61. Plätzchenbacken

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P.O.V Lance

„Bald ist Weihnachten!", stellte Enzo erfreut fest, als wir mal wieder beim Mittagessen saßen. Im Allgemeinen war er in letzter Zeit verdammt gut gelaunt, was den totalen Kontrast zu Alex darstellte. Ihm war in dem Moment immer alles scheißegal und auch seine Körperhaltung war ziemlich schlaff.

„Es ist der erste Dezember. Da dauert es noch ein bisschen.", sagte Alex genervt und tippte auf seinem Handy herum. Wie schon erwähnt, er strahlte nicht gerade die beste Laune aus. Seit Flora und er sich getrennt hatten, sah ich sie kaum noch. Auch Prudence war oft nicht da. Für sie war es bestimmt eine besonders blöde Situation. Denn natürlich wollte sie sowohl für ihren Bruder als auch für ihre beste Freundin da sein. Obwohl ich dies nicht wirklich nachvollziehen konnte. Schließlich hat Flora Alex betrogen, also sollte sie meiner Meinung nach von Mitleid und Trost verschont bleiben.

„Apropos Weihnachten. Ich backe heute Plätzchen. Hast du Lust mitzumachen?", fragte mich Melissa, welche neben mir saß. Obwohl wir unsere Beziehung nicht gerade verheimlichten, hatten meine Brüder noch nichts bemerkt. Naja ok... wir küssten uns auch so gut wie nie in der Öffentlichkeit.

„Klar, aber ich bin da keine so große Hilfe.", sagte ich, während ich sie anlächelte. Sie erwiderte dies, wodurch mein Herz einen kleinen Hüpfer machte. Um ganz ehrlich zu sein, hasste ich es zu backen oder zu kochen. Doch um Zeit mit ihr zu verbringen würde ich selbst das machen.

„Ach das macht nichts. Ich zeig dir, wie's geht.", sagte Melissa glücklich, wobei ihre Augen wieder Mal so verdammt süß auffunkelten. Wie ich es liebte, wenn sie mich so ansah...

„Ich kann dich heute übrigens nicht nach Hause fahren. Hab ne Stunde länger als du.", sagte ich und griff nach ihrer Hand. Sanft strich ich über ihren Handrücken, was die Anderen aber nicht sehen konnten, da unsere Hände durch den Tisch verdeckt wurden.

„Ich warte einfach in der Schule.", sagte sie und blickte gedankenverloren auf unsere Hände. Ich weiß nicht warum, aber es erwärmte mein Herz, dass sie mit mir fahren wollte. „Ich meine, ich bin auf dem Dorf aufgewachsen. Da ist man froh wenn ein Bus aller einer Stunde fährt.", fügte sie noch lächelnd hinzu.

„Wenn du meinst.", sagte ich zufrieden. Auch wenn es kitschig klingt, genoss ich jeden Moment denn ich mit ihr verbrachte. Am Liebsten würde ich diese dumme Biostunde ausfallen lassen, damit ich sie nicht warten lassen müsste.

P.O.V Melissa

Als Lance meinte, dass er keine große Hilfe sei hätte ich nicht gedacht, dass er damit meint er könne so überhaupt garnicht backen. Schon allein als wir den Teig zubereitet hatten, musste ich kleine Teile der Eierschalen aus dem Teig herausfischen oder aufpassen, dass er statt Zucker nicht Salz in die Schüssel gab. Doch ich rechnete es Lance trotzdem hoch an, dass er nicht aufgab. Er versuchte sein Bestes und nur das zählt am Ende.

„Kannst du bitte den Teig ausrollen?", fragte ich Lance und zeigte auf das Nudelholz, während ich dabei war die Bleche mit Backpapier abzudecken. Ich hatte mich dafür entschieden manche Plätzchen mit Schokolade und manche mit normalem Zuckerguss zu glasieren.

„Äh ja klar.", sagte er und machte sich sofort an die Arbeit. Doch schon allein aus dem Augenwinkel bemerkte ich, dass dies scheinbar wieder nichts wurde. Zwar war der Teig inzwischen wieder schön weich, doch Lance bekam es trotzdem nicht hin diesen auszurollen.

„Wenn du Mehl an das Nudelholz machst, gehts einfacher.", sagte ich, während ich neben ihn trat und das Nudelholz bereits mit etwas Mehl bedeckte. Diesmal klappte es deutlich besser, da der Teig nichtmehr an dem Holz haften blieb.

„Geht der Teig so?", fragte Lance nach einiger Zeit etwas unbeholfen nach meiner Meinung. Ich sah auf die Arbeitsfläche und musste schmunzeln. Der Teig war viel zu dick ausgerollt und an vielen Stellen uneben. Ich schlüpfte schnell unter seinem Arm durch, sodass ich vor ihm stand.

„Nein warte, ich zeig dir wie man das macht.", sagte ich noch immer schmunzelnd und legte meine kleineren Hände auf seine, welche auf den Griffen des Nudelholzes ruhten. „Du musst ein kleines bisschen mehr aufdrücken. Und das gleichmäßiger.", sagte ich, wobei ich es auch gleichzeitig demonstrierte. Lance machte diese Bewegung mit seinen Händen mit, doch ließ mich schon ziemlich bald erstarren. Ich spürte seine Lippen nämlich sanft in meinem Nacken. Er liebkoste mit seinen Lippen sanft diese Stelle, wodurch mir fast ein kleines Keuchen entfuhren wäre. Langsam nahm ich meine Hände von seinen und drehte mich zu ihm um. Es lag ein kleines warmes Lächeln auf seinem Gesicht, welches sich aber in ein ziemlich breites entwickelte, als er mich ansah. „Was ist?", fragte ich Lance etwas verunsichert.

„Du hast da Mehl.", sagte Lance und fuhr mit seinem Zeigefinger kurz über meine Nasenspitze, um es zu entfernen. „Backen ist nicht so meins. Wie wär's, wenn wir etwas anderes machen?", schlug er vor, wobei ich jedoch eindeutig hören konnte, dass er alles außer Backen machen wollte. Doch da musste er jetzt durch. Ich hatte ihm Angeboten mitzumachen, nicht gezwungen.

„Können wir, wenn wir damit fertig sind.", sagte ich und drehte mich gleichzeitig wieder zu dem Teig um. Schließlich machten sich die Plätzchen nicht von selbst und ich brauchte welche in der Weihnachtszeit. Lance stand nur schweigend hinter mir und hätte ich nicht seinen leisen Atem gehört, hätte ich gedacht er wäre schon längst gegangen. Doch das war er nicht, denn kurz darauf spürte ich seine Hände an meiner Taille, welche begannen mich zu kitzeln. Oh bitte nicht schon wieder...

Ich brach wie auch schon beim letzten Mal sofort in Gelächter aus, auf welches Lance mit einstimmte. Dieses Mal jedoch versuchte ich mich etwas zu wehren. Ich versuchte ihm zu entkommen, auch wenn es durch das ganze Lachen kaum möglich war. Ab und zu schaffte ich es kurz seinen Händen zu entkommen, aber kurz darauf hatte er mich schon wieder eingeholt. Da ich wirklich überall kitzelig war, war es egal wo Lance mich berührte. Ich musste durchgängig lachen und überlegte, wie ich dies stoppen konnte. Auch wenn Kitzeln die süßeste Foltermethode war, hatte ich langsam Bauchschmerzen vor Lachen.
Inzwischen hatte mich Lance etwas gegen unseren Kühlschrank gedrückt, damit ich nichtmehr entkam. Mir fiel in diesem Moment eine Sache ein, wie ich ihn zum Stoppen bringen konnte.

Mit letzter Kraft nahm ich sein lachendes Gesicht in meine Hände und drückte meine Lippen auf seine. Erst total überrascht ließ er Gott sei Dank seine Hände stillstehen, ehe er den Kuss erwiderte. Im Gegensatz du dieser Kitzelattacke war der Kuss ruhig. Unsere Lippen bewegten sich ganz langsam gegeneinander, wobei mein Körper immer mehr kribbelte. Mir wurde immer wärmer, als ich eine Hand in seinen Haaren vergrub und anfing leicht an den Enden zu ziehen. Als wir unser Lippen voneinander lösten, trennten sich unsere Körper nicht. Lance legte lächelnd und mit noch geschlossenen Augen seine Stirn gegen meine, als ich etwas sagte, was zwar der Wahrheit entsprach, ich aber garnicht sagen wollte.

„Ich liebe dich."

Ups, da hat sie es gesagt. Wie wird Lance wohl darauf reagieren?

Strange Neighbour Where stories live. Discover now