,,Na Telepathie."

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Ich niese.

Ich putze meine Nase. 

Ich huste.

Ich übergebe mich.

Wonach könnte das klingen? Genau. Ich habe eine fette Grippe. Wie konnte das passieren? Kate sitzt vor mir auf dem Bett und redet auf mich ein. 

,,Ich habe schon in deiner Schule angerufen. Du bleibst zu Hause und ich kümmere mich um dich." Ich rolle meine Augen. 

,,Nein. Finn wird dich umbringen, wenn du wieder nicht kommst", erinnere ich sie in der Hoffnung, dass sie mich alleine lässt. Sie lacht. 

,,Finn ist nicht da. Er ist ein Mal in seinem Leben mitgeflogen", erklärt sie ganz stolz. 

,,Das heißt nicht, dass er nichts mitbekommt. Geh arbeiten. Ich kümmere mich um mich selber."

,,Das machst du nicht", rügt Kate mich und ich weiß nicht mehr, was ich machen soll. Sie wird sich doch nicht davon abbringen lassen. ,,Oder!", ruft sie plötzlich und stürmt aus dem Zimmer. 

-

Ich sehe Rick verarscht an. Er grinst und steht mit ein paar Filmen und Chips vor mir. ,,Ich dachte, es sei eine gute Idee", meint er einfach und geht an mir vorbei in die Wohnung. 

,,Ich habe keinen Liebeskummer." Rick lacht. 

,,Natürlich nicht, aber lassen wir das. Heute kümmere ich mich um dich. Kate hat keinen Hehl daraus gemacht, was sie mit mir macht, wenn ich meine Aufgabe nicht ernst nehme." Ich atme weit aus und lasse mich aufs Sofa plumpsen. 

,,Na gut." Ich gebe mich geschlagen. Rick setzt sich vorsichtig zu mir. 

,,Dich muss es wohl ziemlich erwischt haben. Hast du Fieber?" Er fühlt meine Stirn. ,,Du fühlst dich sehr heiß an." Ich lache. 

,,Natürlich tue ich das." Rick zieht mich an sich. 

,,Da ist sie ja wieder. Ich mache Baymax rein!" Wir schauen also den ganzen Vormittag Baymax, essen Chips, fühle mich so ungesund wie nie und das nicht wegen der Grippe. Ich habe Rick die letzten Tage wirklich vermisst. Ich merke halt erst dann, dass er mir fehlt, wenn er bei mir ist. Dementsprechend liege ich bei ihm und wir schauen beide gebannt den Film an. Ich schlafe wohl ein. Das bemerke ich, als ich wieder aufwache, eine Decke hält mich warm-noch wärmer, als mir sowieso ist, aber ohne sie ist mir kalt. Ich fröstle ein wenig und mache meine Augen auf. 

,,Aufgewacht?" Rick kommt zu mir und setzt sich. 

,,Wieso hast du mich nicht geweckt?", frage ich, kenne die Antwort aber schon. Er zuckt seine Schultern. 

,,Weil du so friedlich geschlafen hast. Außerdem sieht es nicht gut aus. Du solltest zum Arzt." Ich schüttle meinen Kopf. 

,,Du weißt, dass ich da nicht hingehe." Er nickt. 

,,Du weißt, dass Fieber nicht einfach verschwindet", belehrt er mich und ich schließe wieder meine Augen. 

,,Es ist immer weggegangen. Dann wird es das jetzt auch." Rick streicht mir über meine Stirn. 

,,Ach Jess, mit dir ist es doch immer das Selbe."

,,Musst du nicht arbeiten?", frage ich, um vom Thema abzulenken. Rick spielt mit. 

,,Nö." Mehr sagt er nicht und geht wieder in die Küche. Dort höre ich das Rauschen des Wasserhahns. Dann kommt er mit einem feuchten Handtuch wieder. Dieses legt er mir auf meine Stirn und ich sehe ihn belustigt an. 

,,Spielst du heute meine persönliche Krankenschwester?", frage ich und lache ein wenig. Rick grinst mich an, legt sich zu mir, nimmt mich in den Arm und sagt ganz stolz: ,,Ja!" Man sollte meinen, es wär unmöglich den ganzen Tag nur fern zu sehen, aber es ist möglich. Wir schauen uns die unmöglichsten Serien an und sprechen sogar einiges nach. Das meiste kennt man auch schon. 

,,Weißt du noch, was wir ganz am Anfang gemacht haben? Immer wenn du mal Krank geworden bist?", fragt mich Rick mittendrin. Ich muss nachdenken und fange an zu lachen. 

,,Wir haben versucht dem anderen die Krankheit zu telepathieren." Diese Erinnerung ist einfach total bescheuert. Wir waren ja nicht klein oder so. Das war einfach eine Idee von Rick gewesen, als ich krank war. Er wollte es mir leichter machen, indem er ein Stück von meiner Krankheit bekommt. Rick setzt sich mir gegenüber, zieht mich hoch, legt das nasse Tuch auf meine Haare womit ich total bescheuert aussehe und sieht mich an. Ich lache und ein kleines Lächeln huscht auch ihm über die Lippen. 

,,Gib mir deine Hände." Ich mache zögerlich was er von mir will. Es ist zum totlachen. Er ist wirklich der einzige, den ich in dieser Zeit gerne bei mir habe. Wir halten uns an den Händen, schließen unsere Augen und konzentrieren uns voll und ganz auf den Anderen. Es kann sein, dass ich mir das einbilde oder es einfach nur reine Kopfsache ist, aber dadurch geht es mir immer besser. Wenn auch nur gefühlt. Ich fixiere meine Gedanken auf Rick und atme tief ein und aus. Kurz schiele ich zu ihm rüber, muss aber lachen, als er auch guckt und schließe sofort meine Augen. 

,,Du musst dich konzentrieren. Ist doch klar, dass es nicht funktioniert", meckert Rick und ich muss lachen, denn er hat ja genau das Selbe gemacht.

,,Ja ja", beschwichtige ich ihn und bin voll da. Einige Sekunden später hören wir das Schloss aufgehen. Rick rührt sich nicht. Jemand kommt rein und bleibt stehen. 

,,Was macht ihr da?", fragt Kate verblüfft. Ich muss grinsen und wir sehen sie beide an. 

,,Na Telepathie", beantworte ich ihre Frage. Sie lacht. 

,,Was? Wofür?"

,,Um es ihr leichter zu machen", erwidert Rick. Ich grinse sie an und Kate geht lachend in die Küche. 

,,Ihr seid doch bescheuert. Wieso habe ich euch alleine gelassen?", ruft sie noch und wir lachen. Nach einer Standpauke, dass ich nicht Duschen darf, geht Rick. 

,,Ruf mich an, wenn etwas ist. Versprich es mir." Ich nicke eifrig. 

,,Jaha, du wirst der Erste sein", verspreche ich. 

,,Das hoffe ich. Ach komm her." Er nimmt mich in den Arm und zerdrückt mich. Ich muss lachen. 

,,Willst du mich platt drücken und mitnehmen? Wenn das dein Plan ist, dann könnte das jetzt klappen." Rick lacht und sieht mich an. 

,,Ich bin immer da, wenn du mich brauchst." Ich nicke weiter. 

,,Ich weiß. Geh jetzt. Du kommst zu spät." Er wollte noch zu Bella. Sie veranstaltet eine Party mitten in der Woche. Ich bin ein wenig froh, dass ich nicht hin kann. Ich habe gerade wenig Lust aufs Feiern. 

,,Das juckt doch niemanden, aber gut. Gute Besserung, Jess." Er drückt mich noch schnell und geht. Ich schließe die Tür und schmeiße mich ins Bett. Kate ist sofort bei mir. 

,,Das ist bestimmt wegen deinem Fenster. Ich kümmere mich jetzt drum. So kann das nicht gehen." Sie setzt sich zu mir und fühlt meine Stirn. Ihre eigene runzelt sie. 

,,Sie fühlt sich sehr heiß an, Jess. Geh morgen unbedingt zum Arzt." Ich atme weit aus. Das muss ich wohl, um eine Bescheinigung zu bekommen. ,,Jess?"

,,Ja ja, stress nicht so Mama. Warst du bei Gina?", frage ich und fühle mich schlecht, weil ich nicht da war. Natürlich darf ich nicht, aber ich muss es ihr erklären. 

,,Ja, sie versteht es. Heute hat sie sogar gelächelt und noch ein wenig Laufen geübt." Ich lächle. 

,,Das wird wieder." Ich bin so müde und höre Kate nur halb zu. Sie deckt mich irgendwann zu. Mein Handy klingelt ganz weit weg, das stört mich aber nicht. Ich brauche es nicht. Nicht in diesem Moment.

I'm Yours.Where stories live. Discover now