,,Gina! Jess! Essen!"

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,,Jess, komm her!", ruft mich Papa, als ich wieder runter gehe. Gefunden?! Ich renne schnell hin, aber sehe nur einen Monitor und eine Krankenschwester.

,,Das sind die Videoaufnahmen. Wir haben den Ausgang beobachtet und das hier gefunden." Ich sehe genau hin, sehe zunächst nichts, aber dann...

Gina rollt alleine raus. 

Mama schlägt die Hände vor ihren Mund und fängt an zu weinen, Papa beruhigt sie. 

,,Kannst du nochmal zurück spulen?", frage ich ruhig. Dave beobachtet meine Reaktion, die aber nichts verrät. In mir ist das totale Chaos und wenn ich ehrlich bin, würde ich mich gerne wie Mama einfach hysterisch auf den Weg machen wollen, aber das bringt nichts. Es kann sehr viele Gründe haben, wieso sie hier raus ist. Vielleicht wollte sie alleine Spazieren. Vielleicht kommt sie gleich wieder, aber das sind nur Vermutungen und um sie zu suchen, brauchen alle einen klaren Kopf. 

Auf den Aufnahmen sieht man nur, wie sie raus fährt und das überraschend gut. Wo sollen wir anfangen? 

,,Also weit kann sie nicht sein. Die Aufnahmen wurden vor einer halben Stunde gemacht." Wieso sie niemand bemerkt hat, ist eine andere Frage, aber gut. Ich will nichts totdenken. ,,Wir müssen uns wieder aufteilen", beende ich meine Überlegungen.  

Dave verliert keine Zeit und telefoniert all seine Leute ab. Papa konnte derweil Mama etwas beruhigen. Na immerhin so wie man eine Mutter beruhigen kann, die ihr Kind gerade verloren hat. 

,,Es sind alle eingeschaltet und suchen. Ich habe deine Bilder von ihr rumgeschickt. Wenn was ist, melden die sich augenblicklich." Dave ist wieder bei mir und fummelt noch an seinem Handy herum. Er hat sämtliche Suchtrupps und die Polizei losgeschickt, aber ich kann nicht einfach hier bleiben. Ich gehe zu Papa und Mama. Die beiden stehen auf und sehen mich an. 

,,Habt ihr etwas gehört?", fragt Mama und nimmt meine Hand. Ich lächle aufmunternd. 

,,Es wird nach ihr gesucht. Vielleicht kommt sie auch gleich wieder. Ihr solltet hier bleiben, falls das wirklich der Fall ist. Ich werde mitgehen", informiere ich die Beiden. Papa schüttelt seinen Kopf. 

,,Bleib du mit deiner Mutter hier. Ich gehe", widerspricht er mir. Ich sehe ihn ernst an. 

,,Nein." Papa wirkt überrascht, aber dann wieder auch nicht. Immerhin hat er uns so gut wie er konnte erzogen und er weiß, dass dieser Starrsinn von ihm kommt. ,,Bis später", verabschiede ich mich, drücke Mama und gehe. Wo soll ich anfangen? Wo soll ich hingehen? Was wenn ich komplett falsch gehe? Ich muss einfach mein Gefühl bestimmen lassen. 

,,Jess!" Ich bleibe stehen und sehe Dave hinter mir an, der auf mich zukommt. ,,Wo willst du hin?", fragt er und bleibt genau vor mir stehen. Ich lache und zucke übertrieben meine Schultern. 

,,Weiß nicht. Vielleicht meine Schwester suchen?", antworte ich wie selbstverständlich. Er nimmt meine Hand. 

,,Wo willst du anfangen? Das ist doch kompletter Schwachsinn, Jess. Du gehst jetzt blindlings irgendwohin. Das bringt nichts", erklärt er und ich kann ihn nicht verstehen. 

,,Und was soll ich deiner Meinung nach machen? Dave, ich kann nicht einfach nur rumstehen und darauf warten, dass du einen Anruf bekommst. Mir fällt die Decke auf den Kopf. Lass mich einfach nach ihr suchen. Was soll mir schon passieren?" Ich sehe ihn verzweifelt an. Dave sieht mir ruhig in die Augen und seine Nähe beruhigt mich total. Was würde ich nur ohne ihn machen? 

,,Na gut. Ich komme aber mit dir", beschließt er und ich nicke. 

,,Okay." 

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