Ich fange neu an.

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,,Sorry, ich war gestern verhindert. Verzeihst du mir?" Joshua bleibt vor mir stehen und lächelt. Ich verschränke meine Arme vor meine Brust. 

,,Ich war sogar überaus froh darüber", gestehe ich, was mir nicht einmal leid tut, denn er nervt mich so krass hart. Damals als Dave mich nicht in Ruhe gelassen hatte, da war es eher... es hatte was aufregendes. Bei Joshua nervt es mich, denn... er gleicht einem zu groß gewachsenem Jungen. Trotzdem fasst dieser Junge meine Arme und zwingt mich zum stehen bleiben. 

,,Jess, ich will nur eine einzige Chance. Seit Wochen renne ich dir hinterher. Lass es uns nur ein Mal versuchen und wenn es dir nicht gefällt, lasse ich dich in Ruhe", verspricht er mir. Habe nur ich ein Dejavu? Ich sage nichts und gehe an ihm vorbei. Er geht hinter mir her. Das hatte ich schon und ich will es nicht mehr. In mir ist es leer, wenn ich noch ein wenig abgebe. ,,Hey, gib mir doch eine Antwort."

,,Nein. Das ist meine Antwort", entgegne ich hart.

,,Ich habe einen Kurs gemacht, damit ich Frauen besser verstehe und dort wurde gesagt, Frauen sagen immer das Gegenteilige von dem, was sie sagen. Daher nehme ich dein Nein, als Ja. Ich hole dich heute ab. Bis später." Ich will etwas sagen, da ist er so schnell weg, wie er immer da ist. Das gibt es doch nicht! 

Ich habe das Gefühl, mich nimmt niemand mehr ernst. Weder Dave noch dieser Joshua. Wenn ich es doch Mama erzählen könnte oder Gina, aber Gina würden meine Luxusprobleme wie sie es bei Mama nennt nur mehr Kummer breiten, da sie diese Probleme gerne hätte und Mama hat genug mit sich und Gina zu tun. Ich will auch niemanden damit volllabern. Ich muss es selber klären und damit fertig werden. 

Dabei frage ich mich, wie ich über solch nebensächliche Dinge denken kann. Es gibt so viel wichtigeres. Joshua halte ich diesen Abend aus, Dave ist aus meinen Gedanken ausgelöscht, so wie er es mit mir gemacht hat. So kläre ich jetzt meine Sachen. Es nützt nichts sich runterziehen zu lassen. Mich selber zu bemitleiden fällt auch nicht in meine Lieblingsbeschäftigung. Ich muss einfach mehr mit meinen Freunden machen, mich um Gina kümmern. Das muss meine oberste Priorität sein und dazu mache ich es. Ich werde die alte Jess, die nichts aus der Fassung bringt und erst recht kein Mann. So!

-

Meinen Körper ziert ein rotes, weites Kleid. Es fällt weich und hat keine Spur von betonter Figur. Es ist ein Kleid für brave, schicke Mädchen. Oben ist es um den Hals geschlungen und sieht aus wie eine angenähte Kette. Dazu trage ich hohe Schuhe. Es stört mich, aber vielleicht wird meine krumme Gangart ihn dazu bringen das Treffen von sich aus zu beenden. 

Mein Plan ist ganz simpel. Ich bleibe so lange, bis er hat, was er wollte und mich nicht mehr belästigt. Mich nervt das hinterherlaufen wie ein kleines Hündchen. So einen Typen hatte ich schon und das brauche ich kein zweites Mal. 

Schön wäre, wenn dieser Mann mir nicht das Gefühl gegeben hätte, ich wäre vollkommen Krank geworden. Es kann sogar sein, dass er Recht hat. Damit ist aber Schluss. Ich fange neu an, ohne einen Gedanken an ihn. Es wird, wie ein schlechter Traum, einfach nach ganz hinten geschoben. Morgen räume ich mein Zimmer auf und stelle es um. Eine Veränderung im Zimmer ist auch nicht verkehrt und es ist Samstag. Dann habe ich genug Zeit. 

Nach dem Klingeln öffne ich die Tür und Joshua sieht mich an. Sein Lächeln ist breiter als sonst schon, als er sieht, dass ich mich tatsächlich fertig gemacht habe. Ein wenig bin ich stolz darauf, dass ich noch jemanden Überraschen konnte. 

,,Du sieht hammer aus." Ich schüttle leicht meinen Kopf. 

,,Danke, ich weiß." Ich schließe die Tür hinter mir und warte, bis Joshua sich in Bewegung setzt. Er trägt einen schwarzen Anzug mit weißem Hemd und Krawatte. Klassisch. ,,Wollen wir noch länger hier bleiben, damit du mich begaffen kannst?", frage ich, denn sein Blick weicht einfach nicht von mir.  Joshua lacht, als hätte ich einen Witz gerissen, dabei war es wirklich Ernst gemeint. 

I'm Yours.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt