Joshua Schwanke.

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,,Bist du dir sicher?" 

,,Ja", antworte ich genervt. Kate will mich zur Arbeit begleiten, weil sie Angst hat, ich würde entführt werden. Gestern war wirklich nicht geil, aber vielleicht habe ich mir alles nur eingebildet. Es war ja auch sehr dunkel und man sieht überall mal einen Schatten. 

,,Jess, ich mache mir Sorgen. Du isst nichts und machst zu viel Sport. Vielleicht hängt das damit zusammen." Ich schüttle meinen Kopf und gehe aus der Wohnung. Das muss ich mir nicht mehr anhören. Tyler fährt sie neuerdings zur Arbeit und genau diesen treffe ich jetzt. Ich lächle, als er mir grinsend zuwinkt. 

,,Aber Hallo, schöne Frau", begrüßt er mich überschwänglich und nimmt mich in den Arm. Ich freue mich immer wieder ihn zu sehen. Lis habe ich schon lange nicht mehr getroffen. 

,,Hey, Kate kommt gleich runter. Sie muss sich noch die Haare machen", berichte ich, nicht dass der Arme hier erfriert. Er lacht. 

,,Muss ich mir Sorgen machen, dass sie sich für die Arbeit so schick macht? Muss ich mich duellieren?" Ich ziehe eine Augenbraue hoch. 

,,Nein. Ich glaube eher, die Zeit zwischen ihrer Wohnung und der Arbeit ist der ausschlaggebende Grund, mein Lieber schwuler Freund", versuche ich hinter seine Fassade zu kommen. Tyler nickt jetzt weniger lachend. 

,,Ach ja, klar. Dann wird es wohl Zeit für ein Gespräch", meint er weniger überzeugend. Ich schüttle meinen Kopf. 

,,Tyler, wieso lügst du mich an? Ich bin doch nicht blöd. Du stehst auf Kate. Wieso diese Geheimniskrämerei?" Er atmet weit aus und da kommt Kate auch schon. 

,,Ich erzähle es dir später." 

,,Wann?"

,,Na irgendwann." 

,,Heute. Ich komme vorbei. Bis dann." Ich lächle und gehe, bevor er noch etwas dagegen sagen kann. Bis auf einige unhöfliche Bahnfahrer und unerträgliche Sitznachbar passiert nichts denkwürdiges. 

,,Ach Guten morgen, Jess", begrüßt mich Elena lächelnd. Komisch, trotz ihres Namens konnte ich sie sofort leiden. Es sind halt nicht alle Elenas eine Pleite. Sie ist im Salon für die Nägel zuständig. Es gibt noch Mila und Maria. Wenn er die zwei nicht mal mit einem todsicheren System eingestellt hat. Alle drei sehen bombe aus und wenn ich richtig informiert wurde, hat der Sohn des Chefs die Mädchen ausgesucht. Patrick Bilanz. Sohn von Linus und Valentina. Wenn sein Vater zurücktritt, übernimmt er das Geschäft. Ich habe noch keine Meinung von ihm. Die Mädchen erzählen nur. Mila scheint ihn ganz super zu finden, woraufhin Maria nur gelacht hat. Die scheinen Differenzen zu haben, in die ich mich ungerne einmische. Elena ist ruhig, aber bestimmt. Hier hören alle auf sie, wenn sie sich zu Wort meldet. Sie ist auch schon die älteste. Zwar nur dreißig, aber älteste ist älteste. Linus verlässt sich sehr auf sie, wenn es ums Geschäft geht und deshalb ist sie auch immer die erste im Salon. Mila und Maria kommen zusammen, hinter mir, rein. 

,,Guten Morgen!", rufen die beiden. Nachdem wir uns alle begrüßt haben, geht es an den Arbeitstag. Ich räume eigentlich nur auf. Mein Job hat sich irgendwie nicht geändert. Nur hier räume ich hauptsächlich Haare weg, wenn die Kundin weg ist. Waschbecken müssen immer sauber sein, die Handtücher dürfen nicht ausgehen, der Arbeitsplatz muss ordentlich sortiert werden. Ich fühle mich wie Cinderella ohne Prinzen. Mich tröstet der Gedanke, dass diese Aufgabe bald eine neue Azubi übernimmt. Es kommt eine Schwarzhaarige Schönheit, die ihre Haare kurz haben möchte. Ihre lange, glänzende Mähne wird so kurz geschnitten wie Miley Cyrus sich ihre Haare zerstört hat. Ihr steht es aber. Eine rote Haarsträhne, die nur sehr schwach zu sehen ist, macht die Frisur noch moderner. Eine andere will nur ganz unspektakulär ihre Spitzen geschnitten haben. Spitzen. Das sagen die Mädchen immer so selbstverständlich, als ob die Friseure wissen müssen, welche Länge ab darf. Wenn man meint, sich alle kaputten Haare abschneiden zu lassen, kann man gleich alle abrasieren. Eine macht das sogar. Ein ziemlich cooles Muster wird am Nacken rasiert. Irgendwann gehe ich zu Elena und schaue zu. Die Muster, die sie auf die Nägel zaubert sind wunderschön. Niemals würde ich mich da ran trauen. Sie ist eine Meisterin ihres Handwerks. Um Zwei ist der Salon zu. Da machen wir eine Stunde Mittagessen. Ich gehe dafür meist in ein Cafe. Die Mädchen gehen immer ins gleiche Bistro. Mich packt der Hunger einfach nicht und bevor mir die Fragen entgegen schießen, gehe ich lieber alleine in ein Cafe, wo ich mir ein Wasser bestelle. Jemand setzt sich zu mir. Ich schaue hoch und entdecke den nervigen Typen. ,,Du gehst mir aus dem Weg."

,,Ich dachte ehrlich gesagt, wir hätten alles geklärt", entgegne ich. Dieser Typ. Dieser nervige Anhängsel aus dem Salon geht tatsächlich mit mir zur gleichen Schule. Mein Glück ist, dass ich keine Wirtschaftliche Laufbahn gewählt habe. Dieser Mann möchte sich als Geschäftsführer einflussreicher Firmen weiterbilden lassen. Ich habe so viel Pech im Leben. Joshua Schwanke. 

,,Ich will mich mit dir treffen." Ich lache. 

,,Zähl das hier als dein gewünschtes Treffen. Ich bin nicht gewillt noch extra einen Termin für ein Treffen mit dir auszuwählen", antworte ich als Spaß und bekomme ein vielsagendes Lächeln zurück. 

,,Jessica, ich sehe deine Blicke doch." Ich schaue nicht weg, da es ein Zeichen von Schwäche wäre und das bin ich nicht. Weder schwach, noch naiv oder unsicher. 

,,Du fantasierst dir in deinem Kopf etwas zusammen. Geh mit deinen Autos spielen, ganz ehrlich. Du nervst mich. Verstehst du das nicht?" Er schüttelt seinen Kopf. 

,,Du wurdest verletzt. Ich verstehe, dass du Zeit brauchst, aber er kann dir doch nicht so viel bedeutet haben, dass du nach mehr als einem Monat nicht drüber hinweg bist." Ich schaue ihn vernichtend an. 

,,Ich wurde nicht verletzt. Ich brauche keine Zeit und mir hat auch niemand etwas bedeutet. Wenn du mich schon stalkst, mach es richtig. Dinge dazudichten ist uncool und bringt dich nicht weiter", fahre ich diesen Idioten sauer an. Ich stehe auf, lege das Geld da hin und gehe. Dieser Typ ist eine reinste Bestrafung für meine Dummheit.

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