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Manuel

Eine Affäre.

Eine Affäre.

Eine Affäre, die nicht einfach nur eine Affäre wäre, wenn sie nicht noch 17 wäre. Wenn ich könnte, würde ich der ganzen Welt erzählen, dass sie mir gehört. Aber nicht einmal das werde ich nach ihrem Geburtstag tun können.

Sie wird immer eine Affäre bleiben.

Und ich weiß, dass diese Einsicht ihr das Herz brechen wird. Und ich weiß auch, dass sie es nicht verstehen wird.
Aber ich bin nicht der Mann, der ihr ein glückliches Leben schenken kann.

Ich weiß nicht, warum ich sie gefragt habe, ob sie mir vertraut.
Ihre Worte haben mich glücklich gemacht, aber eigentlich sollten sie mich warnen. Sie sollten mich warnen, wie das Blaulicht der Polizei, die Nachts in Sao Paulo Verbrecher jagt.

Stattdessen ziehen sie mich an. Stattdessen sehne ich mich danach.

Ich wasche das Shampoo aus meinen Haaren und denke nach, wie ich ihr nach ihrem Geburtstag sanft verklickern kann, dass ich die Mafia bin. Sie fand sich witzig, als sie damals im Auto darüber gespaßt hat, aber wenn ich ihr sage, dass sie recht hatte, wird sie nicht mehr lachen.

Vermutlich wird sie sich von mir entfernen.

Sie wird sich zurückziehen und genau dann ist sie am verletzlichsten. Genau dann bin auch ich am verletzlichsten. Frauen, deren Herz gebrochen ist, sind gefährlich. Sie tun unüberlegte Dinge; denken nicht mehr richtig nach.
Genau aus diesem Grund, darf niemand sie mit mir sehen. Niemand darf wissen, dass sie zu mir gehört.

Wenn sie verletzt ist, dann können andere sie manipulieren.

Und das könnte der Untergang für unsere Familie sein.

Das Shampoo brennt in meinen Augen, weshalb ich mein Gesicht unter das warme Wasser halte und mich mit ausgestreckten Armen an der Wand festhalte.
"Wie sage ich dir das am besten, Kleine?", frage ich mich leise, während das Wasser auf meinen Körper prasselt und danach im Abfluss verschwindet.

Ich bin verdammt nochmal hier her gekommen, um zu arbeiten und das Geschäft in Brasilien aufzubauen.
Stattdessen habe ich was mit einer Minderjährigen, die in meinem Club arbeitet und dazu noch nicht einmal weiß, was und wer ich eigentlich bin. Ich hatte doch keine Ahnung, dass sie mal solche Gefühle in mir auslöst.

Aber jetzt, wo ich es weiß und wo ich es ihr eigentlich sagen sollte, ist es schon zu spät. Jetzt denkt sie, ich sei Unternehmer. Jetzt ist es schon so spät, dass sie anfängt Fragen zu stellen, die sie eigentlich nicht stellen sollte.

An diesem Punkt, schafft man diese Leute eigentlich aus dem Weg. An diesem Punkt, tötet man sie Nachts vor ihrem Haus und verschleppt sie, damit sie unten im Keller ausbluten können und man die Leichen unbesorgt entsorgen kann.
Das macht man mit Leuten, die zu viele Fragen stellen und zu neugierig werden.

Das macht man mit Leuten, die zu viel wissen.

Aber das kann ich definitiv nicht mit ihr machen. Ich muss mir was einfallen lassen, aber die gängige Option gehört nicht dazu.
Das werde ich ihr nicht antun und das kann ich erst recht nicht übers Herz bringen. Ich habe sie nicht vor ihrem Vater gerettet, um sie dann selber umzulegen. Zumal sie absolut nichts dafür kann, dass ich mich-

Ja was eigentlich genau?

Ich stelle das heiße Wasser aus und und greife nach dem weißen Handtuch, um meinen Körper abzutrocknen.
Während ich mit dem Handtuch über meinen Körper gehe, wird mir klar, was genau eigentlich passiert ist.

Ich habe mich verliebt.

Etwas, was mir nie hätte passieren dürfen.

Aber mein Ego ist viel zu groß, um ihr das zu sagen. Und gleichzeitig ist es auch zu groß, um sie gehen zu lassen.
Um sie zu zwingen, mich in Ruhe zu lassen.

Ich will dieses Mädchen. Oh dios, und wie sehr ich sie will. Wie gerne hätte ich mit ihr zusammen auf den Deal angestoßen und nicht mit Zara? Wie gerne hätte ich mich heute Nacht einfach neben sie ins Bett gelegt?
Schnell rubbel ich meine Haare trocken und steige aus der nebeligen Dusche.

"Manuel?", klopft es an der Tür.

Ich kann gar nicht so schnell mein Handtuch um meine Hüfte wickeln, wie die Tür auf gerissen wird.
"Kiara!", rufe ich und halte schnell mein Handtuch vor mein Geschlecht.

"Deine Tante.", japst sie und kneift die Augen zu, bevor sie mir mein Handy hin hält.

Schnaubend nehme ich ihr das Handy aus der Hand.

"Sie sagt, dass es wichtig sei.", entschuldigt sich Kiara indirekt und öffnet ein Auge vorsichtig. Erleichtert stellt sie fest, dass ich das wichtigste bedeckt habe.

"Amara?", lege ich das Telefon an mein Ohr und schiebe Kiara mit dem meiner Schulter aus dem Badezimmer, damit ich mich in Ruhe anziehen kann.

"Manuel, dein Onkel will wissen, ob du jetzt mit Begleitung kommst oder nicht? Er will das Hotelzimmer buchen.", erklärt er sie mir direkt.

Seufzend lehne ich mich an mein Waschbecken.
"Amara, Kiara sagte, es sei wichtig."

"Ist es doch? Es geht um euer Hotelzimmer.", versteht sie meine Aussage nicht.

"Wie auch immer. Kiara kommt mit. Kann er bitte darauf achten, dass wir zwei getrennten Betten haben? Auch wenn ihr es nicht wahr haben wollt, sind wir nicht zusammen."

"Zwei getrennte Betten? Dein Onkel hat da früher auch nie drauf geachtet und wir waren auch nicht zusammen. Du stellst dich vielleicht an."
Ich kann es zwar nicht sehen, aber ich kann an ihrem Tonfall hören, dass sie die Augen verdreht.

"Kannst du etwas für dich behalten?", seufze ich leise und warte ungeduldig auf ihre Antwort.

"Klar."

"Kiara ist Minderjährig. Zwar hat sie nächste Woche Geburtstag, aber ich will nichts überstürzen, okay? Ich will nicht, dass sie sich zu irgendwas gedrängt fühlt. Dieses zweite Bett soll einfach eine Sicherheit für sie sein, verstehst du?", erkläre ich ihr, während mein Herz stark gegen meine Brust hämmert.

"Du kommst eindeutig nach mir. Eindeutig. Würdest du nach deinem Onkel kommen, würden ganz andere Dinge deinen Mund verlassen.", freut sie sich.

Im Hintergrund höre ich meinen Onkel über ihre Worte schimpfen, weshalb ich kurz grinsen muss.

"Ist gut, Manuel. Ich kümmere mich. Ihr schlaft direkt in Culiacan. Die Adresse schicke ich dir dann noch."

Schwarz wie die NachtWhere stories live. Discover now