,,Du gehst zu weit, Jess!"

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Ich klingle und Kate öffnet die Tür. Ihre Augen leuchten. ,,Hey! Was machst du denn hier?" Ich lächle. Sie zieht mich ins Haus. ,,Ich muss einfach mal mit Dave reden", antworte ich und sie klatscht in ihre Hände. 

,,Das ist eine gute Idee. Er sitzt bloß in seinem Büro ohne das irgendwer kommt, aber jetzt hat er ja wenigstens eine Besucherin. Die Beste, die man haben kann", schwärmt Kate, dabei will ich einfach nur hoch. 

,,Ich hoffe." Ich gehe bis zum dritten Stock. Meine Sorge ist Camile, die meine Pläne zunichte machen könnte. Ob sie mich mit meiner braunen Mähne wiedererkennt? Natürlich. Ich habe ja jetzt keine radikale Veränderung gemacht. Sie müsste mich schon wirklich gar nicht beachtet haben, um mich zu vergessen und da ich selber weiß, was ein Quatsch das ist, hoffe ich nicht auf ein glückliches Ende. Vielleicht ist das auch ganz gut. Dann muss ich da nicht rein. Ich bin ein wenig nervös. Ich muss mich zusammenreißen! Nichts anmerken lassen. Dann klappt das schon. Wenn er heute noch nicht bereit ist, dann komme ich halt jeden Tag vorbei. 

Meine Sorgen sind unbegründet. Camile sitzt nicht an ihrem Platz. Sie hat wohl einer ihrer hundert Cafe Pausen. Dann komme ich ja ganz leicht ins Büro. Ich klopfe. Erst kommt nichts, dann ein lautes ,,Ja."  Er hat wohl nicht mit Besuch gerechnet. Ich schlüpfe rein. Dave sitzt mit dem Stuhl in der Richtung seines Panoramafensters. Er bewegt sich nicht im Stuhl, ich stehe da. 

,,Ich rede nicht mit dir über Carl, Jessica. Das ist beschlossene Sache", fängt er direkt an und dreht sich um. Sitzt er wirklich die ganze Zeit so da und schaut aus dem Fenster? Ich zucke mit meinen Schultern. 

,,Ich wollte auch nicht über Carl reden." Seine Miene ist hart und macht keinerlei Zuckungen. Also froh ist er mal nicht. Dass es nicht einfach wird, wusste ich ja. Aber wo soll ich da anfangen? Ich atme weit ein. ,,Ich habe über gestern nachgedacht..."

,,Da gibt es nichts mehr nachzudenken." Er steht schnell auf und kommt auf mich zu. ,,Es ist alles gesagt was gesagt werden musste. Du hattest immer schon den Drang dazu alles zu überdenken. Hier ist es nicht nötig. Es ist so wie es gesagt wurde. Zwischen den Zeilen gibt es nichts zu lesen." Er geht an mir vorbei und öffnet die Tür hinter mir. ,,Ich bitte dich, das Büro zu verlassen." Ich drehe mich zu ihm um und denke nicht daran durch diese Tür zu gehen. 

,,Du hast meine Bitte gestern auch ausgeschlagen. Wie kommst du darauf, dass ich dir deine erfülle?" Wir sehen uns widerstandslos an. 

,,Jessica, ich versuche es im Guten zu beenden. Wir wollen beide nicht, dass es hässlich endet." Ich lache. 

,,Ich will nichts hässlich enden lassen, weil das hier nicht endet. Du kannst mich rausschmeißen, ich werde nicht gehen. Du kannst mir Dinge an den Kopf werfen, ich nehme sie nicht an. Ich weiß, dass ich dich mehr als nur verletzt habe. Das will ich ja nicht einmal verharmlosen. Trotzdem lasse ich dich nicht einfach gehen, damit du dir eine andere bescheuerte Frau anlachst, weil du mit ihr nicht glücklich werden kannst", bleibe ich stur und erzähle ihm von meinen Plänen. Er scheint nicht damit einverstanden. Dave knallt die Tür zu und stellt sich vor mich. 

,,Ich liebe dich nicht, Jessica. Hast du das vergessen oder hast du dir in deiner Welt etwas anderes eingeredet?" Autsch. ,,Mit dir werde ich noch unglücklicher als mit einer anderen Frau, die mir nicht dauernd das Messer ins..." Er hört auf zu reden, ich darf aber nicht nachgeben. Ich muss weiter bohren. 

,,Das Messer was? Ins Herz rammt? Wenn du mich nicht liebst wieso tut es dann so weh?" Dave schüttelt seinen Kopf und lacht, sieht mich aber nicht an. ,,Ich verstehe nicht wie ich dir so sehr wehtun konnte, wenn du mich kein Stück liebst. Ich habe dich so unglaublich tief getroffen, weil ich genau den Punkt getroffen habe, der dein schwächster Punkt ist. Du brauchst es nicht zu leugnen, weil ich es weiß. Jeder weiß es und du weißt es auch, aber du willst es einfach nicht sagen, weil du dich verraten fühlst. Nicht nur von mir, von der ganzen Welt. Aber wieso hast du mir das nicht einfach gesagt? Wieso hast du so lange gewartet?!", werde ich lauter. Er dreht sich zu mir um. 

,,Ich liebe dich nicht, Jess. Versteh es doch endlich", wird er genauso laut. Ich schüttle meinen Kopf. 

,,Das glaube ich dir nicht. Du liebst mich. Du liebst mich so wie ich die liebe. Mehr als alles andere auf dieser Welt. Sag es mir, Dave!" Ich habe Angst, dass er sich dadurch nur mehr zurück zieht. Das Risiko gehe ich aber ein, denn ich liebe ihn. Ich will nichts unversucht lassen.

,,Du verrennst dich da gewaltig in etwas", hält er mich für blöd, aber selbst an seinem Gesichtsausdruck erkennt man, dass er wie gedruckt lügt. 

,,Das mache ich nicht. Steh doch zu deinen Gefühlen!"

,,Ich liebe dich nicht." 

,,Du liebst mich." 

,,Nein, Jessica!" Wir schauen uns stur an, aber ich gebe nicht nach. 

,,Doch. Du bist nur zu feige es auszusprechen", unterstelle ich ihm. 

,,Du hast nicht das Recht zu bestimmen wen ich zu lieben habe. Du kannst nicht einfach in mein Büro marschieren und von mir eine erzwungene Liebeserklärung erwarten!", fährt er mich an, aber ich weiß, dass er nicht sauer auf mich ist. Er ist sauer, weil er es nicht gut genug verstecken kann, denn er ist verletzt.

,,Du hast nur Angst, dass es zu wirklich wird, wenn du es aussprichst", mutmaße ich und er schüttelt ungläubig seinen Kopf. 

,,Ich habe gar nichts!"

,,Dann sag es!"

,,Du gehst zu weit, Jess!"

,,Ich will es hören, Dave! Sag es!" 

,,Hör auf damit. Das führt zu nichts!" 

,,Dave, sag es!"

,,Verdammt!" Er dreht sich wütend zur Wand und schlägt mit der Faust dagegen. ,,Ja, Verdammt!" Dave dreht sich um und zieht mich grob an sich. ,,Ich liebe dich, Jess!"

I'm Yours.Onde histórias criam vida. Descubra agora