Wie nett.

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Mit Kate habe ich heute noch nicht gesprochen. Die Mädchen sind weg und Dave kommt zu mir ins Bett. Ich habe Mama angerufen und ihr gesagt ich sei krank. Das kann es doch nicht sein, dass ich meine Mutter schon anlügen muss, damit sie sich keine Sorgen macht. 

,,Wieso schläfst du noch nicht?" Dave legt sich zu mir und zieht mich an sich. Ich schmiege mich an seine Brust und fühle mich sicher in seinen Armen. 

,,Ich denke darüber nach, dass Kate heute gar nicht da war. Das muss sie natürlich nicht, aber das ist untypisch für sie." Dave gibt mir einen Kuss auf die Stirn. 

,,Kate ist heute gar nicht da. Sie hat sich spontan frei genommen", informiert er mich und ich sehe ihn irritiert an. 

,,Wieso habe ich das nicht mitbekommen?" Er lacht leise. 

,,Du hast genug worum du dich kümmern musst, Jess. Da bekommst du nicht zwangsläufig alles mit. Ich bin mir sicher, sie war mit Tyler weg. Mach dir keine Sorgen. Sie ist erwachsen", versucht Dave die Situation schön zu reden. Ich atme weit aus und lege mich wieder normal hin. 

,,Aber sie ist so sensibel. Vielleicht ist irgendwas passiert." Dave drückt mich fester an sich. 

,,Jess, bitte mach dir keinen Kopf. Für heute hast du dir deinen Diesen genug zerbrochen." Dave hat ja recht, aber das andere kann ich wirklich nicht einfach ignorieren. 

,,Nur eins noch." Ich merke schon, dass es Dave nicht wirklich glücklich stimmt, dass ich nicht einfach ruhig bleiben kann, aber damit muss er jetzt zurecht kommen. ,,Woher kennst du Louisa?" Das frage ich mich schon seit längerem und heute frage ich mich das noch viel mehr. Dave atmet weit aus und denkt wohl darüber nach, was er erzählen soll. 

,,Louisa und ich sind zusammen aufgewachsen. Unsere Eltern waren sehr gut befreundet. Das heißt wir waren automatisch jeden Tag zusammen. Jedes Fest, jeden Abend, immer wenn die Väter sich trafen...Sie ist immer mitgekommen, weil sie niemand anderen hatte. Es war auch alles gut. Als wir älter wurden, bin ich meinen Weg gegangen. Wenn ich zu Hause war, haben mir meine Eltern von ihr erzählt, wie sie dauernd nach mir fragt und eine Zeit lang hatte sie den Gedanken die Schule zu wechseln und mir zu folgen.

Als wir älter wurden und uns wiedersahen, war sie schon sehr komisch. Ich wusste, ich musste mich von ihr distanzieren. Unsere Eltern haben natürlich versucht, dass wir mehr Zeit miteinander verbringen. Es gibt nichts schöneres, als eine Ehe zwischen zwei Leuten dessen Eltern sich super verstehen. Sie war der festen Überzeugung, dass es auch genau so kommt, aber sobald ich gemerkt habe, dass sie viel mehr möchte, war ich weg. Wir haben uns auch nicht wiedergesehen bis ihre Eltern mich vor Monaten darum gebeten haben etwas mit ihr zu machen, weil sie nur zu Hause rumsitzt. Weil ich so ein großzügiger Mensch bin, andere würden das nicht als eine Gentlemen volle Geste bezeichnen, aber sie muss von mir nicht erwarten, dass ich ihr mit ihrem Bildungsabschluss eine hohe Stelle anbiete, hat sie diese Stelle bekommen." Ich verstehe es, aber was hat sie veranlasst nur an Dave zu hängen? 

,,Sie war die ganzen Jahre über in dich verliebt. Wieso? Hat sie nie jemanden kennen gelernt?" Dave zuckt seine Schultern. 

,,Ich weiß es nicht. Ich war viel unterwegs. Vielleicht hat sie sich einfach immer auf ihre Eltern verlassen. Die hatten ein sehr großes Interesse daran, dass wir zusammen kommen." Ach Gott, welch komische Familie. 

,,Das hört sich alles sehr verstörend an." Dave lacht ein wenig . 

,,Das ist es auch", stimmt er mir zu und küsst mich auf meine Stirn. Ich lege mein Kinn auf seine Brust. 

,,Wieso hast du mir nicht von der Neuen erzählt?" Jetzt lacht Dave etwas mehr und ich kann es auch irgendwie nachvollziehen. Diese Frage kam sehr unerwartet. 

,,Von Chloe? Da gibt es nichts zu erzählen. Eine ist gegangen, eine nächste wird eingestellt. Du weißt wie das hier läuft", antwortet er wie selbstverständlich. Ich nicke und sehe dennoch skeptisch aus. 

,,Sie scheint oft in deinem Büro zu sein", erinnere ich ihn weiter, nicht dass er nicht wissen würde, was so in seinem Büro passiert. Dave muss die ganze Zeit über Grinsen. 

,,Sie war sehr oft in meinem Büro. Ich bin ein sehr attraktiver Chef. Da ist es nicht unüblich, dass sich meine Angestellten zu mir hingezogen fühlen." Ich sehe ihn mit zusammen gekniffenden Augen an. 

,,Pass auf, mein Lieber, ich habe sehr viele Augen in diesem Haus." Dave dreht das Spiel um und drückt mich leicht aufs Bett. Seine Nasenspitze berührt meine leicht. 

,,Werden Sie etwas eifersüchtig, Miss Pink?", haucht er und lächelt. Ich versuche wegzusehen, was mir aber nicht gelingt. 

,,Das ist vollkommener Quatsch." Daves Hand fasst unter mein Shirt und ich quicke ein Mal auf, als mich das unerwartet trifft. Dave lacht etwas. 

,,Das glaube ich dir irgendwie nicht." Ich sehe ihm ertappt in die Augen. 

,,Vielleicht ein wenig", erwidere ich leise. Was eine Schande. Ich will nicht eifersüchtig sein. 

,,Was wenn ich dir sage, dass du absolut keinen Grund dazu hast?" Ich muss lächeln. 

,,Dann glaube ich dir das", murmle ich. 

,,Gut." Dave küsst mich und bringt mich dazu alles und jeden zu vergessen. 

-

Am Besten ich wär, so wie es Dave gesagt hat, einfach zu Hause geblieben. Einige Kunden erkennen mich. Die Presse hat super Arbeit geleistet. Was eine Schlagzeile. 

Wen hat Dave Stark da aufgesammelt?

Seit Wochen war es still um die Beziehung zwischen Jessica Pink und dem Milliarden Schweren Dave Stark geworden. Hat sie diese Ruhe nicht ausgehalten? Gestern tauchte ein Video auf, das Jessica Pink völlig unbekleidet im Bad zeigte. Will sie um jeden Preis ins Fernsehen kommen? Fest steht: Ohne Dave Stark würde niemand die gewöhnliche Auszubildende kennen. Ob sie es so schafft berühmt zu werden ist fraglich. Ihrem Schatz werden diese Bilder sicherlich nicht gefallen. Lisbeth Schwager kann sich freuen. Es ist doch nicht so friedlich im Paradies wie alle dachten.

Was ein Müll. Ich hätte es erst gar nicht lesen sollen. Das Bild ziert nicht das Titelbild, aber es ist drin. Man erkennt mich darauf sehr schlecht, aber ich weiß, dass ich es bin. Elena, Maria und Mila versuchen sich nichts anmerken zu lassen, aber die Drei täuschen mich nicht. Als die Tür wieder läutet und jemand rein kommt, sind wir alle überrascht, als wir unseren Chef sehen. Linus Bilanz mit seinem Sohn, Patrick. 

,,Guten Tag, Mädels. Jessica, kann ich mit dir sprechen?", fragt mich der Chef. Ach scheiße. Ich nicke und Elena sieht mich aufmunternd an. Maria eher ernst, aber ich hoffe das galt Patrick. Solch einen ernsten Blick muss ich jetzt nicht haben. Wir gehen in sein Büro, das er nie nutzt und einfach nur hier rumsteht, damit es halt rumstehen kann. Es wirkt sehr bedrohlich wie Patrick da so neben ihm Platz nimmt. 

,,Jessica, ich glaube Sie wissen wieso ich mit Ihnen reden will." Ich kann es mir denken, also nicke ich noch einmal. ,,Das war sicherlich ein versehen und ich verurteile sie in keiner Weise. Um diesen Laden wurde vorher nicht so viel Wirbel gemacht. Wenn ich so sagen darf, vor dem Haus verstecken sich viele Journalisten, die nur darauf warten, dass Sie raus gehen." Ich nicke wieder und ich habe das Gefühl, ich kann nur noch nicken, nicken und noch mehr nicken. Ach Gott, ich habe doch meine Zunge nicht verschluckt. 

,,Ich weiß, dass das sehr unangenehm sein muss. Mir ist das mehr als nur unangenehm. Ich wusste nichts von all dem. Von nichts. Das hat mich mehr überrascht, als die Welt da draußen. Dass Sie das jetzt auch gesehen haben, nun, das macht es nicht besser, ehrlich gesagt. Es tut mir einfach leid. Es stimmt einfach gar nichts was geschrieben wird, glauben Sie mir das",beteuere ich. Linus beruhigt mich ein wenig. 

,,Das weiß ich. Sie kamen mir nie abgehoben vor. Das dulde ich auch nicht in meinem Salon. Trotzdem muss ich daraus meine Konsequenzen ziehen. Solche Schlagzeilen machen mir das Geschäft kaputt. Die Kunden fühlen sich unwohl. Das verstehen Sie doch sicher, Jessica. Ich muss sie aus meinem Betrieb entlassen." Wie nett. Entlassen. Netter wurde ich noch nie gefeuert.

I'm Yours.Tahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon