Da sieht er anders aus.

9.3K 345 18
                                    

Ich öffne die große Gebäudetür, nachdem ich gerade erst nach Hause gekommen bin. Joshua steht grinsend da und hat einen Strauß Blumen bei sich. Ich schaue verwirrt. ,,Für wen sind die denn?" Er lacht.

,,Na für dich. Ich dachte, das stimmt dich etwas froh. Du sahst die letzten Tage gestresst aus", erklärt er erfreut. Ich lächle und bin überrascht, dass er das bemerkt hat. Irgendwie... nett.

,,Das ist wirklich süß. Komm doch rein." Wir setzen uns aufs Sofa. Kate ist noch nicht da. Wahrscheinlich bleibt sie nach der Arbeit bei Tyler.

,,Hast du heute schon etwas gegessen?", fragt er mich und wir sehen uns an. Ich schüttle meinen Kopf.

,,Nein. Ich bin gerade erst nach Hause gekommen." Joshua nickt.

,,Na gut. Dann koche ich uns was." Er steht auf und geht in die Küche, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Ich gehe verständnislos hinterher.

,,Wieso willst du kochen? Wir haben bestimmt nicht mal etwas da", versuche ich ihn zu stoppen. Mir gefällt es nicht, wenn Leute in meiner Wohnung den Chef spielen. Kochen gehört nicht zu den Aufgaben eines Gastes, der noch nicht mal zu meinen engen Freunden gehört. Es gibt sicher welche, die ich ungefragt überall herumstöbern lasse, aber das gerade überfordert mich.

,,Dann besorge ich etwas. Komm wir gehen einkaufen." Ich atme weit aus und er zieht mich mit sich. Mir ist heute sicher nicht nach dem hyperaktiven Verhalten von Joshua. Er ist nett und bemüht sich, aber ich weiß doch, dass er mehr will. Das kann ich ihm nicht geben, weil mein Herz noch sehr bitter an Dave hängt. Vielleicht könnte es mich aber ein wenig ablenken? Ach, bei Ben hat es auch nicht funktioniert. Wieso sollte es mit Joshua klappen?

Ich ziehe mir eine Jacke und Schuhe an und wir gehen los. Joshua erzählt mir von seinem Tag. Ich höre nur mit halbem Ohr zu, denn das Gespräch gestern Abend beschäftigt mich immer noch. Wieso hat Dave angerufen? Was erhofft er sich davon? Zwischen den Fragen die ich mir stelle, tauchen die Bilder auf, von der Nacht, in der wir... Es war dumm. Ich hätte es nicht zulassen dürfen. Dieser Moment hat sich aber viel zu Richtig angefühlt und ich konnte nicht anders. Es hat sich wie eine Liebeserklärung angefühlt. So komisch es auch klingt. Ich habe mich selten so geliebt gefühlt wie an dem Abend und der Kuss am nächsten Morgen? Was hatte das zu bedeuten? Seine Gesten widersprechen sich in einfach allem was er sagt. Ob er sich dessen überhaupt bewusst ist?

,,Jess?" Ich sehe ihn an.

,,Ja?"

,,Hörst du mir überhaupt zu?", fragt Joshua mich und lacht. Ich schüttle leicht meinen Kopf.

,,Es tut mir leid. Ich habe einfach viele Gedanken im Moment. Das hat nichts mit dir zu tun." Er winkt ab.

,,Das nehme ich mir nicht allzu Herzen. Wenn sich deine Dramen gelegt haben, hörst du mir schon zu und jetzt gehen wir erst Mal einkaufen." Er schlägt seine Faust in die Lüfte und geht schneller. Ich muss lachen, weil er mich einfach an ein kleines Kind erinnert. Ich bestehe darauf zu bezahlen. Immerhin kauft er ein, um bei mir zu kochen. Nach langer Diskussion gewinne ich und wir packen alles in Tüten. Er kocht Schweinefilet in Kräutersauce mit Reis. Das ist mega aufwendig und dauert lange. Ich sitze in der Küche und schaue ihm zu wie er alles macht. Dabei wirkt er sehr konzentriert und ja, ich muss zugeben, er wirkt dadurch seinem Alter entsprechend. Hierbei kann ich mir nicht vorstellen, dass er vorher noch wie ein aufgeregtes Kind durch die Gegend gehüpft ist. Einmal sieht er mich an und lächelt. Da sieht er anders aus. Reifer und ich könnte mir vorstellen, dass ich ihn von Anfang an anders gesehen hätte. Das schöne ist einfach, dass er kochen kann und ich glaube, damit kann er viele Mädchen begeistern. Bis er sie allerdings dazu bekommt, ihn in die Wohnung hineinzulassen, wird es schwer. Joshua ist aber nicht hässlich. Er sieht gut aus und vielleicht bin ich nur zu hart zu ihm. Ich frage mich aber, wieso Kate ihn von Grund auf nicht leiden kann? Mein Gedanke wär, dass sie von meinen Erzählungen entnommen hat, er wäre komisch und ein wenig verrückt. Na, er ist ein wenig komisch, aber es sieht ihr nicht ähnlich, einen Menschen deswegen nicht zu mögen. Sie mag alle Leute. Selbst Rick ist sie nie böse. Sie ist einfach nur zu hart zu ihm.

Kurz kann er sich entbehren und setzt sich zu mir. ,,Es ist hart, für eine Frau zu kochen", meint er gespielt und ich muss lachen.

,,Wieso das denn?" Er lehnt sich zu mir rüber.

,,Wenn ich etwas falsch mache, schmeckt sie es sofort. Außerdem schaut sie auf jeden deiner Handgriffe. Sonst würde sie hier nicht sitzen." Ich lächle ihn an. Er steht wahrscheinlich unter selbst erdachtem Druck.

,,Sie sitzt vielleicht hier, weil sie dich gerne anschaut und glaub mir, ich schmecke nicht den geringsten Fehler, solange da nicht eine ganze Tonne Pfeffer reinkommt", versuche ich ihm die Sorgen etwas zu nehmen. Joshua gefällt das. Er lächelt.

,,Also schaust du mich gerne an? Habe ich da etwas verpasst?", fragt er und das wirft seine Reife schon wieder in die Tonne. Ich kann nicht sagen, ob ich bei Dave genauso reagiert hätte, aber bei Joshua ist es einfach so und ich kann nichts dagegen machen. Ich rolle meine Augen.

,,Ich habe nicht von mir gesprochen."

,,Das sagen sie alle und dann wollen sie mich heiraten. Bei dir würde ich nicht Nein sagen."

,,Koch dein Essen weiter", halte ich seinen Redefluss auf und er steht tatsächlich auf. Kurz darauf serviert er und ich bin schon hungrig. Es sieht einfach so lecker aus.

,,Guten Appetit", wünscht er mir und ich lege los. Auch er isst natürlich, aber muss lachen, als ich anfange.

,,Was denn? Ich muss sagen, es schmeckt sehr lecker." Und das tut es wirklich. Also er kann wirklich gut kochen. Jede Frau die ihn bekommt, kann sich glücklich schätzen. Dann bekommt sie einfach jeden Tag etwas frisch gekochtes, das auch noch hammermäßig schmeckt. Ich habe es schneller verputzt als er und warte zufrieden, bis er fertig ist. Wir verpflanzen uns aufs Sofa, nachdem ich fairer Weise abgeräumt habe und schauen was so im Fernseher läuft. Das Übliche. Wir entscheiden uns für die beste Serie, die sich gerade anbietet und irgendwann wird mir ein wenig komisch bei dem Gedanken, dass ich mit Joshua einfach nur dasitze und fernsehe. Bei anderen würde es mich nicht stören, aber die haben auch nicht den Arm um mich gelegt und starren mich an. Ich sehe ihn an.

,,Was ist?", frage ich also und Joshua lächelt.

,,Du siehst wunderschön aus." Ich nicke.

,,Ich weiß, danke." Das klingt so unglaublich eingebildet. Das will ich eigentlich nie sagen, aber ich mag es nicht, wenn Mädchen oder generell Frauen meinen, sich zu erniedrigen, indem sie sagen, Oh nein, ich bin doch nicht hübsch-Sag sowas nicht. Das ist nur diese Bestätigungssucherei. Natürlich, es gibt Mädchen, die wirklich an sich zweifeln und sich dabei unwohl fühlen, wenn Männer sowas sagen. Dann kann ich aber nur sagen, dass das Schwachsinn ist. Jede Frau ist wunderschön und es soll nur ein Mann kommen und das Gegenteil behaupten. Ich bin da, ich verhauen ihn sofort. Diese Männer sind wirklich von Grund auf hässlich, nicht nur äußerlich sondern genauso im Inneren. Da sollen die sich erstmal eine vernünftige Frau suchen.

Joshua lacht. ,,Mir gefällt es, dass du dir selber gefällst. Das zeigt, dass du eine starke Frau bist und ich mag starke Frauen." Ich nicke wieder. Was soll ich darauf antworten? Jetzt hat er mir seine Vorlieben ausgebreitet. Und jetzt? ,,Glaubst du, du kannst den Typen jemals vergessen?" , kommt eine unerwartete Frage. Gott, wieso fängt er damit an? Ich rücke von ihm weg.

,,Das geht dich gar nichts an", entgegne ich wie selbstverständlich. Wieso denkt er denn, dass ich überhaupt irgendwann mit ihm über Dave reden möchte? Dave geht ihn nichts an und noch weniger meine Gefühle zu ihm. Joshua sieht mich jetzt trauriger an.

,,Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht verärgern. Mein Wunsch ist einfach nur, dass du irgendwann einen Platz für mich in deinem Herzen findest." Ich bin etwas überrumpelt. ,,Ich muss dir nämlich sagen, dass ich mich in dich verliebt habe. Ich glaube, das wird sich auch nicht so schnell ändern." Oh, und das überrumpelt mich jetzt noch mehr. Ich sehe ihn wie bekloppt an und bekomme nur ein Wort raus. ,,Äh..." Das wars und er tut mir so unendlich leid, weil ich weiß, wie sehr eine Abfuhr wehtut. Ich fasse mir ein Herz und fange an. ,,Joshua, ich..." Er lässt mich aber nicht ausreden und küsst mich einfach. Verdammt und das überrumpelt mich noch viel mehr.

I'm Yours.Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang