Das ist Liebe.

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Es lohnt sich jetzt gar nicht mehr zur Schule zu gehen. Die werden es wohl verstehen, wenn ich zu tiefst traumatisiert bin. Ich liege also einfach da, meine Arme hinter meinem Kopf verschränkt und starre an die Decke. Worauf ich hoffe? Na dass das alles nur ein Traum ist, ich aufwache und es nie einen Dave Stark gegeben hat. Es wäre so viel einfacher damit klar zu kommen, dass er weg ist und diesmal ist er wirklich weg. Das ist doch zum Lachen. Da wünsche ich mir, dass er mich nicht mehr belästigt und jetzt liege ich hier und heule rum. Diese Zeit muss ich nutzen. Ich muss mir Klarheit verschaffen. Es kann so ja nicht weitergehen. Immerhin habe ich erst gestern mit ihm geschlafen. Gott, wie kann ein Mensch nur so dumm sein wie ich?

Das ist Liebe.

Scheiß drauf. Was hat Liebe schon schönes hervorgebracht? Mich,haha, aber ich scheine ein Abtöter jeglicher Liebe zu sein. Für mich ist da einfach kein Platz.

Gut, wer will sich schon selber bemitleiden? Dave ist sicher schon im Flieger und denkt gar nicht an mich. Ich denke auch für beide zusammen. Schluss! Ich gehe zu Gina!

-

,,Heute ist ein wundervoller Tag, um spazieren zu gehen. Was meinst du?" Gina schüttelt ihren Kopf. Sie sieht müde aus. Ich war das ganze Wochenende nicht da. Ob etwas passiert ist? ,,Ach komm schon. Das bringt dich auf andere Gedanken." Sie schaut ins Leere und eine Träne kullert ihr die Wange hinunter. Ich gehe zu ihr und lege mich aufs Bett. Sie lehnt ihren Kopf an meine Brust und ich streiche ihr Haar. ,,Ich weiß, mir geht es heute auch nicht so gut. Manchmal darf man weinen. Dann geht es wieder." Wir liegen lange so da, bis sie einschläft. Als Mama und Papa kommen, gehe ich. Es ist schon nach neun.

Der Weg ist kein besonders angenehmer Weg. Mich stört es, dass an den Laternenlichtern gespart wird. An jedem Baum sehe ich einen Schatten, aber das ist definitiv Paranoia.

Ich höre jemanden hinter mir. Ein Mann, er geht schnell. Atmet sehr laut. Kommt näher. Ich glaube es nicht. Nicht zwei Mal an einem Tag. Er ist schneller, kommt näher und steht neben mir. Kaum ist er an mir vorbei, normalisiert sich mein Puls und ich könnte mich glatt schlagen. Das ist ein alter Mann, der wahrscheinlich nach Hause geht. Ich schließe meine Augen und hole tief Luft. Ich bin doch total durch.

Ich öffne meine Augen und vom beruhigten Zustand ist nichts mehr da. Er sieht mich an. Von weiter Weg. Er steht einfach da und jetzt hebt er seine Hand und winkt mir. Mein Atem geht schneller, mein Herz schlägt im Rekordtempo. Mir ist die Angst auf die Stirn geschrieben. Jetzt grinst er und ich kann einfach nicht weggucken. Jetzt dreht er sich um und geht weg. Ich sehe ihn nicht mehr. Es fühlt sich an, als würde mich ein Blitz durchdringen. Ich schaue weg und renne nach Hause. Dort schließe ich die Tür und muss runter kommen. An ein Bad ist nicht zu denken. Nicht jetzt.

Gott, das wäre beruhigend.

,,Jess?!" Ich zucke zusammen. Es ist nur Kate. ,,Jess?" Sie kommt aus ihrem Zimmer und lächelt mich an. Erst jetzt bemerke ich was auf dem Wohnzimmertisch steht. ,,Ich habe nachgedacht und es tut mir schrecklich leid was ich dir die letzten Wochen zugemutet habe und noch mehr tut mir leid, dass ich unser Mädelswochenende versaut habe. Ich habe Eis und Titanic. Du musst nur noch entscheiden - Schoko oder Vanille?" Ich muss lächeln und umarme sie.

,,Ich könnte dir nie lange sauer sein." Sie lacht.

,,Natürlich nicht. Ich bin doch Kate. Deine super Mitbewohnerin", macht sie sich selber Komplimente. 

,,Übertreib'es nicht", hole ich sie wieder ab und sie zuckt ihre Schultern.

,,Mach ich nicht." Ich muss lächeln und ziehe mir meine Schlafsachen an. Wir kuscheln uns mit einer Decke vor den Fernseher und stopfen uns mit Eis, Schokolade und Chips voll. Ich bin im Paradies. Schon so lange habe ich sowas nicht gegessen.

I'm Yours.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt