Genau meine Meinung.

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Ich gehe zu Gina, die grimmig guckt. Heute schaffe ich es nicht sie zum Lachen zu bringen. Sie hat schlechte Laune und die zeigt sie ganz offen. Ob ich meine gute Laune platzieren muss, ist fraglich. Das muss ich ihr nicht noch unter die Nase reiben. 

Ich bleibe länger als sonst, da Mama und Papa später kommen. Lange soll sie nicht alleine sein. Auch wenn es eigentlich übertrieben ist, so habe ich noch immer ein wenig Angst um sie. Das lässt sich nicht vermeiden, auch wenn ich Mama immer Mut zuspreche. Nach dem Vortrag hat Gina auch nichts mehr dazu gesagt. Solange sie sich Gedanken macht, ist es oke, auch wenn ich nicht gerne einfach rumsitze und auf Antworten warte. Irgendwann wird sie mit uns sprechen. Dann erinnern wir uns zurück und das wird in weiter Ferne liegen. 

Später gehe ich nach Hause, wo mich Kate erwartet. Als sie mich hört, schreit sie meinen Namen und hüpft auf mich zu. Ich falle ein wenig nach hinten, da sie gar nicht abbremst und sich an mich hängt. Starr bleibe ich stehen. Wieso fällt es mir bei Dave nicht schwer, bei den anderen möchte ich am liebsten schreien? Das macht gar keinen Sinn. Kate ist der liebste Mensch, den ich kenne. Trotzdem kann ich mich nicht einfach entspannen. 

,,Erzähl mir alles. Seid ihr jetzt zusammen? Wo warst du? Wo ist er? Erzähl!" Sie zieht mich aufs Sofa und ich muss lachen. 

,,Er ist arbeiten." Sie sieht mich erwartungsvoll an und ich kann mein Lächeln nicht verbergen. ,,Ich... Also, wir sind zu ihm gegangen, ich war die Nacht bei ihm und jetzt bin ich hier." Kate stupst mich an. 

,,Soll ich dir alles aus der Nase ziehen?" Ich sehe Kate rügend an. 

,,Das ist Privat!", meine ich gespielt verärgert und schaue weg. Kurz linse ich zu ihr rüber und muss lachen, weil sie mich wie ein Welpe mit ihren Kulleraugen ansieht. ,,Na gut. Ich glaube wir sind zusammen", meine ich leise. Was weiß ich? Darüber redet man doch nicht. Vor allem nicht in der ersten Nacht. Das ist doch Unsinn. Wenn ich sofort gefragt hätte, was das mit uns ist, dann wär das komisch gewesen. Außerdem fragt man sowas nicht. Das fühlt man und für mich ist ganz klar, dass es ernst ist zwischen uns. Ich kann nicht mehr aufhören zu grinsen und lege mich hin. Das ist alles so unglaublich. 

Kate und ich gucken einen Film, als es klingelt. Sie rennt an die Tür und fällt Tyler in die Arme. 

,,Hey." Sie küsst ihn kurz und zieht ihn mit sich in die Wohnung. Ich grinse und winke. Tyler kommt zu mir und setzt sich. 

,,Ehrlich gesagt, habe ich gedacht, der bleibt sitzen, so wie er geguckt hat", fängt Tyler einfach an und ich lache. Genau meine Meinung. 

,,Meine Hoffnung war auch schon geplatzt." Tyler legt seine Hand auf meinen Fuß, der auf dem Sofa liegt und ich versuche nicht hinzugucken, da ich diese Berührung mit allem spüre, was ich besitze. Langsam nervt es mich, dass selbst das mein Herz schneller schlagen lässt und das aus reiner Angst. Wieso kann ich mit Dave schlafen und mit meinen Freunden kann ich mich nicht mal Umarmen? 

,,Er hat die richtige Entscheidung getroffen. Immerhin hängst du nicht mehr wie ein kalter, nasser Schwamm herum." Ich zucke meine Schultern und sehe ihn angestrengt an. 

,,Ich war voller Lebensenergie." Er lacht und nimmt zu meiner Erleichterung seine Hand weg, um aufzustehen und mit Kate zu reden. 

Sie fragt mich, ob es Okay ist, wenn sie geht. Ich nicke. Natürlich kann sie machen was sie will. Ihre Sorge ist nur der Tatsache geschuldet, dass ich ein mal gestalkt wurde. Das war mal. Es geht wieder und niemand unbekanntes ist hinter mir her. Das sollte man feiern und nicht hinterfragen. Mein Handy klingelt. Ich sehe nicht wer anruft, es ist nur eine Nummer aufm Display. 

,,Jess Pink", melde ich mich. 

,,Guten Abend, Miss Pink." Meine Lippen verziehen sich zu einem Lächeln. 

,,Ich dachte, du arbeitest noch", frage ich Dave. Obwohl, es ist schon etwas spät. Wär ganz logisch jetzt zu Hause zu sein. 

,,Ich bin schon eine Weile zu Hause." Es entsteht eine kleine Pause, in der keiner von uns etwas sagt. Es ist schön, dass es nicht komisch ist zwischen uns, wenn niemand etwas sagt. Solange ich weiß, dass er es ist, kann ich entspannt sein. ,,Bist du zu Hause?", fragt er mich und ich nicke. Das sieht er natürlich nicht. 

,,Ja", antworte ich daher. ,,Aber wenn du hier eine Kamera aufgestellt hättest, um mich auch hier zu überwachen, hättest du gar nicht erst fragen müssen." Was rede ich denn für einen Quatsch? Wieso kann man Worte nicht zurücknehmen? So dämlich habe ich mich doch noch nie vor einem Mann verhalten. Dave lacht. 

,,Bring mich nicht auf Ideen, aber es gibt einen sehr simplen Grund für meine Frage. Ich will dich abholen." Ich stehe an einer Wand und schließe meine Augen lächelnd. 

,,Willst du das?", frage ich noch mal nach, obwohl ich genau zugehört habe. 

,,Auf jeden Fall. Zieh dir etwas schickes an. Ich bin sofort bei dir. Du musst nur deine Augen schließen und schon stehe ich vor dir." Das mache ich schon und ich bin völlig in die Vergangenheit zurück befördert. Grundschule. Erster Schwarm. Mega schüchtern. 

,,Okay", flüstere ich leise. Dave legt auf und ich renne schnell in mein Zimmer, um mir etwas anzuziehen. Ich entscheide mich recht schnell für ein schlichtes mit spitze besetztes, schwarzes Kleid. Es liegt eng an, bietet trotzdem noch Luft zum Bewegen. Ich liebe es, es ist bequem und sieht schön aus. Dazu schwarze Sneaker... oh nein, ich will Dave gefallen, also schwarze Pumps und das Outfit sitzt. 

Dave hat nicht übertrieben. Er ist schnell da und ich schlinge sofort meine Arme um seinen Hals, um ihn mit einem langen Kuss zu begrüßen. Dazu muss ich mich nicht auf Zehenspitzen stellen, denn mit den Schuhen bin ich groß genug, um ranzukommen und umfasse sein Gesicht. Seine Hände ziehen mich an sich und liegen auf meinem Rücken. Als ich ihn loslasse, strahle ich ihn an. Dave lacht. 

,,Verwöhnen Sie mich nicht, Miss Pink. In Zukunft erwarte ich so eine Begrüßung jedes Mal." Ich lache. 

,,Kein Problem." Ich lasse ihn los, stehe vor ihm und sehe ihn lächelnd an. ,,Und? Was hast du im Sinn?" Er grinst und geht ein paar Schritte nach hinten. 

,,Also zu Anfang einmal, du sieht wundervoll aus, Jess." Ich bedanke mich, wie es jede höfliche Dame so macht. ,,Ich will mit dir Spazieren gehen." Ich sehe ihn an und lache. 

,,Spazieren? Du?", frage ich im ernst. Er nickt. 

,,Ich gehe gerne spazieren. Du nicht?" Ich nicke eifrig. 

,,Doch doch. Ich dachte nur, dich würde das nicht so unbedingt interessieren." Er lächelt, kommt näher und zieht mich an sich. 

,,Wieso denn das?", fragt er leiser. Ich zucke mit den Schultern. 

,,Ich weiß nicht. Ich habe nicht wirklich drüber nachgedacht, das reiche Leute auch spazieren gehen", gebe ich zu. Es klingt natürlich wieder sehr dumm, aber ich denke halt nicht lange über sowas nach. Dave nickt. 

,,Ein sehr nachvollziehbarer Gedanke." Ich schlage ihn leicht und er lacht. 

,,Halt die Klappe. Mach mich nicht immer schlecht." Er küsst mich kurz und sieht mich an. 

,,Das ist nur ein Scherz. Ich finde, solange es mit einer besonderen Frau passiert, ist jeder Moment kostbar. Draußen ist es schön, du bist wunderschön, es passt." Ich lache. 

,,Da kann ich dir nicht widersprechen." 

,,Ich auch nicht." Ich schaue direkt zur Seite und würde diese Stimme, die sich tief in meinem Gehirn eingebrannt hat, von tausenden erkennen. Joshua.

I'm Yours.Where stories live. Discover now