80. „Ich wohn hier."

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P.O.V Lance

Mein Bruder lief relativ schnell aber gleichzeitig auch bedacht leise den Flur entlang. Ich folgte ihm ebenso und es baute sich eine gewisse Anspannung in meinem Körper auf. Was war denn so wichtig? Was wollte er mir zeigen.

„Guck mal da rein.", sagte Enzo leise und deutete auf die Tür unseres ‚Spielzimmers'. Ich folgte seiner Aufforderung irritiert. Erst erkannte ich nur unseren Fernseher, die Spielkonsolen, den Tischkicker... bis ich zum Sofa blickte. Dort saß mein andere Bruder Alex. Doch lang nicht so niedergeschlagen wie die letzten Wochen. Er schien verdammt glücklich.

„Ich glaube, ich sollte jetzt gehen.", sagte plötzlich eine weibliche Stimme und richtete sich auf. Ihr Körper war vorher durch die Lehne des Sofas verdeckt wurden, nun aber erkannte ich braune schulterlange Haare. Gerade als Alex's Gesichtsausdruck etwas trauriger wirkte und er sich zu dem Mädchen drehte erkannte er mich im Türrahmen.

„Was machst du denn hier?", fragte Alex überrascht, während sich seine Augen immer weiter weiteten. Nun schnappte auch der Kopf der Brünetten zu mir. Auf den ersten Blick sah sie nicht unbedingt schlecht aus.

„Ich wohne hier.", sagte ich amüsiert, nachdem ich die Tür nun ganz geöffnet und mich an den Türrahmen gelehnt hatte. „Außerdem wollte Enzo mir unbedingt etwas zeigen.", ergänzte ich, wobei ich förmlich sehen konnte, wie das Mädchen rot wurde.

„Das ist Eleonora.", stellte mein Bruder mir kleinlaut besagte Brünette vor, welche zur Begrüßung nur kurz die Hand anhob. Ich erwiderte diese kleine Geste, machte aber keine Anstalten zu verschwinden.

„Ich geh dann jetzt wirklich mal.", sagte Eleonora, ehe sie aufstand und aus dem Zimmer verschwand. Ich versicherte mich noch, dass sie draußen war, ehe ich mich zu meinem Bruder auf die Couch setzte.

„Ein neues Mädchen also?", hackte ich noch viel amüsierter nach. Alex schien diese ganze Situation nämlich unangenehm hoch zehn zu sein. „Wie habt ihr euch den kennengelernt?", fragte ich, damit für ihn keine noch unangenehmere Stille entstand.

„Prudence meinte doch, ich solle mal Nachhilfe in Chemie geben.", antwortete Alex und verschränkte seine Arme vor der Brust. Das stimmte, denn er war verdammt gut darin. Unsere Schwester hatte gesagt, es würde ihn vielleicht noch mehr von Flora ablenken und nebenbei würde er damit auch anderen helfen. Und siehe da, scheinbar hat er jetzt dadurch sogar ein neues Mädchen kennengelernt.

„Und du stehst auf sie, richtig?", gab ich grinsend und gleichzeitig auch hoffnungsvoll von mir. Alex grinste ebenfalls kurz, ehe sich seine Mundwinkel wieder nach unten bogen. Fuck, es schien das falsche Thema zu sein.

„Jap, das tu ich. Aber sie hat einen Freund. Ich verliere meine Freundin aufgrund eines Typen und bekomm ein Mädchen nicht, aufgrund eines Typen.", sagte er komplett niedergeschlagen, wodurch ich es nur noch mehr bereute diese Schiene gestellt zu haben.

„Kennst du ihren Freund?", fragte ich ganz vorsichtig. Diese Frage würde ihn vielleicht nicht aufmuntern, aber wenigstens nicht verschlimmern.

„Hab ihn mal kurz getroffen, ja.", antwortete Alex, ehe er traurig aufstand und verschwand. Irgendwie musste sich dieses Mädchen doch in ihn verlieben, denn sie schien ihn glücklich zu machen.

P.O.V Melissa

„Was war den los?", fragte ich Lance, nachdem er endlich in die Küche kam. Er hatte einen grüblerischen Gesichtsausdruck, bis er mich entdeckte und seine Gesichtszüge weicher wurden.

„Ach nichts wichtiges.", sagte er gelassen und setzte sich mir gegenüber an den Tisch. Lance nahm sich einfach eines meiner belegten Brötchen, welche ich mir kurz zuvor erst gemacht hatte.

„Auch mal fragen?", sagte ich milde amüsiert und sah Lance mit erhobenen Augenbrauen an. Doch dieser zuckte bloß unbeeindruckt mit den Schultern.

„Du könntest es mir eh nicht übel nehmen.", sagte er grinsend, ehe er einen großen Bissen des Brötchens nahm. Damit hatte er wirklich nicht ganz unrecht. Ich könnte ihm wegen sowas niemals böse sein.

„Da hast du recht.", sagte ich, ehe nun auch ich mein anderes Brötchen weiter aß. Zwischen uns wurde es nun ruhiger. Beide aßen wir nur so vor uns hin. Gedanken an vorhin kamen wieder in mir hoch, aber ebenfalls wieder Gedanken von früher. Wie schon beim letzten Mal, dieses Mal aber brauchte ich nur von meinem Brötchen aufzusehen. Lance lächelte mich an, als er meinen Blick bemerkte und sofort wurde es mir wärmer ums Herz.

„Wo gehst du hin?", fragte Lance plötzlich, doch sah an mir vorbei. Ich drehte mich in seine Blickrichtung um und sah Lorenzo, welche sich im Flur gerade die Schuhe anzog.

„Raus.", erwiderte er verdammt knapp, ehe auch schon die Tür ins Schloss fiel. Lance' Gesicht war nun viel härter. Hatte es etwas mit der Sache zu tun, weshalb Enzo Lance vorhin gebraucht hatte?

„Alles klar...", hauchte Lance leicht säuerlich über seinen Bruder und biss nochmals kräftig in sein, oder besser gesagt mein, Brötchen.

Ich werde versuchen, dieses Buch in den nächsten Kapiteln zu beenden. Außer ihr habt noch Ideen, was ich noch schreiben könnte.☺️

Strange Neighbour Where stories live. Discover now