Arroganz.
Ohne Vorwarnung hebt er mich schwungvoll hoch und trägt mich über die Türschwelle, bevor er die Tür mit dem Fuß zukickt und mich auf meinem Schreibtisch absetzt.

"Den Schreibtisch-", beginnt er schweratmend, bevor er vor mir in die Knie geht.
"Den hast du doch nicht zum Lernen, oder?"

Seine Worte entlocken mir ein leises Lachen, bevor ich in seine Haare greife, als er seine feuchten Lippen auf die Innenseite meiner Oberschenkel presst und seine Hand an meinen Hintern legt, um mich näher zu ihm zu ziehen.

"Wofür hast du denn deinen?", erwidere ich keuchend und schließe gleichzeitig die Augen. Dieser Kerl bringt mich um den Verstand - und wie er das tut.

"Nicht zum Lernen.", beantwortet er feierlich meine Frage und drückt mich ruckartig am Bauch auf den Schreibtisch, sodass ich mit großen Pupillen die weiße Decke anschaue. Mein Atem geht unregelmäßig, meine Brust hebt und senkt sich schnell - zu schnell.

"Machst du das also mit all deinen Weibern?", ärgere ich ihn um den Schmerz zu überspielen, den mir mein Kopfkino gibt.
Seine Worte sollte die Stimmung lockern, aufheitern. Und eigentlich weiß ich, dass er das nicht so gemeint hat, aber mein Gehirn interpretiert viel zu viel in das Gesagte, sodass es mir fast das Herz bricht.

So ruckartig, wie er sich von meinem Oberschenkel löst, so behutsam legt er seine Hand in meinen Nacken, während er sich über mich beugt und mich zwingt ihn anzusehen.
"Ich habe meinen Schreibtisch zum Arbeiten. Nicht zum Lernen. Und ich könnte mir vorstellen solche Dinge mit dir nicht nur auf deinem Schreibtisch zu machen, sondern auch auf meinem. Aber ich treibe es nicht mit anderen Weibern. Weder auf meinem Schreibtisch, noch in meinem Bett."

Sein warmer Atem, gepaart aus Honig und Rauch, trifft auf meine Lippen, während er mir eindrucksvoll in die Augen sieht.

"Du siehst nicht aus, als würdest du keine Affären haben.", offenbare ich ihm, sodass er mich vollständig aufsetzt und seine rechte Hand auf meinem nackten Oberschenkel platziert.

"Sowas interessiert dich? Du hast doch deinen Jose, da können dir meine flüchtigen Bekanntschaften doch egal sein?", fragt er vorwurfsvoll, ohne das es ein Vorwurf ist. Es schmeichelt ihm - das kann auch er nicht verstecken.
Manuel steckt mir feinfühlig eine Strähne hinters Ohr, bevor er mir noch einmal über die Unterlippe streicht.

Während ich mit den Schultern zucken und versuche unter seinen sinnlichen Berührungen nicht all zu nervös zu wirken, lehnt er sich noch ein Stück zu mir vor.
"Ich habe keine Affären. Ich stehe nicht darauf, Frauen einen solch intimen Moment zu nehmen, nur damit ich auf meine Kosten komme."

"Du besitzt Puffs.", merke ich forsch an und streiche den Kragen seines Hemdes glatt.

"Ja. Aber auch nur, weil der Großteil der Männer nicht so denkt wie ich. Sonst würde dieses Konzept ja nicht aufgehen.", zuckt er selbstverständlich mit den Schultern.

"Und wenn Frauen das auch wollen? Also, wenn sie auch nur mit dir schlafen wollen?", verstehe ich seinen Gedankengang nicht richtig.

"Ich schlafe nur mit Frauen, für die ich auch etwas empfinde. Einfach, weil ich mir nicht nachsagen lassen will, dass ich sie wegen ihres Körpers ausgenutzt habe.", erklärt er mir erneut und setzt sich dann auf den Stuhl neben dem Schreibtisch.
Abschließend küsst er meinen Oberschenkel noch einmal, bevor er sein Hemd aufknöpft.

"Bleibst du hier?"
Meine Stimme ist ruhig und leise, fast flüsternd und ein bisschen flehend.

"Riskant, oder? Wenn dein Staatsanwalt morgen früh auf der Matte steht.", kann er es nicht lassen, sich erneut über ihn lustig zu machen. Sein Hemd hat er mittlerweile vollständig aufgeknöpft und hinter sich über die Stuhllehne gelegt.

"Ich habe in Erinnerung, dass du Risiko magst.", flüstere ich unsicher über das, was ich hier tue. Das schlechte Gewissen wird sich spätestens dann bemerkbar machen, wenn er weg ist.

Schwarz wie die NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt