2. Essen bei den Nachbarn

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"Herzlich Willkommen, nur rein in die gute Stube.", begrüßte uns ein Mann mittleren Alters und trat zur Seite. Er lächelte uns herzlich an. Es roch bereits kräftig nach Essen, als wir uns die Schuhe auszogen.

"Vielen Dank für die Einladung. Ich bin James. Das ist meine Frau Christin.", mein Vater deutete auf meine Mutter, ehe er seine Hand auf meine Schulter legte. "Und das ist meine bezaubernde Tochter Melissa.", fügte er schließlich hinzu.

"Mein Name ist Eden. Meine Kidies sitzen schon am Tisch. Folgen sie mir einfach.", sagte der Mann und ging mit uns in ein riesiges und ziemlich modernes Wohnzimmer. An dem dunklen Tisch saßen bereits fünf Leute und warteten scheinbar schon auf uns. Mit so vielen hätte ich nun wirklich nicht gerechnet.

"Alles ihre?", fragte meine Mum, welche anscheinend ebenfalls etwas verdutzt war. Doch lächelnd schüttelte Eden den Kopf.

"Nicht ganz. Der blonde", er deutete auf einen der zwei blonden Jungs am Tisch, welcher einen Arm um das einzige Mädchen gelegt hatte. "ist der Freund meiner einzigen Tochter. Und mein Ältester Sohn ist jetzt an die Uni, also kann er leider nicht hier sein.", stolz auf seine Kinder stützte Eden kurzzeitig die Hände an die Hüften, ließ sie aber schnell wieder sacken. "Immerhin einer der es jetzt mal geschafft hat. Meine anderen drei Jungs sind doch tatsächlich alle noch in der Zwölften kleben geblieben.", fügte er noch etwas leiser hinzu.

Allesamt saßen wir nun am Tisch und begannen zu essen. Meine Eltern unterhielten sich währenddessen mit ein paar Leuten am Tisch. Ich hingegen versuchte mich im Hintergrund zu halten. Dieser Plan wurde jedoch von Eden zerstört.

"Auf welche Schule gehst du denn jetzt Melissa?", fragte dieser interessiert, ehe er sein Glas Wasser an den Mund ansetzte. Fast alle Augenpaare richteten sich auf mich und sofort staute sich meine Unsicherheit wieder an.

"Ähm Roosevelt High glaub ich.", brachte ich irgendwie heraus. Mein Mund wurde augenblicklich ganz trocken, meine Hände dafür um so schwitziger.

"Wir auch.", sagte das braunhaarige Mädchen und lächelte mir freundlich zu, als ich meinen Blick von dem Teller erhob. Schwach versuchte ich das Lächeln zu erwidern.

Die Gespräche am Tisch wurde normal fortgesetzt, so dass ich wieder aufatmen konnte. Das braunhaarige Mädchen wurde jedoch von etwas anderem abgelenkt. Der Junge, welcher auch schon vorhin einen Arm um sie gelegt hatte, hatte sie bereits näher an sich gezogen. Erst verteilte er küsse auf ihrem Kopf, dann an ihrer Wange und schließlich küssten sie sich richtig.

"Muss das hier am Tisch sein?", fauchte Lance zu dem anderen Blonden. Vorher war mir garnicht aufgefallen, dass Lance direkt gegenüber von mir saß. Die Beiden lösten sich wieder schwerenherzens voneinander und das Mädchen kuschelte sich an die Schulter von dem Blonden.

"Müde Prinzessin?", flüsterte der Blonde zu dem Mädchen und sah sie mit einem liebevollen Blick an. Doch bevor es zum peinlichen Starren wurde wand ich meinen Blick lieber wieder von den Beiden ab.

Ich sah zu Lance, welcher nur kurz auf die Zwei neben sich deutete und die Augen verdrehte. Kurz lachte ich lautlos auf, sah dann aber wieder auf den Teller vor mir. Auch Lance lächelte soweit ich es erkennen konnte. Aber ich wollte nicht wieder hochsehen, da mir wie schonmal erwähnt, Blickkontakt unangenehm war.

"Mum, ich bin ziemlich müde und muss ja morgen in die Schule. Kann ich schon rüber?", log ich an meine Mutter gewandt, welche sich scheinbar köstlich amüsierte. Ich fühlte mich hier nicht wirklich wohl. Im Allgemeinen mochte ich Menschenansammlungen nicht so wirklich.

"Klar Schätzchen.", erwiderte sie etwas angetrunken. Ich erhob mich und wollte nach draußen laufen, doch bevor ich durch die Haustür verschwunden war, stand Lance auf einmal direkt vor mir. Ich erschrak mich total da ich nicht gemerkt hatte, dass er mir folgte. Lässig lehnte Lance sich an die eine Seite des Türrahmens.

"Ist alles in Ordnung?", fragte er in einer etwas tieferen Stimmlage als heute Mittag noch. Ich blickte nicht lange zu ihm hoch, doch es reichte um zu erkennen, dass Lance wiedermal seine Augenbrauen etwas zusammengezogen hatte.

"Alles bestens.", flüsterte ich und schlüpfte an ihm vorbei nach draußen. Warum zur Hölle hab ich geflüstert?!

Im Haus angekommen zog ich flink meinen Schuhen aus und spurtete hoch in mein Zimmer. Ich griff mir We are your friends (einer meiner Lieblingsfilme) aus dem Regal, legte ihn in den DVD-Player und schaute mir diesen an. Irgendwann wurden meine Augenlider immer schwerer, bis ich schließlich komplett einschlief.

Strange Neighbour Where stories live. Discover now