Eine Weile bleibe ich.

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Ich kontrolliere meinen Atem und schaue nicht hoch. Ich weiß was mich erwartet. Dave. Daves Blick. Ich muss gestehen, Daves Berührung macht es nicht leichter. Mein Bauch kribbelt und Dave streicht mir sanft über die Wange. Die Zipfel an seinem Hemd habe ich in meinen Händen, die ich zu Fäusten geballt habe. Seine andere Hand fährt meinen Arm entlang. Das bereitet mir eine Gänsehaut und ich schließe meine Augen. 

,,Jess", flüstert er und kommt näher. Ich mache meine Augen wieder auf und schaue ihn an. Seine Augen sind so klar und endlich wieder so, wie ich Dave kenne. Dieser Dave versucht nicht mir weh zu tun. Er verletzt mich nicht mit seinen Worten, wie er es die letzten Monate gemacht hat. ,,Ich frage mich...", fängt er leise an und unsere Blicke treffen sich. ,,Wieso, hast du dich..." Er atmet verlegen ein und aus. Ich muss schmunzeln. ,,... in mich verliebt?" Gute Frage, aber will ich diese Antwort wirklich dem betrunkenen Dave geben? Ich lächle. 

,,Dave, ich würde dir gerne darauf antworten. Glaub mir, aber du wirst es morgen wieder vergessen haben." Er schüttelt übertrieben seinen Kopf. 

,,Nein." Ich nicke. 

,,Doch. Das wirst du. Geh jetzt schlafen." Ich ziehe ihn mit mir und lasse ihn los, als wir am Bett sind. Er legt sich hinein und ich setze mich daneben. Dabei streiche ich über seine Haare. 

,,Ich wollte dich nie verletzen", murmelt er schlaftrunken und nimmt meine Hand, um sie fest in seinen zu halten. Diese Worte zerreißen mir mein Herz in kleine Einzelstücke, denn wie gerne würde ich sie von dem nüchternen Dave hören. Es tut weh... 

,,Ich weiß", flüstere ich leise und höre sein rhythmisches Atmen. Eine Weile bleibe ich. Als ich mir sicher bin, dass Dave vollkommen in seinen Träumen versunken ist, mache ich das Licht aus und schließe seine Tür. 

-

Es ist mitten in der Nacht und es tut gut spazieren zu gehen. Ich bin jetzt einfach noch mehr verwirrt. Dave ist unmöglich. Ruft er mich wirklich mitten in der Nacht an und das noch betrunken. Ich hoffe einfach, er kann sich morgen an nichts mehr erinnern. 

Ein Schatten bekommt meine Aufmerksamkeit, als ich auf meinen Weg schaue. Oh nein, nicht schon wieder. Vielleicht sollte ich wieder zu Dave... Nein. Er schläft und ich will ihn nicht wecken. Geschweige denn macht er doch bestimmt nicht die Tür auf, wenn ich wie eine verrückte klopfe und klingle. Mein Hals ist trocken und ich habe Angst weiterzugehen, aber ich gehe. Noch sehe ich ja nichts. Nur ein Schatten war da, den ich mir auch eingebildet haben könnte. Wer weiß? Kaum bin ich an der Stelle bleibt mein Herz stehen, weil ich mir sicher bin, da steht der Typ. Ich atme so weit aus wie noch nie, als es leer ist. Die Erleichterung macht sich breit und ich gehe schneller. Meine Schritte hören sich bedrohlich schnell an, aber nur weil ich Angst habe, dass jemand da ist. Es ist so laut. Zu Laut. 

Auf einmal wird mein Atem immer flacher und mein Schritt langsamer. Das sind nicht meine Schritte. Ein Hund bellt. Es ist weit weg. Die Schritte nicht. Er ist direkt hinter mir. 

Schön, jetzt muss ich mich meiner Angst stellen. Es musste soweit kommen. Ich drehe mich unangekündigt um und erstarre. 

Niemand. 

Ich bin alleine. Bin ich paranoid? Schnell schaue ich wieder nach vorne, da ist auch niemand. Mein Herz schlägt schneller. Was soll das bedeuten? Halluziniere ich? 

Schnell gehe ich weiter und schaue nicht mehr nach links und rechts. Oh Gott, ich sollte in der Nacht nicht raus gehen. Plötzlich kommt jemand aus einer Gasse und ich schreie auf. Er lacht und kommt zu mir. 

,,Was ist denn los?", fragt Joshua. Wo kommt er denn jetzt her? Ich sterbe vor Angst und er kommt wer weiß von wo. 

,,Was machst du hier?", fahre ich ihn an. 

I'm Yours.Where stories live. Discover now